Wasser sei die einzige wirklich lebenserhaltende Ressource – weitaus kostbarer als Rohstoffe wie Öl und Gold, die viele Anleger instinktiv zur Sicherheit in ihren Anlageportfolios halten würden, sagt Simon Gotelier von Thematics Asset Management im Interview.


Herr Gottelier, Wasser ist kein wirklich neues Investitionsthema. Worin sieht Natixis den Mehrwert darin?

Ein konsistenter Anlageprozess ist ein wichtiger Teil unseres Angebots, zusammen mit dem unserer Meinung nach erfahrensten Team von Wasserfonds-Portfoliomanagern auf dem Markt. Ausserdem haben wir mit Natixis Investment Managers (Natixis IM) einen starken und globalen Partner an unserer Seite. Unser Prozess zeichnet sich dadurch aus, dass wir Benchmark-Agnostiker sind und in Bezug auf Geografie und Marktkapitalisierung uneingeschränkt investieren können.

Darüber hinaus ist unser erweitertes Investment-Universum von zentraler Bedeutung. Wir versteifen uns nicht auf die thematische Reinheit der durch uns identifizierten Unternehmen.

Können Sie das noch etwas genauer erklären?

Wir konzentrieren uns auf die Identifikation globaler Marktführer im Wassersektor. Hierbei handelt es sich oft um Unternehmen, die sich in den Märkten mit höchstem Wachstum bewegen – zum Beispiel im Membranfiltrations-Markt oder dem «Point-of-Use»-Wasseraufbereitungs-Markt, wo es keine «reinen» Teilnehmer gibt, die an der Börse notiert sind, und wo das jährliche Wachstum den breiteren globalen Wassermarkt etwa das Dreifache übersteigt. Mit diesem Ansatz können wir auf etwa 10 Prozent mehr Unternehmen zugreifen als es uns früher unter Reinheits-Einschränkungen möglich war.

Warum ist Wasser überhaupt ein Anlagethema?

Wasser ist die einzige wirklich lebenserhaltende Ressource – weitaus kostbarer als Rohstoffe wie Öl und Gold, die bekanntlich viele Anleger instinktiv zur Sicherheit in ihren Anlageportfolios halten. In unsicheren geopolitischen Zeiten, in denen etwa auch der Klimawandel einen wichtigen Faktor darstellt, stelle ich meinen Kunden immer die Frage: Können Sie es sich leisten, nicht in Wasser zu investieren?

Abgesehen von der Rhetorik ist das Thema aus dem einfachen Grund überzeugend, weil es von einer Vielzahl langfristiger säkularer Wachstumstreiber unterstützt wird. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass das Thema in 50 Jahren genauso relevant sein wird wie heute.

Wie hat sich Wasser als Investition in den vergangenen Jahren entwickelt?

Eines der vielleicht erfreulichsten Merkmale von solchen Anlagen ist die relativ langsame, aber letztlich recht konsistente Art und Weise, in der die Ausgabenentscheidungen getroffen werden. In den vergangenen zehn Jahren hat dies zu einem globalen Marktwachstum zwischen 4 und 6 Prozent für ein investierbares Universum mit 700 Milliarden Dollar an jährlich wiederkehrenden Einnahmen geführt.

Heute jedoch, und vielleicht auch in den vergangenen drei Jahren, hat das Wachstum des Gesamtmarktes um etwa 100 Basispunkte pro Jahr zugenommen, und zwar in Abhängigkeit von der zunehmenden Durchdringung mit Daten, Analysen, Zustandsbewertung von Pipelines und Qualitätsüberwachung.

Was sind die Parameter für eine erfolgreiche Investition in das Thema?

Wir glauben nicht, dass ein Universalrezept gibt, wie man als Wasserinvestor eine bessere Performance erzielen kann. Wir sind überzeugt, dass es ganz einfach Erfahrung braucht. Arnaud Bisschop, mein Co-Portfoliomanager, und ich verwalten gemeinsam seit fast 30 Jahren Wasserfonds. Zuvor waren wir beide in der Wasserbranche tätig – das ist eine einzigartige Kombination auf dem Markt.

Dies bringt ein grosses Netzwerk von Kontakten in der Industrie, in den Versorgungsunternehmen und in der akademischen Welt mit sich. Dieses qualitative Netzwerk verschafft uns zusätzliche Vorteile durch die Qualität der Informationen, die wir erhalten, und auf die wir unsere Entscheidungen stützen.

Was sind Optionen, um Ihr Betätigungsfeld zu erweitern?

Neue Technologieunternehmen, die das Wachstum der Branche insgesamt erhöhen, die Old Economy, zyklische Marktteilnehmer, die das Rückgrat des Themas bilden, sowie defensive Unternehmen wie regulierte Wasserversorger in den USA oder Grossbritannien geben uns genügend Auswahloptionen für unsere Allokation.

Die Bandbreite der angebotenen Geschäftsmodelle bedeutet, dass wir uns Unternehmen ansehen, die so unterschiedlich sind wie Anbieter von Bewässerungssystemen für Wohngebiete, Hersteller von industriellen Wasserpumpen, Wassertestlabors und brasilianische Sanitär- und Trinkwasserversorgungsunternehmen – jedes mit einem anderen Zyklus und einer anderen Reihe von Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.

Die meisten der neuen Möglichkeiten, die sich ergeben, liegen im Bereich von «Smart Water», also in den Daten und der Analytik, wo wir weiteres Wachstum und Unternehmensaktivitäten erwarten.

Werden Sie Ihr Team vergrössern?

Ein Markenzeichen des Wasser-Teams bei Thematics ist, dass es stabil ist, umfassende Kompetenzen in sich vereint und nachweislich erfolgreich ist. Zurzeit haben wir darum auch keine Pläne, unser Team zu vergrössern. Die Strategie ist auf rund 4 Milliarden Dollar skalierbar und derzeit mit den entsprechenden Ressourcen ausgestattet. Wir haben uns dem verantwortungsbewussten Investitieren verpflichtet und sehen darin ein grosses Potenzial.


Simon Gottelier ist Senior Portfolio Manager und Founding Partner von Thematics Asset Management, einer Tochtergesellschaft von Natixis Asset Managers. Er verfügt über mehr als 20 Jahre an einschlägiger Branchenerfahrung.