Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS schafft immer neue Superlative – das zeigt sich auch an den jüngsten Zahlen, die mit dem Deal einhergehen. finews.ch hat Billionen- und Milliarden-schwere Aufreger zusammengetragen.

35’000 Milliarden Franken an Derivaten in der Bilanz

Diese immense Summe hat jüngst die Parlamentarier in Bern aufgeschreckt, nachdem die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Zahl in einem Bericht zuhanden der Finanzkommission des Ständerarts nannte. Wie die «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, handelt es sich dabei um die Nominalwerte der Finanzderivate bei der UBS nach vollzogener Übernahme der CS. Der Nominalwert entspricht aber nicht zwingend dem tatsächlichen Preis, wenn das Derivat zu einem bestimmten Zeitpunkt verkauft würde.

Dieser «faire» oder ökonomische Wert lag laut dem Bericht Ende 2022 bei den beiden Banken zusammen bei 450 bis 500 Milliarden Franken. Das ist zwar massiv weniger, aber immer noch sehr viel.

5’000 Milliarden Dollar als neues «Powerhouse»

Das ist die grosse Ambition des Zusammenschlusses: Die neue UBS-CS würde mit verwalteten Kundengeldern von 5 Billionen Dollar endgültig zur weltgrössten Vermögensverwaltungsbank avancieren und damit selbst die amerikanische Grossbank Morgan Stanley hinter sich lassen. Noch sind zwar die Geldabflüsse im Wealth Management der CS nicht gestoppt – dennoch kommen Analysten angesichts dieses Potenzials ins Schwärmen.

So schätzten die Experten der US-Bank J.P. Morgan, dass der kombinierte Konzern im Geschäft mit reichen Privatkunden ab 2027 in der Lage sei, pro Jahr 150 Milliarden Dollar an Neugeldern einzusammeln. Das entspricht alle drei Jahre einer neuen Bank Julius Bär nach Kundenvermögen.

259 Milliarden Franken als Garantien der öffentlichen Hand

Der Bund hat sich bei diesem Rettungspaket zu Garantien für total 109 Milliarden Franken verpflichtet, 100 Milliarden gegenüber der Nationalbank und 9 Milliarden gegenüber der UBS für etwaige Verluste aus dem Verkauf von schwierig einzuschätzenden Wertpapieren im CS-Portfolio. Die Rechnung für den Steuerzahler könnte im schlimmsten Fall also gesalzen ausfallen und hat im Parlament mit der Ablehnung dieses Pakets schon für viel Unmut gesorgt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wiederum hat für die Rettung der CS drei Liquiditätshilfen gewährt, die sich auf maximal 250 Milliarden Franken summieren.

Die sogenannten Emergency Liquidity Assistance Plus Darlehen (ELA+) über insgesamt 100 Milliarden Franken vergibt die SNB auf eigenes Risiko. Weitere 100 Milliarden Franken werden vom Bund garantiert. Kurz vor der Übernahme gewährte die Nationalbank zudem ein zinsloses Darlehen über 50 Milliarden Franken.

44 Milliarden Dollar kostet der Betrieb der gemeinsamen Bank

Die UBS hat ihren Aktionären versprochen, bei der Integration der CS bis im Jahr 2027 rund 8 Milliarden Dollar einzusparen, davon 6 Milliarden Dollar beim Personal. Angesichts der enormen Kosten, die sich aus der kombinierten Bank zumindest pro forma ergeben, wäre das wohl ein Tropfen auf den heissen Stein. Laut dem UBS-Bericht zuhanden der US-Börsenaufsicht vom (gestrigen) Dienstag wären die operativen Ausgaben der UBS-CS Ende 2022 bei knapp 44 Milliarden Dollar gelegen.

Dem standen operative Erträge von wenig mehr als 43,3 Milliarden Dollar gegenüber. Will heissen: rein operativ besehen stünde das kombinierte Unternehmen von Anfang an im Minus.

34,8 Milliarden Dollar, wenn der Gewinn explodiert

Um diese gigantische Summe könnte der Gewinn der UBS im zweiten Quartal 2023 explodieren. Der Grund dafür liegt in einem ganz legalen buchhalterischen Kniff: Die zu einem Schnäppchenpreis übernommene CS ist mit einem negativen Goodwill in den Büchern gelandet, der zu positiven Zuschreibungen führen kann, sobald sich die angesichts des Kollapses der CS dramatisch tief gestapelte Werthaltigkeit der Bank wieder erholt. Allerdings handelt es sich dabei einen einmaligen Buchgewinn, der quasi bloss auf dem Papier besteht.

