Der Chef des früheren Credit Suisse-Grossaktionärs Harris Associates hat sich in einem Interview zurückhaltend zum Ausblick der Grossbank geäussert. Die Aktie der Grossbank fährt im Nachgang der gestrigen Zahlenpublikation Achterbahn.

Im vergangenen Sommer hatte Harris Associates seinen Anteil an der Credit Suisse auf etwas über 10 Prozent beziffert. Im Januar sank der Anteil des Investmentfonds dann unter die meldepflichtige Schwelle von 3 Prozent.

In einem Interview mit «Citywire» äusserte sich der Harris-Chef David Herro kritisch zur Entwicklung der Bank in den vergangenen Jahren. Im vergangenen November begrüsste der US-Finanzinvestor den jüngste Strategiewechsel zwar noch ausdrücklich. Doch die Abtrennung des Investmentbanking sei teuer und mit dem Verkauf der Sparte Verbriefte Produkte komme es zu einem Abfluss von Kapital.

Harris hält seit fast 20 Jahren Anteile an der Credit Suisse. Der Investor hatte seinen Anteil während der Finanzkrise reduziert und danach wieder ausgebaut. «Rückblickend war das ein Fehler», sagte Harro in dem Interview.

Pläne nicht umgesetzt

«Wir dachten, die Credit Suisse würde sich auf ihre drei Hauptgeschäftsbereiche konzentrieren – Private Banking, Asset Management und die Swiss Universal Bank. Das vierte Geschäft – das Investmentbanking – hat den anderen drei leider die Erträge geraubt», sagte Harro. Verschiedene Verwaltungsratspräsidenten hätten angekündigt, das Investmentbanking zurückzufahren und die Risiken zu verringern. «Wir waren damit einverstanden, aber sie haben diesen Plan nicht umgesetzt.»

Als Gründe für den Abbau der Beteiligung nennt der Harris-Chef die Kosten für den Teil-Verkauf des Investmentbanking. «Mit dem Verkauf der Sparte für verbriefte Produkte gingen latente Steueransprüche einher, die als Kapital angerechnet wurden. Sie mussten also Kapital beschaffen.» Zudem wisse man nicht, welchen Preis die CS für den Verkauf bekommen habe.

«Deshalb änderte der Finanzinvestor seine Meinung über die Grossbank und baute Aktienpositionen ab. «Wir sind zuversichtlich, dass es einen Wert gibt, aber sie müssen das Ruder herumreissen», so Harro weiter.

Kurssturz nach Zahlen

Die CS-Aktien haben nach der Zahlenvorlage einen erneuten Kurssturz hinter sich. Am Donnerstag ging es um rund 15 Prozent nach unten und am Morgen fielen die Titel bis auf 2.70 Franken zunächst weiter. Inzwischen hat sich der Kurs auf 2.84 Franken wieder etwas erholt, ein Tages-Plus von 2,2 Prozent.

Die gestern vorgelegten Zahlen wurden von den Analysten nicht als Aufbruchssignal gewertet. Als kritische Punkte werden das schwindende Kundenvertrauen, geringere verwaltete Vermögen und ungünstige Marktbedingungen gesehen. Es hagelte eine Reihe von Kurszielsenkungen, wie die Nachrichtenagentur «AWP« berichtete.

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