Die zweite Amtszeit von Sergio Ermotti als UBS-Chef hat eben erst begonnen. Doch Bankpräsident Colm Kelleher denkt bereits über eine Nachfolgeregelung nach – er will Kandidatinnen und Kandidaten für den Fall der Fälle parat haben.

Der Zeithorizont, an den Sergio Ermotti bei der Umsetzung der Integration der zwangsübernommenen Credit Suisse (CS) denkt, ist klar. Die Realisierung wird bis mindestens Ende 2026 dauern, wird er nicht müde zu betonen. Auch macht er deutlich, dass er mindestens so lange auf dem Chefposten bleiben will, bis die Mammut-Aufgabe abgeschlossen ist.

Dannzumal wird sich die einzig verbleibende internationale Schweizer Grossbank die Frage stellen müssen, wer auf den heute 63-jährigen Top-Manager folgen wird.

Innert zwei Jahren soll Liste stehen

Colm Kelleher, der Präsident des Verwaltungsrats der UBS, will für den Fall der Fälle gerüstet sein. Man werde innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Liste von drei potenziellen Nachfolgern für Konzernchef Ermotti aufstellen, sagte er am «Global Banking Summit» der «Financial Times» am Dienstag in London.

Kelleher sagte an der Konferenz, dass auch externe Kandidaten in Betracht gezogen würden. Damit soll der Wettbewerb um einen der wichtigsten Posten im globalen Bankgeschäft gestärkt werden.

«Er ist nicht mehr so jung wie andere»

Der Bankpräsident erklärte weiter, er würde gerne einem Verfahren folgen, wie es bei seinem früheren Arbeitgeber Morgan Stanley zur Anwendung gelangte. Dort wurden Anfang 2023 mindestens drei interne Anwärter auf die Nachfolge des scheidenden Chief Executive James Gorman benannt.

Bereits im vergangenen März, als Ermotti zur UBS zurückkehrte, habe er mit den Tessiner vereinbart, dass man eine Auswahlliste potenzieller Nachfolger erstellen will. Die Aufgabe des CEO sei es, sich auf die Integration des übernommenen CS-Geschäfts zu konzentrieren.

«Ich habe beim Abendessen mit Sergio darüber gesprochen, als er zustimmt hat, zurückzukommen», sagte Kelleher. «In ihm steckt noch viel Leben, aber er ist nicht mehr so jung wie andere.»

Weitere AT1-Anleihen zu erwarten

Auch zum Thema AT1-Anleihen äusserte sich der VRP. Die Wertlosstellung sei keine Entscheidung der UBS gewesen. Die Bank ist vor kurzem auf den Markt für Pflichtwandelanleihen zurückgekehrt und hat Bonds im Wert von 3,5 Milliarden Dollar emittiert, die bei den Anlegern auf grosses Interesse stiessen.

Kelleher sagte nun, dass in naher Zukunft weitere AT1-Emissionen von der UBS zu erwarten seien. Analysten schätzen, dass die Bank weitere 11 Milliarden Dollar an solchen Schuldtiteln ausgeben muss, um ihren Kapitalbedarf effizient zu gestalten. «Die Tatsache, dass wir 36 Milliarden Dollar für Anleihen im Wert von 3,5 Milliarden angeboten bekommen haben, zeigt, dass es sich um eine geschlagene Schlacht handelt.»

Regulierer fehlt Biss

Daneben sprach sich der UBS-Präsident an dem Treffen auch für eine Erweiterung der Kompetenzen und Sanktionsmöglichkeiten der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma aus, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» in einem Bericht zum selben Anlass schreibt. «Man sollte sich darum bemühen, den Regulierungsbehörden mehr Macht zu geben», sagte Kelleher. «Es ist offensichtlich, dass die Finma im Fall der Schweiz (CS) damals nicht genügend Biss hatte.»

Auch CEO Ermotti hatte zuvor dafür plädiert, gezielte Anpassungen am regulatorischen Rahmen vorzunehmen. So sei es etwa sinnvoll eine explizitere Regelung der Verantwortlichkeiten der Geschäftsleitung zu treffen, ähnlich wie in Grossbritannien.

Vor komplexen Aufgaben

Zum Fortgang der Integration des ehemaligen Wettbewerbers CS äusserte sich Kelleher ebenfalls. Bisher habe man mehr erreicht als geplant. Aber es stünden noch sehr komplexe Aufgaben an. «Die einfache Arbeiten sind der Abbau von Personal, die schwierigen sind die Zuweisung der Kontrollfunktionen, und die Daten- und IT-Systeme», so Kelleher weiter.

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