Gold: UBS hebt nun auch die Kurzfristprognose an
Nachdem das Global Research der UBS am Freitag die Langfristprognose für den Goldpreis (in Dollar) markant angehoben hatte, die Werte auf kurze und mittlere Sicht aber unverändert belassen hatte, hat die Grossbank bzw. deren Chief Investment Office Global Wealth Management (CIO GWM) am Montag nun auch die kurzfristigen Prognosen nach oben revidiert.
Für Ende März 2026 rechnet UBS neu mit einem Goldpreis von 3'600 Dollar pro Feinunze (bisher 3'500), für Ende Juni mit 3'700 (statt 3'500) und neu für Ende September mit 3'700 Dollar. Unverändert bleibt einzig die Prognose für Ende 2025 (3'500 Dollar).
Besser als Bitcoin
Die Analysten stellen fest, dass Gold im bisherigen Jahresverlauf mit einer Wertsteigerung von 28 Prozent alle grossen Aktien- und Anleihenindizes geschlagen hat – und sogar besser abgeschnitten hat als der Überflieger Bitcoin.
Der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Preises des gelben Metalls liegt in den USA. Die Kombination einer zähen Inflation, eines unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums und einer weiteren Dollarschwäche unterstütze den Goldpreis, ist das CIO GWM überzeugt. Inflation und schwaches Wirtschaftswachstum (was die US-Notenbank Fed gemäss UBS zur Wiederaufnahme ihres Zinssenkungszyklus veranlassen sollte) reduzieren den Realzins – das macht Gold als nichtzinstragendes Asset attraktiver. Folgerichtig wird auch eine Zinserhöhung des Fed als grösstes Risiko für den Goldpreis identifiziert.
Wie wichtig ist das Argument der (fehlenden) laufenden Erträge?
Das Global Research der UBS hatte vergangene Woche noch damit argumentiert, der Aspekt der fehlenden laufenden Erträge habe in einem Umfeld globaler Unsicherheit an Bedeutung eingebüsst.
Auch für das CIO GWM ist das internationale Umfeld entscheidend, doch setzt es hier aufgrund des kürzeren Prognosezeitraums etwas andere Akzente. Die De-Dollarisierung (die sich z.B. im Kauf von Gold durch Zentralbanken ausdrückt) vor dem Hintergrund der Geopolitik, Fragen zur Unabhängigkeit der Fed, die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen in den USA (insbesondere, wenn der Supreme Court die Zollpolitik der Regierung nicht goutieren würde) sollten bis ins Jahr 2026 im Zentrum der Aufmerksamkeit der Investoren stehen.
(Grafik: UBS)
UBS hebt vor diesem Hintergrund auch die Schätzung für die Gold-Nachfrage durch Exchange Traded Funds (ETF) für 2025 von 450 auf 600 Tonnen an. Auch die Käufe von Zentralbanken sollten hoch bleiben und nur leicht unter dem letztjährigen Rekord liegen. Die weltweite Goldnachfrage wird gemäss dieser Schätzung 2025 um 3 Prozent auf 4'760 Tonnen steigen – das wäre der höchste Jahreswert seit 2011, wie UBS anmerkt (siehe Grafik oben).
Und wie die Kollegen vom Global Research ist auch das CIO GWM «bullish» für das Edelmetall. Die eigenen Untersuchungen zeigten, dass für Investoren mit einer Affinität dafür eine Goldquote im mittleren einstelligen Prozentbereich in der Asset Allocation optimal sei.
Schleichende Rückkehr zu einem neuen Goldstandard?
Die Studie der UBS lädt auch dazu ein, sich über grundlegende Fragen Gedanken zu machen. Der Dollar war bis in die 1970er-Jahre an das Gold gebunden und galt seither auch im System der freien Wechselkurse als die unbestrittene globale Leitwährung. Dass nun so massiv Gold gegen Dollar gekauft wird, kann durchaus als Misstrauensvotum für das gegenwärtige Währungs- und Finanzsystem und vielleicht sogar als schleichende Rückkehr zu einem impliziten Goldstandard interpretiert werden.
Progressive Gemüter, die Gold als «Atavismus» und als «barbarisches Relikt» betrachten, mögen seine wieder zunehmend wichtigere Rolle im Finanzsystem als zivilisatorischen Rückschritt beklagen. Für liberale und konservative Geister ist es eher die logische, gesunde und überfällige Reaktion darauf, dass die meisten Staaten seit Jahren mit ihren Mitteln verschwenderisch umgehen und zunehmend auf Pump leben, was auf längere Sicht – unabhängige Zentralbanken hin oder her – die Stabilität von Fiat-Währungen untergräbt.