Der Aktienkurs der Credit Suisse durchbricht ein Allzeittief nach dem anderen. Marktkenner wollen sich nicht auf eine Untergrenze für die Bewertung der Grossbank mehr festlegen.

Mit 2.12 Franken hat sich die Aktie der Credit Suisse (CS) am (gestrigen) Montag zwar oberhalb der 2-Franken-Grenze halten können. Dennoch notierte der Kurs der zweitgrössten Schweizer Bank damit zeitweilig auf einem neuen Tiefstand.

Rücksetzer von mehr als 10 Prozent keine Seltenheit mehr

Dies, nachdem die Aktie bereits am vergangen Freitag bei 2.41 Franken einen Tiefpunkt erreicht hatte. Abgaben von mehr als 10 Prozent innert Tagesfrist sind bei der CS inzwischen keine Seltenheit mehr. Mit 9,83 Milliarden Franken Marktkapitalisierung handelt das Geldhaus inzwischen noch zu einem Fünftel des inneren Werts.

Der Kurssturz war diesmal nicht hausgemacht: Wie Bankwerte in aller Welt gerieten die CS-Titel zum Wochenauftakt in den Bann eines von den USA ausgehenden Bebens. Dort sind nach den Pleiten der Silicon Valley Bank und der Krypto-Finanziererin Silvergate Capital die Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Aufsichtsbehörden aktiv geworden. Sie stellen sämtlichen heimischen Instituten eine Notfinanzierung in Aussicht, um den Befürchtungen einer grösseren Bankenkrise entgegenzuwirken.

Kursziele in luftiger Höhe

Das konnte allerdings nicht verhindern, dass auch die Aktienkurse von hiesigen Geldhäusern in Mitleidenschaft gezogen wurden. Doch während die Titel von UBS, Julius Bär und EFG International am Montag einstelligen Buchverluste einstecken mussten, verloren die CS-Namen zeitweilig mehr als 14 Prozent.

Und die Frage steht im Raum: Wie tief können die CS-Titel noch fallen, gibt es eine Grenze nach unten? finews.ch hat mehrere Marktkenner befragt, die der Aktie folgen, aber nicht namentlich genannt werden möchten. Obwohl alle von ihnen Kursziele und Empfehlungen für die CS veröffentlichen, mag sich keine und keiner auf einen «Widerstand» nach unten festlegen. Eine überwiegende Anzahl von zwölf Analysten bevorzugt derzeit, den Titel zu halten, bei einem mittleren Kursziel für die nächsten zwölf Monate von 3.70 Franken.

In Szenarien denken

Ein Marktbeobachter, der sein Kursziel selber deutlich über 3 Franken angesetzt hat, sagt, er finde es schwierig, den CS-Namen noch einen fairen Wert zuzuordnen. Angesichts der Restrukturierung der Bank und dem jetzigen «Stresstest» aus den USA für die Bankbranche sei es praktisch unmöglich, einen Fixpunkt zu finden, an dem man mit Rechenmodellen anknüpfen könnte.

«Man ist gezwungen, mit Szenarien zu arbeiten», so der Analyst. Diese seien jeweils zwischen einem Untergang der Bank und einer Erholung bis im Jahr 2025 anzusiedeln. «Die Aktie ist ein Hochrisiko-Investment geworden, und das spiegelt sich an der Börse wider», sagt er. Die Antwort auf die Frage, wie tief der Aktienkurs der Grossbank noch fallen kann, ist demnach einigermassen unbefriedigend: es kommt auf das Szenario an.

Goldene Gelegenheiten

Dennoch hat die CS-Spitze nun zwei goldene Gelegenheiten, der Unsicherheit an den Märkten entgegenzuwirken. Am Dienstag Vormittag darf sie an einer von der US-Konkurrentin Morgan Stanley ausgerichteten Investorenkonferenz über das bisher Erreichte berichten. Besonders genau werden die Konferenzteilnehmer beim Thema Abflüsse hinhören – die Bank hat im vierten Quartal 2022 netto mehr als 110 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren.

Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben ist zudem der Geschäftsbericht des Geldhauses. Dessen Publikation hatte die CS vergangenen Woche nach einer Intervention des US-Börsenaufsicht SEC überraschend verschoben, wie auch finews.ch berichtete. Nun könnte die Veröffentlichung ebenfalls am Dienstag erfolgen.

Besser schlechtere Nachrichten als gar keine

Traditionell bietet die Rückblende ins vergangenen Jahr auch eine Plattform, um über das aktuelle Geschäft zu berichten. Im Falle der CS wären gegenwärtig sogar schlechte Nachrichten wohl besser als gar keine Neuigkeiten.

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