Je weitreichender die geplante strategische Neuausrichtung der Credit Suisse wird, desto wahrscheinlicher wird eine Kapitalerhöhung. Doch diese Erkenntnis belastet die Aktie und erschwert es umso mehr, die erforderlichen Mittel zu finden. 

Die Aktie der Credit Suisse (CS) hat noch immer keinen Boden gefunden. Am (heutigen) Donnerstagmorgen rutschte der Titel deutlich unter die Marke von 4 Franken und notierte zeitweilig mit einem Minus von 5,8 Prozent auf 3.80.

Der Hauptgrund dafür ist die Annahme, dass der Verkauf von Unternehmenseinheiten nicht ausreichen könnte, um angesichts der schwachen organischen Kapitalgenerierung, der schwierigen Marktbedingungen und der bevorstehenden Basel-III-Reformen eine ausreichende Kapitalbasis zu erhalten.

Massive Verwässerung

Zu diesem Fazit kommt Andreas Venditti, der Banken-Analyst des Schweizer Investmenthauses Vontobel in einem Kommentar vom Donnerstag. Vor diesem Hintergrund rechnet er mit einer Kapitalerhöhung im Umfang von 4 Milliarden Franken, was zu einer massiven (Gewinn-)Verwässerung führen würde; unter diesen Prämissen hat er sein Kursziel von bislang 5.80 Franken auf 4.00 Franken reduziert.

Je tiefer der Kurs, desto mehr neue Aktien braucht es, um die nötige Summe einzuspielen, und umso grösser ist die Verwässerung des bestehenden Aktionariats. Angesichts einer Börsenkapitalisierung von nur noch knapp 10 Milliarden Franken wäre die Herausforderung enorm, auf diesem Weg 4 Milliarden Franken einzuspielen.

Schlechte Marktbedingungen belasten

Trotzdem erscheint eine Kapitalerhöhung umso wahrscheinlicher, je weitreichender die geplante strategische Neuausrichtung ist, welche die CS am Investorentag vom 27. Oktober 2022 präsentieren wird.

Denn die organische Kapitalgenerierung, die in der Folge aus dem Umbau resultieren sollte, dürfte einerseits durch die hohen Restrukturierungs- und Ausstiegskosten, und andererseits durch die derzeit schlechten Marktbedingungen beeinträchtigt werden, wie Venditti befürchtet.

Zur Diskussion stehen eine Umgestaltung der Investmentbank hin zu einem kapitalschonenden, beratungsorientierten Geschäft sowie einem stärkeren Fokus auf den Handel. Ausserdem steht eine Prüfung strategischer Optionen für das Geschäft mit verbrieften Produkten an sowie potenzieller Verkäufe von Vermögenswerten.

Wiederbelebung der Strategic Resolution Unit?

Bereits im vergangenen August waren die Banken-Analysten der Deutschen Bank zum Schluss gekommen, dass der CS rund 4 Milliarden Franken an Kapital fehlen, wie auch finews.ch berichtet hatte.

Banken-Analyst Venditti von Vontobel geht nun noch einen Schritt weiter und hält es für möglich, dass die CS auch ihre Strategic Resolution Unit (SRU) wiederbeleben könnte. Diese Geschäftseinheit konsolidierte in der Vergangenheit die verbleibenden Portfolios der früheren nicht-strategischen Einheiten sowie zusätzliche Geschäfte und Positionen, die nicht zur strategischen Ausrichtung passten.

Die SRU der CS verzeichnete zwischen 2015 und 2018 Verluste in der Höhe von 12 Milliarden Franken. Im Vergleich dazu könnte sich das Marktumfeld in den nächsten Jahren jedoch als schlechter erweisen, stellt Venditti fest.

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