Banken als Schlüsselpartner für den Erfolg von Schweizer KMU

Von Dr. Martin Hess, Chefökonom und Leiter Wirtschaftspolitik der Schweizerischen Bankiervereinigung

Die Schweiz ist Innovationsweltmeisterin: Seit 14 Jahren steht sie ununterbrochen an der Spitze des Global Innovation Index der Weltorganisation für geistiges Eigentum. Zugleich erfüllt sie auch ihren Ruf als «Exportweltmeisterin». Der Warenexport entspricht rund 50 Prozent der Wirtschaftsleistung, der Handelsbilanzüberschuss erreicht fast 50 Milliarden Franken. Zusammen mit den Dienstleistungsexporten, von denen ein bedeutender Teil auf Banken- und Finanzdienstleistungen entfällt, macht der Aussenhandel knapp 70 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus.

Die über 618’000 Schweizer KMU bilden als Rückgrat der Schweizer Wirtschaft eine entscheidende Grundlage für Innovation und Handel. Sie beschäftigen über drei Millionen Personen und bilden einen zentralen Pfeiler des Wohlstands in der Schweiz.

Bankfinanzierung als zentraler Erfolgsfaktor

Für zahlreiche KMU ist der Zugang zu externen Finanzierungsquellen entscheidend. Viele nutzen massgeschneiderte Finanzierungslösungen von Banken. Die im internationalen Vergleich sehr günstigen Unternehmenskredite sind für den Erfolg der KMU und damit für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz essenziell.

Gemäss SECO hatten im Jahr 2021 32 Prozent der KMU eine Bankfinanzierung. Diese umfasst Bankkredite, Kontokorrentkredite (Überzugslimite), Hypotheken sowie die Exportfinanzierung. Trotz Online-Finanzierungsplattformen blieb der Anteil der KMU mit Bankfinanzierungen gegenüber 2016 unverändert. Das Kreditvolumen an KMU stieg zwischen 2016 und 2024 von 289 auf 403 Milliarden Franken. Im Jahr 2024 entfielen laut SNB rund 90 Prozent des Gesamtvolumens der inländischen Unternehmenskredite auf KMU, was die enge Partnerschaft zwischen Banken und KMU hervorhebt.

Die Bedeutung der Bankfinanzierung hängt stark vom Wirtschaftszweig, der Grösse sowie der Rolle des Exportgeschäfts ab. Gemäss der Studie zur Finanzierung von KMU (Seco, 2021) beanspruchen knapp 50 Prozent der Industrie-KMU sowie 54 Prozent der KMU mit 50-249 Mitarbeitenden eine Bankfinanzierung. Bei Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden und KMU aus dem Dienstleistungssektor lag der Anteil bei rund einem Viertel: Mit der Abhängigkeit von ausländischen Märkten sowie dem Exportanteil der Produktion steigt auch die Nachfrage nach Bankfinanzierungen.

Hürden im Kreditprozess bremsen Potenzial

Die Bewilligungsquote von Bankkreditanträgen der KMU ist mit 97 Prozent sehr hoch, was auf die hohe Qualität der gestellten Anträge schliessen lässt. Die strengen Qualitätsanforderungen sowie der aus Sicht vieler KMU umständliche Kreditprozess wirken jedoch stark entmutigend. Bis zu 10 Prozent aller KMU stellen daher gar keinen Finanzierungsantrag.

Banken verlangen zahlreiche Unterlagen – von Finanzkennzahlen bis zu strategischen Planungsdokumenten – was mit grossem administrativem Aufwand verbunden ist. Das Erstellen erfordert Zeit, betriebswirtschaftliches Know-how und personelle Ressourcen. Gerade kleinere Unternehmen stossen hier an ihre Grenzen. Folglich verzichten viele KMU trotz Finanzierungsbedarf auf einen Kreditantrag, was ihr Wachstumspotenzial und ihre Innovationskraft einschränkt.

Künstliche Intelligenz als Hebel für Vereinfachung

Die Banken sind deshalb gefordert, den Kreditantragsprozess zu vereinfachen. Der gezielte Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) könnte KMU hier entscheidend entlasten. KI kann in einer beratenden Rolle bspw. Fragen zum Kreditantrag beantworten, bei der Vorbereitung erforderlicher Unterlagen helfen und damit gezielt durch den gesamten Prozess führen. Auf Seite der Banken eröffnet KI die Möglichkeit Kreditgesuche automatisiert zu prüfen und so die Bearbeitungszeit deutlich zu verkürzen. KMU erhalten damit schneller qualifiziertes Feedback, was ihre Planungssicherheit erhöht und den Finanzierungsprozess auf beiden Seiten effizienter macht.

Insgesamt kann der gezielte Einsatz von KI im KMU-Finanzierungsprozess Hürden abbauen und den Zugang zu Finanzierungen deutlich vereinfachen. So entsteht ein echter Mehrwert – für KMU wie auch für Banken – mit dem Potenzial, die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft nachhaltig zu stärken.


Dieser Text ist eine gekürzte Fassung eines Gastbeitrags der Schweizerischen Bankiervereinigung, der im Rahmen der IFZ-Studie «KMU Banking 2025» veröffentlicht wurde. Die Studie und weitere Informationen finden Sie hier: KMU Banking Studie: Kreditprozess soll für KMU einfacher werden.