Schweiz prüft Beitritt zur Schwarzgeld-Task-Force

Bei seinem Besuch in der Schweiz hat der britische Aussenminister David Lammy mit den Schweizer Regierungsvertretern auch über eine Zusammenarbeit in Bezug auf Schwarzgeld und Geldwäscherei im Rahmen des International Anti-Corruption Coordination Centre (IACCC) gesprochen, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» unter Berufung auf Londoner Regierungskreise berichtet.

Das Koordinationszentrum zur Korruptionsbekämpfung hat die Aufgabe Schwarzgeld und illegitime Vermögenswerte aufzuspüren, die über Finanzinstitute und -strukturen in Grossbritannien gewaschen werden.

Optionen zur Zusammenarbeit werden geprüft

Das Schweizer Aussenministerium erklärte, das Land habe derzeit Beobachterstatus beim IACCC und sei von Grossbritannien eingeladen worden, Vollmitglied zu werden. «In diesem Kontext prüft die Schweiz derzeit verschiedene Optionen für ihre künftige Zusammenarbeit mit dem IACCC. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen», heisst es weiter.

Der Beitritt zur Task Force würde es den Schweizer Behörden ermöglichen, Informationen auszutauschen und bei wichtigen Ermittlungen gegen Schwarzgeld enger mit anderen Ländern zu kooperieren.

Der britische Minister Lammy sagte Anfang dieser Woche gegenüber Reuters, die Schweiz sei «ein wichtiger Partner im Kampf gegen illegale Finanzgeschäfte und Korruption» und ihre Teilnahme am IACCC sei «von unschätzbarem Wert».

Mehr Transparenz

Die Schweiz ist der weltweit grösste Verwalter von Offshore-Vermögen. Die Schweizer Finanzindustrie ist seit Jahren bemüht ihr Image als sicherer Hafen für illegale Gelder abzulegen. Dazu wurden etwa Schritte zu mehr Transparenz bei der Benennung der wirtschaftlich berechtigten Firmen und Personen getroffen.

Die IACCC-Taskforce wurde 2017 ins Leben gerufen und wird von der britischen National Crime Agency (NCA) geleitet. Sie koordiniert die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Strafverfolgungsbehörden aus derzeit acht Mitgliedsländern: Grossbritannien, USA, Australien, Kanada, Neuseeland, Frankreich, die Niederlande, Singapur. Assoziierte Mitglieder sind 14 Länder und Gebiete wie die Cayman Inseln, Jersey, Malta oder Mauritius.

Neben der Schweiz hat auch Deutschland, Japan, Italien und Frankreich Beobachterstatus. Operativ wird das IACCC von Interpol unterstützt.

1,8 Milliarden Pfund aufgespürt

Seit ihrer Gründung hat sie nach eigenen Angaben 1,8 Milliarden Pfund an mutmasslich gestohlenen Geldern identifiziert und Vermögenswerte in Höhe von 641 Millionen Pfund eingefroren.

Seit der vollständigen Invasion Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 hat Grossbritannien seine Bemühungen zur Bekämpfung illegaler Finanzgeschäfte verstärkt.

Laut Schätzungen der NCA werden jedes Jahr mehr als 100 Milliarden Pfund durch oder innerhalb des Vereinigten Königreichs gewaschen, häufig über dort registrierte Unternehmen.