Der Finanzunternehmer Jan Schoch hat Vermögen, Job und Firma verloren. Der einstige «Wonderboy» der Branche erlebte diesen Oktober dramatische Tage, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Das Ende der hochfliegenden Pläne kam vergangene Woche in einer simplen Mitteilung daher: Die Flynt Bank, Jan Schochs Prestigeprojekt einer digitalen Wealth-Management-Plattform für Superreiche, gab ihre Banklizenz an die Finma zurück.

Erst 42 Jahre alt steht Schoch damit vor den Trümmern einer im Sprint vollzogenen Karriere: Sein einst ansehnliches Vermögen von mehr als 100 Millionen Franken ist auf ein «Häuflein» zusammengeschmolzen. Sein «Baby» Leonteq kontrollieren nun frühere Mitstreiter; vom vielversprechenden Startup Flynt ist bloss die tote Hülle bei Schoch geblieben.

Unbeirrbarkeit und Kontrollsucht

Sein tragischer Niedergang ist zu einem guten Teil selbstverschuldet, wie finews.ch bereits früher beobachtet hat. Zwar ist der Überflieger aus dem Appenzell zweifelsohne ein visionärer Unternehmer.

Doch Unbeirrbarkeit und Kontrollsucht sowie finanzielle Überschätzung haben ihn in einen Teufelskreis getrieben, wo hohe finanzielle wie persönliche Verluste die letzte Konsequenz sind, wie weitere Recherchen von finews.ch ergeben haben. Schoch nahm zu diesem Artikel keine Stellung.

Im Juli spitzte sich die Lage zu

Schoch hatte zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft: Mit Leonteq kämpfte er seit geraumer Zeit – wegen zu hoher Kosten und einem zu zögerlichen Aufbau von Partnerschaften. Den Start von Flynt musste er wegen der ausbleibenden Finma-Lizenz immer wieder verschieben. Und in seiner appenzellischen Heimat trieb er Immobilien- und Hotelprojekte voran. Dazu kam die Scheidung von seiner Ehefrau zu Beginn des Jahres.

Im vergangenen Juli spitzte sich die Lage zu: Ein Leonteq-Manager verkaufte für mehr als 4 Millionen Franken eigene Aktien, wie einer SIX-Meldung zu entnehmen war. Der Verkäufer soll gemäss übereinstimmenden Quellen Schoch gewesen sein. Die Mittel flossen in Flynt. Schoch erhöhte noch im Juli das Aktienkapital um 3 auf 28 Millionen Franken.

Fatale Fehlentscheidung

Flynt hatte gerade von der Finma die lang ersehnte vollwertige Banklizenz erhalten. Gegen internen Widerstand hatte Schoch darauf beharrt, mit Flynt als Bank an den Start zu gehen. Eine fatale Fehlentscheidung, wie sich noch weisen sollte.

Im Oktober überstürzten sich dann die Ereignisse: Der Leonteq-Verwaltungsrat setzte Schoch als CEO ab. Der radikale Entscheid stand nicht zuletzt im Zusammenhang mit Schochs persönlichem und finanziellem Engagement bei Flynt, das dem Verwaltungsrat offenbar schon länger ein Dorn im Auge war.

Akuter Geldmangel

Mitte Oktober, nur sechs Wochen nach dem Start von Flynt, platzte auch dort die Bombe: Übereinstimmende Quellen berichten, Schoch habe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung völlig unerwartet über einen akuten Geldmangel orientiert. Um das Weiterbestehen von Flynt zu sichern, soll er einen Verkauf seiner Firma vorgeschlagen haben.

Potenzielle Käufer waren mit einigen bestehenden Kunden von Flynt zwar rasch zur Stelle. Doch über die Ausgestaltung des Verkaufs wurde gemäss den Quellen in der Folge heftigst gestritten. 

Hartes Feilschen

Schoch wollte Flynt als Ganzes für einen Preis von rund 10 Millionen Franken verkaufen. Doch die neuen Investoren lehnten dies ab. Sie waren in erster Linie an der IT-Plattform interessiert, weniger an der Banklizenz, die mit den bestehenden Geschäftsaktivitäten vorderhand nutzlos war und wegen der hohen Kosten den Geschäftserfolg gefährden würde.

Schoch pokerte erneut, doch am Schluss blieb ihm nichts anderes übrig, als nachzugeben und die in Fachkreisen hochgelobte IT-Plattform «Flynt Eco Wealthsystem» für einen einstelligen Millionenbetrag zu verkaufen. Seine Leonteq-Beteiligung stiess Schoch Ende Oktober ab.

Fass übergelaufen

Für den Flynt-Verwaltungsrat um Präsident Peter Forstmoser war das Fass nun auch übergelaufen. Die Flynt Bank war ohne ihre Plattform ein Unternehmen ohne Basis und Geschäftsmodell. Die Zusammenarbeit mit Schoch war schon zuvor nicht unproblematisch gewesen. Als Gründer und Financier von Flynt nahm er sich heraus, die Strippen im Unternehmen zu ziehen und die Banklizenz durchzusetzen.

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