Bereits leben 2,6 Milliarden Millennials auf dieser Welt. Sie revolutionieren die Konsumgewohnheiten. So eröffnen sich enorme Chancen, sagt Fondsmanager Clément Maclou von Decalia im Interview.


Herr Maclou, in Ihrem Fonds geht es um die Konsumtrends der Millennials. Warum ist diese Generation für Anleger attraktiv?

Millennials sind heutzutage die grösste lebende Generation, ungefähr 2,6 Milliarden Menschen. Vor diesem Hintergrund werden die Millennials den klassischen Konsum revolutionieren.

Was zeichnet Millennials aus?

Es ist die Generation, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurde. Man nennt sie auch Generation Y. Es ist die erste Generation, die von Geburt an mit digitalen Technologien aufgewachsen ist. Darum bezeichnet man diese Menschen auch als «Digital Natives».

«Millennials haben eine tiefgreifende Finanzkrise durchlebt, die das Bankensystem ausgelöst hat»

Zudem sind sie Pioniere der Sharing Economy. Da ihr verfügbares Einkommen (noch) gering ist, teilen, mieten und leihen sie Güter und Dienstleistungen untereinander aus. So können sie sich ihre vielfältigen Aktivitäten leichter finanzieren.

Was charakterisiert die Millennials zusätzlich?

Sie sind wahrscheinlich die bisher selbstbewussteste Generation, da sie von den sozialen Medien konditioniert werden. Gleichzeitig ist es eine engagierte Generation – umweltfreundlich und mit einem «sozialen Gewissen». Ausserdem bereiten sich Millennials auf eine lange Karriere vor, was sie zu einer Generation mit höchster Ausbildung macht.

Was lässt sich in Bezug auf ihr Finanzverhalten sagen?

Millennials haben eine tiefgreifende Finanzkrise durchlebt, die das etablierte Bankensystem ausgelöst hat. Sie wollen das «System» reformieren und vertreten dadurch auch neue Werte. Vor diesem Hintergrund schafft ihr Handeln enorm viele Möglichkeiten für Unternehmen, die in der Lage sind, neue, sogenannt disruptive Geschäftsmodelle anzubieten.

Wie unterscheidet sich das Konsumverhalten der Millennials gegenüber dem demjenigen der Babyboomer?

Millennials neigen dazu, eine geringere Loyalität zu Marken zu haben. Sie favorisieren Trends gegenüber Marken, dies im Gegensatz zur älteren Generation. Die Welt ist für sie durch die sozialen Medien flach. Es gibt heute beispielsweise viel weniger Unterschiede zwischen zwei Millennials aus Tokio und Zürich als mit deren Grosseltern.

«Das macht das traditionelle Eigentumskonzept in gewisser Weise obsolet»

Wenn es um Erfahrungen geht, sind die Millennials im Vergleich zu älteren Generationen kostenbewusster. Sie sind eher bereit, auf Kosten des Komforts einige Dollars zu sparen. Sie tendieren ausserdem dazu, auf Konsumenten-Meinungen, Blogger und Influencer zu hören, statt auf traditionelle Verkäufer und Berater.

Diese Generation ist auch bereitwilliger zu teilen als jede andere Generation zuvor. Das macht das traditionelle Eigentumskonzept in gewisser Weise obsolet.

Welche Branchen stehen aus Sicht der Millennials am stärksten im Fokus?

Die traditionellen Sektoren haben in dieser Hinsicht ausgedient. Wir haben neue Geschäftsfelder identifiziert. Dazu gehören:

  • E-Life repräsentiert das Ökosystem der Smartphones von Chipherstellern über Smartphone-Verkäufer bis zu den «Social Media».
  • Gaming und Entertainment: Millennials sind die grössten Content-Konsumenten, wenn es um Filme, Serien oder Videospiele geht.
  • Fintech: Die Digitalisierung eröffnet enorme Chancen bei Online-Zahlungen und Online-Finanzdienstleistungen.
  • Essen und Trinken: Craft-Biere, Bio-Lebensmittel und natürliche Säfte dominieren die Essgewohnheiten vieler Millennials.
  • Freizeit und Style: Anders zu sein, ist ein wichtiges Bedürfniss der Millennials. Das erklärt den Boom von Fast Fashion (zum Beispiel Zara), erschwinglichem Luxus oder einzigartigen Erlebnissen (Reisen, Konzerte, Events).
  • Gesundheit: Millennials sind als selbstbewusste Generation auch starke Sportkonsumenten und verändern die Geschäftsmodelle der Branche, indem sie mehr Mode, Technologie und zu gehörende Objekte in die Fitnessclubs einführen.
  • Energiewende, ein wichtiger Sektor, um die umweltfreundliche Mentalität der 1Millennials anzusprechen.
  • Bildung: Aufgrund der Tatsache, dass sie die bislang am besten ausgebildete Generation sind, erhalten vor allem auch digitale Bildungsangebote einen wesentlich grösseren Stellenwert.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, um die Millennials anzusprechen?

