Die Börsenentwicklung der vergangenen Wochen hat viele Investorinnen und Investoren auf dem falschen Fuss erwischt. Das liege in der Natur von exogenen Schocks, sagt die bekannte Bellevue-Fondsmanagerin Birgitte Olsen im Interview auf finews.tv.

Anlegerinnen und Anleger durchleben momentan besonders hektische Zeiten. Die russische Invasion in der Ukraine schüttelt die Finanzmärkte gehörig durch. Viele Investorinnen und Investoren seien dabei sehr kalt erwischt worden, sagt Birgitte Olsen, Portfolio Managerin bei Bellevue Asset Management, im Interview mit finews.tv. Das sei bei exogenen Schocks wie jetzt oder beim Beginn des ersten Lockdowns vor zwei Jahren immer so.

Aufs Stock-Picking kommt es an

Olsen sieht aber neue Einstiegschancen, sobald die Märkte um 20 Prozent oder mehr nachgeben. In Raten sei es durchaus eine Option, wieder einzusteigen. In solchen Situationen komme es aufs Stock-Picking an, also auf das Aufspüren von unterbewerteten Aktien. «Sie bezahlen einen Fondsmanager ja nicht dafür, dass er ihnen Roche, Novartis oder Nestlé ins Portefeuille legt», sagt die langjährige Anlageexpertin.

Jetzt sei eine gute Zeit, um einzelne Opportunitäten auszunützen, sagt Olsen und verweist dabei auf das Segment an klein- und mittelgross-kapitalisierten Werten, sogenannten Small & Mid Caps, die in den vergangenen Wochen in ganz Europa stark gelitten haben.

Finanzwerte mit Potenzial

Unter diesen Prämissen seien Schweizer Werte nun besonders attraktiv, da sie extrem solide Bilanzen hätten, oftmals familiengeführt seien und Eigenkapitalquoten von mehr als 70 Prozent aufweisen würden.

In diesem Kontext sieht Olsen vor allem auch Potenzial bei einzelnen Finanzwerten, und zwar bei Banken, die ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung geniessen würden, Swissquote, die VZ-Gruppe oder Vontobel. Diese Unternehmen seien gut positioniert und würden Marktanteile auf Kosten der Grossbanken gewinnen.

Reich an Sprüchen

Olsen geht nicht davon aus, dass die Finanzmärkte sehr rasch zur Normalität zurückkehren werden, selbst ein altes Sprichwort besagt, politische Börsen hätten kurze Beine. «Unser Handwerk ist reich in Sprüchen, die man so verwenden kann, wie man sie gerade braucht», sagt die Portfolio Managerin.

Für Europa sei es vordringlich, dass die Regierungen eine Antwort auf die Energie-Frage finden, betont Olsen und erwartet vor diesem Hintergrund eine starke Nachfrage in den Bereichen Wind- und Solarenergie.

Aus Schweizer Sicht dürften davon unter anderem die Titel des Kompressoren-Herstellers Burckhardt Compression, des Kunststoffherstellers Gurit sowie des in der Verbindungstechnik tätigen Unternehmens Huber & Suhner profitieren.   

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