Whistleblower haben gegenüber Leonteq schwerwiegende Vorwürfe vorgebracht. Zudem sollen die Prüfer von EY bei dem langjährigen Kunden lieber nicht so genau hingeschaut haben.

EY soll Wistleblowern zufolge in einer Untersuchung bei ihrem langjährigen Kunden Leonteq den Verdacht auf Geldwäscherei und Steuerhinterziehung heruntergespielt haben, wie die «Financial Times» (FT) am Montag berichtete.

Im Mittelpunkt der Anschuldigungen stehen zwei Geschäfte, die das an der SIX kotierte Fintech-Unternehmen Anfang 2021 für eine französische Arbeitergenossenschaft abgeschlossen hatte.

Die Geschäfte hätten den französischen Behörden wegen möglicher Geldwäscherei und Steuerhinterziehung als verdächtig gemeldet werden müssen, heisst es weiter. Das hätte erfolgen müssen, nachdem entdeckt worden war, dass hohe Provisionen an ein Unternehmen auf den Britischen Jungferninseln gezahlt wurden, statt an den Makler in Frankreich, der die Anlagen im Namen von Leonteq verkauft hatte.

Die Wistleblower werfen Leonteq und seinem internen Wirtschaftsprüfer EY ausserdem vor, keine gründliche Überprüfung durchgeführt zu haben.

Die von der britischen Wirtschaftszeitung eingesehenen Dokumente und Aufzeichnungen im Zusammenhang mit den Geschäften würden Fragen über schwache Kontrollen, eine Kultur der Regelverletzung und eine schlechte Unternehmensführung bei Leonteq aufwerfen, wie es weiter heisst. Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr mit strukturierten Produkten im Wert von 29 Milliarden Franken gehandelt.

Null-Toleranz-Politik

Leonteq erklärte gegenüber der FT, man verfolge «eine strikte Null-Toleranz-Politik in Bezug auf nicht regelkonformes Geschäftsverhalten», und alle Vorwürfe würden «mit der gebotenen Sorgfalt und dem gebotenen Verfahren gehandhabt, überwacht und gemeldet». Alle Untersuchungen hätten ergeben, dass keine wesentlichen Mängel vorlägen, und Leonteq habe sich verpflichtet, die höchsten Integritäts- und Compliance-Standards aufrechtzuerhalten.

Leonteq hatte EY mit der Untersuchung der beiden Geschäfte und der damit zusammenhängenden Fragen beauftragt. Der anschliessende Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe Probleme mit den internen Kontrollen und «fehlende E-Mail- und Telefonaufzeichnungen» beschrieben. Es würden jedoch «keine Hinweise vorliegen, die den Vorwurf der Geldwäsche oder Steuerhinterziehung rechtfertigen würden».

Keine Nachfrage beim Käufer

Aus dem Bericht von EY gehe hervor, dass man keine Schritte unternommen hat, um einige grundlegende Fakten über die Geschäfte zu überprüfen oder festzustellen. «Alles, was EY hätte tun müssen, war, die Genossenschaft anzurufen», kommentierte ein Informant.

Die Angaben der französischen Genossenschaft ID Formation gegenüber der FT würden jedoch darauf hindeuten, dass etwas nicht in Ordnung war. Laut deren Informationen hätten bei einem Kauf von strukturierten Produkten von Leonteq weder der Verwalter noch der Makler Provisionen genommen.

Dennoch sei jemand bezahlt worden. Leonteq habe 120’000 Euro ins Ausland überwiesen, was einem Anteil von 8 Prozent an den beiden Geschäften entsprach. Empfänger sei ein Unternehmen namens Ladoga Capital auf den Britischen Jungferninseln gewesen, das mit dem Vertriebsteam von Leonteq im Nahen Osten in Verbindung stand.

Die Whistleblower sagten gegenüber der Zeitung, die fehlenden Informationen seien teilweise das Ergebnis eines Arbeitsumfelds, in dem informelle Mitteilungen üblich waren. «Viele Leute kommunizieren intern und extern über WhatsApp», sagte eine der Quellen.

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