Die Ausrichtung auf die ständig vernetzten Millennials erfordert eine klare Online-Präsenz in Verbindung mit einem starken Markenimage und der Fähigkeit, sich den Wünschen und Bedürfnissen schnell anzupassen. Diese Unternehmen sollten Innovationen vorantreiben, Trendsetter sein und ihre Community laufend animieren können.

Wie haben Sie Ihr Know-how auf diesem Gebiet entwickelt?

Das Know-how von Decalia beruht auf der Identifizierung von Veränderungen der Konsumtrends, der Entwicklung massgeschneiderter Sektoren und der Suche nach geeigneten Investitionen.

«Bei Decalia arbeiten rund zehn Millennials, die eine Art Panel bilden»

Um diesen Prozess zu vervollständigen, ist Decalia mit Organisationen verbunden, die in direktem Kontakt mit Millennials stehen, wie der EPFL Universität in Lausanne. Darüber hinaus arbeiten bei Decalia rund zehn Millennials, die eine Art Panel bilden, und dem ganzen Unternehmen so helfen, laufend neue Ideen zu generieren.

Wie hat sich der Fonds bis heute entwickelt?

Der Fonds blickt auf ein sehr gutes Jahr zurück. Die Performance belief sich auf 27 Prozent, was einer Outperformance von mehr als 5 Prozent im Vergleich zu globalen Aktien entspricht.

Für welche Anleger ist Ihr Fonds eine angemessene Investition?

Das Thema des Fonds ist leicht verständlich und unwiderlegbar, da es auf einem demografischen Trend beruht, der nicht von externen Faktoren (Makroökonomie, Politik, Subventionen) abhängt.

«In diesem Jahr sehen wir vier Schwerpunkte für neue Investitionsmöglichkeiten»

Der Anleger erreicht dadurch eine Diversifikation zum sogenannten Mainstream-Markt. Der Fonds unterscheidet sich auch stark von einem passiven Portfolio, das in globale Aktien investiert, da eine geringe Überlappung und eine hoher aktiver Anteil an Investments besteht.

Welche Trends werden Sie als nächstes in Ihren Fonds integrieren?

Nachdem wir uns auf Online-Händler, Videospiel-Publisher, Cyber-Security-Unternehmen und Auto-Zulieferer der Zukunft beteiligt haben, sehen wir 2018 Investitionsmöglichkeiten in vier Themen-Schwerpunkte:

  • Ernährung: Ökologische Lebensmitteltrends vor dem Hintergrund des starken Bewusstseins der Millennials für Lebensmittelherkunft, Sicherheit und Abfall.
  • Sport: Millennials sind die aktivste Generation, wenn es um Sport geht. Sowohl Ausrüstungshersteller als auch Fitnessstudios haben damit grosse Wachstumschancen.
  • Bildung: Die Millennials revolutionieren das klassische Bildungswesen; statt Klassenzimmer, Stift und Papier zählt heute das E-Learning. Hier bieten sich enorme Investitionsmöglichkeiten.
  • Kosmetik: Selfies, Velvies, Snapchat, Instagram und alle anderen Sozialen Medien setzen die Millennials unter Druck, permanent schön und gepflegt auszusehen. Darum sind auch bestimmte Kosmetikhersteller interessant.

Der Franzose Clément Maclou stiess 2016 zum Genfer Asset Manager Decalia. Er startete seine Berufskarriere bei Martin Maurel Gestion in Paris und arbeitete danach elf Jahre bei CPR Asset Management (Amundi Gruppe) als Anlagespezialist für thematische Aktienanlagen. Unter anderem betreute er dabei auch einen Fonds, der sich demographischen Themen widmete. Maclou studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität in Aix en Provence.

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