Für den langfristigen Erfolg der Akquisition ist entscheidender, dass der UBS die komplexe und politisch heikle Integration der CS gelingt, ohne sich neue Risiken aufzuladen.

4 Milliarden Dollar zusätzlich wegen CS-Skandalen

Die Übernahme der Altlasten aus den zahlreichen Skandalen, welche die CS in den vergangenen Jahren erlebt hat, sind beim Kauf der Grossbank von Anfang an «inbegriffen» gewesen. Im SEC-Filing hat die UBS nun provisorisch zusätzliche Rückstellungen für Rechtsrisiken im Umfang von 4 Milliarden Dollar vorgenommen. Die Grossbank fürchtet unter anderem, dass die bereits lancierten Sammelklagen wegen Verlusten auf CS-Pflichtwandelanleihen (AT1-Bonds) auch das kombinierte Unternehmen treffen.

1 Milliarde Dollar mehr dank Paradeplatz 8 & Co

Die CS hat in den vergangenen Jahren notgedrungen viel Tafelsilber verkauft. So etwa den Üetlihof in Zürich oder das Grieder-Haus an der noblen Bahnhofstrasse in der Limmatstadt. Im Besitz der Bank sind unter anderem das altehrwürdige Hauptquartier am Paradeplatz 8 und das Nobelhotel Savoy verblieben – nur um nun an die UBS zu gehen. Im Statement für die US-Börsenaufsicht SEC hat die Käuferin nun den Wert der gehaltenen Liegenschaften um 1 Milliarden Dollar nach oben korrigiert. Dies nach einer Voranalyse der von der CS gehaltenen Gebäude und Grundstücke.

In der provisorischen Bilanz werden die Immobilien allerdings zusammen mit dem Gegenwert von eigener Software verbucht – und dort will die UBS aufgrund möglicherweise redundanter CS-Informatik eine Wertberichtigung um 2 Milliarden Dollar vornehmen. Insgesamt kommt der Posten auf einem provisorischen Wert von 16,2 Milliarden Dollar zu liegen.

3 Millionen Dollar für einen Anruf

Ab diesem vergleichsweise kleinen «Ticket» müssen CS-Banker künftig ihre Vorgesetzten bei der UBS anrufen, wenn sie einen Vertrag mit einer Gegenpartei eingehen wollen. Dies ging ebenfalls aus den Angaben der UBS zuhanden der US-Börsenaufsicht hervor. Höhere Limiten für die Meldepflicht beim neuen Eigentümer gelten etwa für Investitionen des Unternehmens oder Kreditfazilitäten an Firmen.

124'000 Angestellte – noch

Die beiden Banken beschäftigten vor der Fusion zusammengerechnet rund 124'000 Personen. Von den 74’000 Angestellten, die Ende Jahr 2022 auf Vollzeitbasis bei der UBS auf der Lohnliste waren, kamen rund 20'000 aus der Schweiz. Bei der CS arbeiteten von den zuletzt noch mehr als 50'000 Beschäftigten hierzulande rund 16'000 Personen. Zusammen kämen die Banken also im Heimmarkt auf etwa 36'000 Stellen. Dem Zusammenschluss werden jedoch viele Stellen zum Opfer fallen.

Die Ökonomen von BAK schätzen das Rationalisierungspotenzial der beiden vereinten Banken in der Grössenordnung von 9'500 bis 12'000 Stellen. Bis zum Abschluss der Integration würde also jede dritte Bankerin und jeder dritte Banker bei CS oder UBS seine Stelle verlieren. Selbst bei solch grossen personellen Einschnitten wird die neue UBS eine der grössten Arbeitgeberinnen der Schweiz bleiben. Von den Schweizer Unternehmen kann bloss der Nahrungsmittelkonzern Nestlé mit weltweit rund 275’00 Angestellten die kombinierte Bank deutlich überflügeln. Abgesehen davon steht die Bank in einer Reihe mit den Pharmakonzernen Roche und Novartis oder dem Technologieunternehmen ABB.


Mitarbeit: Fredy Greuter und Samuel Gerber

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