Patrick Loepfe gilt als Mitgründer der Deritrade-Plattform von Vontobel. Nun hat er sich mit einem Partner selbständig gemacht und eine Plattform für die Emission von Strukturierten Produkten entwickelt, wie finews.ch erfahren hat.

Fast zwölf Jahre war Patrick Loepfe für die Zürcher Bank Vontobel tätig. Der Mathematiker gilt als Mastermind der Deritrade-Plattform des Instituts. Ende 2015 verliess er das Unternehmen und hat sich nun mit Philippe A. Naegeli (Bild unten), einem langjährigen Investmentbanker, der zuletzt für die US-Handelsbank Forstmann & Co. als Managing Partner arbeitete, selbständig gemacht.

Naegeli 500

Das Duo gründete Anfang Jahr Gentwo, ein FinTech-Unternehmen, das Finanzintermediären die eigenständige Verbriefung von bankfähigen und nicht-bankfähigen Vermögenswerten ermöglicht. Eigenen Angaben zufolge schreibt das Startup mit Sitz im Zürcher Rennweg-Quartier bereits schwarze Zahlen.


Herr Loepfe, worin liegt genau der Unterschied zu anderen «Struki»-Plattformen wie Deritrade von Vontobel?

Deritrade ist ein Marktplatz für Kundenberater und Asset Manager, wo man sich kundenspezifische Strukturierte Produkte von verschiedenen Emittenten schnell erstellen lassen kann. Verkäufer des Produktes bleibt aber immer eine Bank. Hier setzt der Ansatz von GenTwo ein.

«Banken sollten unsere Lösung begrüssen»

Wir brechen die traditionelle Abhängigkeit von Käufer und Verkäufer auf und stellen allen Finanzintermediären die Infrastruktur, das sind Zweckgesellschaften auch Special Purpose Vehicles (SPV) genannt, zur Verfügung, mit denen sie Produkte in Eigenregie entwickeln und selbständig verwalten können.

Im Grunde macht Ihr Geschäftsmodell die Banken überflüssig – zumindest bei der Emission von Strukturierten Produkten? 

Dem ist so. Allerdings sollten gerade Banken unsere Lösung begrüssen. Denn unser Geschäftsmodell macht unnötige Risikoaggregation und damit aufgeblähte Bankenbilanzen überflüssig.

Wie reagieren die Banken auf Ihre Plattform?

Nicht alle können mit Veränderungen umgehen und haben Angst vor dem Aufbrechen der Wertschöpfungskette. Das ist verständlich. Gleichwohl gilt es, die Sache ganzheitlich zu betrachten. So läuft der Markt für Finanzprodukte seit bald einem Jahrzehnt in Richtung Risikoaggregation in den Bankbilanzen.

«Wir stellen den Markt für Strukturierte Produkte breiter und kleinräumiger auf»

Dadurch steigen die Kosten und der Compliance- und Regulations-Aufwand nimmt zu. Wir wirken dem entgegen, indem wir die Art und Weise, wie Finanzanlagen verbrieft werden grundlegend neu denken. Mit unserer Plattform stellen wir den Markt für Strukturierte Produkte breiter und kleinräumiger auf, nach dem Motto: Viele kleine Einheiten sind sicherer als wenige grosse. Damit tragen wir auch zur Lösung der Too-big-to-fail-Problematik bei.

Welche Produkte lassen sich über GenTwo emittieren?

Neben gewöhnlichen Strukturierten Produkten ist die Verbriefung von nicht-bankfähigen Anlagen, wie Schiffen, Flugzeugen, Kunst oder Wein möglich. Derzeit ist auch das Thema rund um die Strukturierung von Krypto-Coins beziehungsweise Tokens aktuell.

Und an wen richtet sich Ihre Plattform?

Unser Angebot adressiert vom Vermögensverwalter über Privatbanken, bis hin zu den etablierten Emittenten alle Finanzintermediäre. Neu schafft GenTwo hier eine Gleichberechtigung unter den verschiedenen Playern und segregiert Risiken.

Was meinen Sie mit «segregieren»?

Anstelle einer Risikoanhäufung in den Bankbilanzen teilen wir das Risiko in kleinste Emittenten auf. Damit erübrigen sich auch die üblichen Verwaltungs- und Compliance-Kosten, welche die Produkte stark verteuern und die Ursache von intransparenten Gebührenmodellen sind.

Wie hoch ist der Kostenunterschied?

Während wir unseren Kunden im Schnitt 20 Basispunkte beziehungsweise 0,2 Prozent pro Jahr berechnen, verlangen etablierte Anbieter für die Emission von Strukturierten Produkten bis zu 2 Prozent.

Die SPV galten als Mitverursacher der Finanzkrise. Ist es unter diesen Prämissen nicht heikel, damit zu werben?

Grundsätzlich ist ein SPV wie ein Werkzeug zu betrachten. Dieses kann man für gute oder schlechte Zwecke einsetzen.

«Unsere Emissionsvehikel sind komplett transparent aufgesetzt»

Im Übrigen benutzen die meisten Emittenten, die Strukturierte Produkte herausgeben, SPV im Ausland. Im Unterschied zu Gentwo sind diese aber nicht bilanzneutral.

Wo genau liegen die Risiken für den Endkunden?

Dreh- und Angelpunkt ist der Finanzintermediär. Wenn dieser die Verbriefung und die Verwaltung der Finanzanlagen nicht gewissenhaft durchführt, fällt dies früher oder später auf den Endkunden zurück. Unsere Emissionsvehikel sind komplett transparent aufgesetzt. Der Finanzintermediär weiss somit genau, was in jedem Strukturierten Produkt steckt.

«Wir wollen die Belegschaft bis Ende dieses Jahres verdoppeln»

Diese Transparenz kann – wenn gewünscht – auch gegenüber dem Endkunden offengelegt werden. Dies ist mit einer Banklösung nicht möglich. Hinzu kommt, dass man die Verantwortung für ein Strukturiertes Produkt genau einer Person oder Organisation zuschreiben kann.

Wieviele Kooperationsverträge haben Sie seit Anfang Jahr unter Dach und Fach gebracht?

Bis jetzt arbeiten wir mit acht Finanzintermediären zusammen, und wir stecken mit 14 weiteren in Vertragsverhandlungen. Vor diesem Hintergrund wollen wir auch die Belegschaft von derzeit vier Vollzeitstellen inklusive uns beiden bis Ende Jahr verdoppeln.

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