Der neue Chef der Bank Reyl in Zürich, Michael Welti, über seinen ersten grossen Deal im Firmenkundengeschäft – und wie er im Private Banking in die Offensive gehen will.

Anfang Dezember 2013 gab es bei der Genfer Bank Reyl wenig zu lachen. Ihr Chef und Eigner François Reyl wurde damals in Frankreich von Untersuchungsrichtern einvernommen, wie auch finews.ch berichtete. Die wollten von ihm wissen, welche Rolle seine Bank in der Schwarzgeld-Affäre um den früheren französischen Budgetministers Jérôme Cahuzac spielte.

Hinzu kamen geschäftliche Rücksetzer. Im Herbst zuvor war das gesamte Zürcher Private-Banking-Team von Reyl zum Vermögensverwalter Aquila gewechselt.

Rekordjahr in Griffweite

Heute, just ein Jahr später, scheint es bei der Bank gerade so, als hätte es die schweren Zeiten nie gegeben. Frankreich stellte letzten Februar alle Massnahmen gegen Chef François und dessen Vater Dominique Reyl ein. Das Institut steuert derweil mit verwalteten Kundenvermögen von gegenwärtig 10,7 Milliarden Franken auf ein neues Rekordjahr zu – und macht mit allerlei Wachtsums-Initiativen von sich reden.

Erst letzten November wurde etwa bekannt, dass die Bank Reyl auf der Mittelmeerinsel Malta ein Office für den Fondsvertrieb eröffnet.

Kapitalspritze für Entrepreneur

Auch die Scharte, die sich die Genfer in Zürich zugezogen hatte, ist inzwischen ausgewetzt: Seit sieben Monaten ist Reyl in der Limmatstadt mit einem neuen Private-Banking-Team aufgestellt. Und das legt nun einen Gang zu. «In Zürich gehen wir nach dem Teamwechsel wieder in die Offensive», sagt Niederlassungs-Leiter Michael Welti (Bild) im Gespräch mit finews.ch.

Tatsächlich gelang den elf Reyl-Mitarbeitern in Zürich ein Stück, das man normalerweise nicht von Private Bankern erwarten würde. Wie Welti berichtet, haben sie zusammen mit der Reyl-Abteilung Corporate Advsiory & Structuring in Genf eine «grosse Kapitalmassnahme» für einen «europäischen Unternehmer aus dem Mittelstand» umgesetzt, wie Welti berichtet.

Das ist eine Dienstleistung, die man klassischerweise von einer grossen Investmentbank erwarten würde. Doch Reyl hat eine Lücke erkannt – und stösst nun mit aller Kraft in diese vor.

Grossbanken nehmen KMU nicht ernst

«Wir stellen fest, dass Investmentbank-Dienste auf Ebene KMU von der Schweizer Konkurrenz kaum angeboten werden», erklärt Welti. Er höre von diesen Kunden oftmals, dass sie sich von den grossen Playern zu wenig wichtig genommen fühlten. Reyl könne jedoch aufgrund ihrer Grösse jeweils die besten Fachleute auch für kleinere Transaktionen mobilisieren. Dieses Know-how ist bei der Bank im Zweifelsfall ganz oben zu finden: Chef François Reyl ist von Hause aus Investmentbanker.

Trotzdem werden die Advisory-Dienste bei Reyl immer mit Blick aufs Private Banking angeboten. Welti: «Wenn wir Kunden beim Wachstum ihres Vermögens unterstützen, kommt das letztlich auch dieser Sparte zugute.» Reyl nimmt dabei die an Firmen vergebenen Kredite auch nie aufs eigene Buch, sondern arbeitet dazu mit grossen Banken zusammen.

Kunden aus Europa und Osteuropa

Derweil hat Welti, der mit mehreren Bankern von der Zürcher Niederlassung der Union Bancaire Privée (UBP) zu Reyl wechselte, auch im Private Banking noch einiges vor. «Wir forcieren vor allem das Wachstum in den aufstrebenden Regionen», sagt der Banker. Ein Grossteil der Kundschaft stamme derweil auch aus Europa und Osteuropa.

Letzerer Markt dürfte Welti wohl besonders am Herzen liegen. Bevor er mit der Übernahme von ABN Amro Schweiz zur UBP kam, hatte er für die niederländische Bank das Asien- und Osteuropa-Geschäft entwickelt.

Söldner bleiben draussen

Leute mit einem solchen Profil stellt Welti nun selber ein. «Wir wollen wachsen, streben aber nicht die Übernahme ganzer Teams an», erklärt der Leiter der Zürcher Niederlassung. Auch so prüfe er ich jede Woche bis zu fünf Bewerbungsdossiers. Die Bank könne jedoch nur Leute gebrauchen, die zu einem Familienunternehmen wie Reyl passten und ein entsprechendes Engagement mitbrächten, findet Welti. «Wir wollen keine Söldner.»

Trifft das Profil auch auf ihn selber zu? «Ich hoffe, bis zu meiner Pensionierung beim Aufbau von Reyl mitzuwirken», antwortet Welti unumwunden.

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