Gerade in Krisenzeiten stehen nachhaltige Anlagekriterien ganz hoch im Kurs. Doch was unter dem Kürzel ESG alles gehandelt wird, birgt enorme Risiken, die allzu oft vergessen gehen.

Grundsätzlich ist Nachhaltigkeit in der Finanzwelt nicht etwas Schlechtes. Weniger einfach verhält es mit den ESG-Kriterien, also mit den Richtlinien in Bezug auf  Umwelt, Soziales und Geschäftsführung; auf Englisch Environmental, Social and Governance, oder eben ESG genannt.

Es sind Schlagworte, die aus dem Vokabular der meisten Finanzinstitute mittlerweile kaum mehr wegzudenken sind. Gleichzeitig gibt es da aber auch einige Überlegungen, die Anlegerinnen und Anleger in der ganzen ESG-Debatte durchaus noch genauer ansehen sollten, wie finews.ch festgestellt hat.

1. Überbewertete Umwelt-Aspekte

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(Bild: Ella Ivanescu, Unsplash)

Denkt man an ESG, geht es meistens um Umwelt. Man stellt sich rauchende Kamine, Öl-Bohrplattformen und -Pipelines vor. Ähnlich ergeht auch den internationalen Rating-Agenturen, wie eine Analyse der belgischen Bankengruppe Degroof Petercam zeigt.

«Ein Blick auf die ESG-Scores grosser Datenanbieter wie Sustainalytics, MSCI und Thomson Reuters zeigt, dass die Umwelt-Komponente den grössten relativen Performancebeitrag liefert, während die Aspekte Soziales und Unternehmensführung untergeordnete Rollen spielen.»

Das führt zwangsläufig zu einer verzerrten Wahrnehmung und bewertet manche Firmen besser, obschon sie es aus der Sicht der Kriterien Soziales und Geschäftsführung möglicherweise nicht verdienen würden. Mit anderen Worten: Ein Rating ist nur korrekt, mit alle drei ESG-Komponenten gleichmässig berücksichtigt werden. Doch das ist vorläufig nur selten der Fall.

2. Kleinere Unternehmen kommen zu kurz

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(Bild: Stephen Kraakmo, Unsplash)

Viele Vermögensverwalter verlassen sich bei ihren Einschätzungen auf die Bewertungen externer Rating-Agenturen. Solche Analysen sind aber häufig verzerrt, wenn sie dabei kleinere Unternehmen unter die Lupe nehmen, wie die deutsche Berenberg Bank in einer Studie nachweist. Umfragen hätten ergeben, dass kleinere Firmen aus Kostengründen oft nicht in der Lage seien, den umfangreichen ESG-Anforderungen nachkommen zu können.

Oder mit anderen Worten: Da kleinere Unternehmen häufig weniger Nachhaltigkeitsinformationen publizieren, erhalten sie von den Rating-Agenturen schlechtere oder gar keine Benotungen. Dadurch sind sie beispielsweise von den Anlagerichtlinien vieler institutioneller Investoren ausgeschlossen.

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