«Deshalb haben wir die Blackstone University in Zürich gegründet»

Blackstone-EMEA-Chefin Rashmi Madan über Europa, den Standort Zürich und weshalb Private Markets für vermögende Anleger zum Mainstream werden. 


Frau Madan, Blackstone hat unlängst angekündigt, in den nächsten zehn Jahren bis zu 500 Milliarden Dollar in Europa zu investieren. Wo sehen Sie die attraktivsten Chancen?

Wir sehen Chancen in allen Bereichen unseres Geschäfts. Besonders interessant erscheint uns derzeit Private Credit, wo wir unsere Kreditvergabe deutlich ausbauen wollen, sowie Infrastruktur und Immobilien. Der Megatrend Künstliche Intelligenz sorgt für eine enorme Nachfrage nach Rechenzentren, was sowohl unser Immobilien- als auch unser Infrastruktur-Geschäft antreibt. Auch Logistik bleibt in Europa ein wichtiger Schwerpunkt. 

Rashmi Madan von Blackstone. (Bild: zVg)

Wie unterscheidet sich das Investoreninteresse in Europa aktuell vom US-Markt? 

Zu Jahresbeginn war die Stimmung noch stark US-zentriert. Die Nachfrage nach US-Assets ist weiterhin sehr hoch, doch es gibt nun eine Verschiebung hin zu mehr Ausgewogenheit mit Europa. Zunehmende Marktvolatilität und geopolitische Unsicherheiten haben das Interesse an europäischen Anlagen gesteigert – insbesondere bei europäischen Investoren, die regionale Stabilität stärker gewichten. Diversifikation ist immer wichtig, und der aktuelle Moment bestätigt das.

«Ich kann mir gut vorstellen, das Team in der Schweiz zu vergrössern.»

Gibt es politische Entwicklungen, die zu diesem Optimismus beitragen?

Absolut. Regierungsinitiativen wie die deutschen Infrastruktur- und Verteidigungsprogramme sorgen für Rückenwind. Auch wenn Europa regulatorisch weiterhin fragmentiert ist, sehen wir jetzt echte Chancen für wirtschaftliche Konvergenz. 

Wie entwickelt sich das Geschäft von Blackstone in der Schweiz?

Unser Team in Zürich besteht derzeit aus vier Spezialisten, die sich auf das Private-Wealth-Geschäft konzentrieren. Wir haben unsere Private-Wealth-Strategie in der Schweiz mit einem Fokus auf US-Immobilien- und Kreditstrategien gestartet. Inzwischen haben wir das Angebot um europäische Anlagen und Private Equity erweitert. Das Produktspektrum ist deutlich gewachsen, und künftig kann ich mir gut vorstellen, das Team zu vergrössern. Die Schweiz ist für uns ein Schlüsselmarkt. 

Was unterscheidet die Schweiz vom restlichen Europa? 

Die Schweizer Vermögensbranche ist im Bereich Private Markets deutlich weiter entwickelt. Kundenberater verfügen hier meist über ein höheres Fachwissen. Dennoch liegen die Allokationen privater Kunden in illiquide Anlagen bei nur rund 5 Prozent; das Wachstumspotenzial ist beträchtlich.

«Wer nur in öffentliche Märkte investiert, verpasst einen grossen Teil der Chancen.»

Was macht Private Markets für vermögende Anleger derzeit so attraktiv?

Erstens Stabilität: In volatilen Märkten schwanken die Preise in Private Markets tendenziell weniger stark. Zweitens Diversifikation: Rund 90 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz von über 250 Millionen Dollar sind in Privatbesitz. Wer nur in öffentliche Märkte investiert, verpasst einen grossen Teil der Chancen. Drittens: Der Zugang hat sich verbessert – dank neuer Produktformate, regulatorischer Fortschritte wie ELTIF in Europa und gesenkter Mindestanlagebeträge.

Werden Private Markets also zum neuen Standard?

Ja, aber nicht im Sinne eines vorübergehenden Trends. Das ist eine strukturelle Entwicklung. Die USA sind beim Zugang schon deutlich weiter, doch Europa holt auf. 

«Ausbildung ist für uns ein zentrales Thema. Deshalb haben wir die Blackstone University gegründet – auch in Zürich.»

Blackstone gilt als Pionier für Evergreen-Fonds im Bereich Private Markets. Was heisst das in der Praxis?

Unsere Wealth-Plattform weist aktuell rund 280 Milliarden Dollar auf  – das entspricht rund einem Viertel des gesamten verwalteten Vermögens von Blackstone – über sieben Evergreen-Strategien in Immobilien, Infrastruktur, Private Equity und Kredit. Unser US-Immobilienfonds besteht seit acht Jahren. In dieser Zeit haben wir gelernt, komplette Marktzyklen zu navigieren – einschliesslich Covid und steigender Zinsen. 

Wie bereiten Sie Investoren und Berater auf illiquide Anlagen vor?

Ausbildung ist für uns ein zentrales Thema. Deshalb haben wir die Blackstone University gegründet – auch in Zürich. Es geht nicht darum, Produkte zu verkaufen, sondern die Anlageklassen zu verstehen: Was treibt die Renditen in Private Equity? Wie werden Infrastrukturprojekte finanziert? Wie krisenresistent sind diese Anlagen? Wir kombinieren Präsenz- und Online-Sessions mit Videos, Informationsmaterial, Fachbeiträgen, Asset Allocation und praktischer Unterstützung – besonders in Zeiten erhöhter Unsicherheit.


Rashmi Madan is a Senior Managing Director and Head of EMEA in Blackstone Private Wealth.