Das Zürcher Traditionshaus wirbt damit, eine «Pure Play»-Privatbank zu sein. Nun belastet aber ausgerechnet das Kreditgeschäft den Jahresabschluss von Julius Bär. Das sollte auch Konkurrenten eine Warnung sein.

Noch vor dem «Black Friday» Ende Woche erlebt Julius Bär einen schwarzen Montag. Wie die Privatbanken-Gruppe mitteilte, hat sie auf ihrem Kreditbuch Wertberichtigungen von 82 Millionen Franken vornehmen müssen. Hauptsächlich wegen dieser Millionenrückstellung warnte das Institut nun, dass der Jahresgewinn 2023 unter dem Vorjahreswert zu liegen kommt.

Die Börsianer reagierten zum Handelsauftakt ungnädig – die Bär-Namen verloren zweitweilig fast 7 Prozent an Wert. Die geharnischte Reaktion der Investoren ist auch insofern nachvollziehbar, als sie eigentlich aus der Kredit-Ecke bei Julius Bär nicht mit schlechten Nachrichten rechnen müssten. Schliesslich bewirbt sich das Unternehmen als «Pure Play» Privatbank, setzt also den Fokus auf das Bilanz-schonende Vermögensverwaltungsgeschäft.

Gut 42 Milliarden Franken an Krediten

Dabei geht zuweilen unter, dass die «Bären» Milliardenkredite in ihren Büchern stehen haben. Im ersten Halbjahr 2023 summierten sich die Ausleihungen auf 42,8 Milliarden, 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon entfielen 34,6 Milliarden Franken auf Lombardkredite und 8,1 Milliarden Franken auf Hypotheken (damals ein Plus von 1 Prozent).

Natürlich, Wertschriften-Portfolios und Immobilien sind integraler Bestandteil des Vermögens der wohlhabenden Klientel, welche Julius Bär ansprechen möchte. Da ist es naheliegend, dass man auf diese Assets auch gleich Kredite vergibt. Dennoch: ganz so lupenreines Private Banking ist das dann nicht mehr.

René Benko in der Bredouille

Vor allem dann nicht, wenn die Bonität der Gläubiger in Zweifel steht. Das Unternehmen hat sich zwar am Montag explizit nicht dazu geäussert, an wen die fraglichen Kredite gegangen sind. Laut Medienberichten soll Julius Bär aber vor vier Jahren den Kauf der Globus-Gruppe durch den österreichischen Investor René Benko und seine thailändischen Partner finanziert haben. Dabei soll es laut dem Finanz-Blogs «Inside Paradeplatz» um Kredite von deutlich über einer halben Milliarde Franken gehen.

Die Indizien zeigen nun in diese Richtung. Wie Julius Bär anlässlich des Interim-Statements aufschlüsselte, sind von den Wertberichtigungen rund 70 Millionen Franken nach dem 31. Oktober im Kreditportfolio der Gruppe gebucht worden. Das war der Zeitpunkt, als Benkos verschachteltes Firmen- und Immobilien-Imperium Sigma mit Verlusten und Bonität-Rückstufungen von sich reden machte. Dies könnte die Bankmanager in der Schweiz zum Handeln veranlasst haben.

Lukrativer Nebenverdienst

Ob Benko oder nicht – der Millionenabschreiber sollte auch Konkurrenten eine Warnung sein. Nicht nur das «Lending» mit Lombardkrediten gegen Wertschriften als Sicherheit wird von Schweizer Privatbanken gerne angeboten. So manches Haus leistet sich auch ein Team im Bereich «Corporate Advisory», um reichen Unternehmern auch in ihrem Firmenkunden-Geschäft zur Hand zu gehen. Das kann sich als lukrativer Zusatzverdienst erweisen, so lange die Unternehmungen der Kundschaft selber erfolgreich unterwegs sind.

Dreht aber der Wind, und die Firmen haben wie im Moment mit höheren Zinsen und von der Inflation verschreckten Konsumenten zu kämpfen, kann sich das Zubrot mit der Firmenberatung schnell als belastender Hemmschuh erweisen. Das Sprichwort, dass ein Schuster am besten bei seinen Leisten bleibe, gewinnt dann wieder mehr an Klang.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.53%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.02%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.04%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.91%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel