Das schwierige Umfeld hat auch der Genfer Privatbank Lombard Odier zugesetzt. Im ersten Halbjahr 2015 gingen die Kundengelder zurück. Was zudem auffällt: Das Institut wandelt sich zu einem Technologie-Unternehmen.

Es ist erst das zweite Mal in der 219-jährigen Geschichte von Lombard Odier, dass die Bank Halbjahreszahlen präsentiert. Dies ist vorgeschrieben, seit sich das Institut im vergangenen Jahr zu einer Kommandit-Aktiengesellschaft umfirmiert hat.

Die jüngsten Semesterzahlen kommen zumindest mit einer Überraschung daher. Die gesamten Kundenvermögen beliefen sich per Ende Juni 2015 auf 209 Milliarden Franken, wie das Institut am Freitag mitteilte. Anfang Jahr waren es noch 215 Milliarden Franken gewesen.

Die Privatkundenvermögen (klassisches Private Banking) betrugen dabei 112 Milliarden Franken (Ende 2014: 115 Milliarden), während Asset-Management-Kunden (institutionelle Anleger) 47 (49) Milliarden Franken bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM) platzierten.

Technologie- und Bankdienstleistungs-Kunden vertrauten der Gruppe gut 50 Milliarden Franken (unverändert) an.

Strategische Investitionen

Trotz des Einflusses von Wechselkurseffekten und negativen Zinsen stieg der konsolidierte Betriebsertrag der Gruppe 6 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 auf 558 Millionen Franken, wie die Bank weiter schreibt. Das operative Aufwands-Ertrags-Verhältnis der Gruppe verblieb bei 80 Prozent und spiegelt laut der Bank die laufenden strategischen Investitionen und den umsichtigen Einsatz der Bilanz wider.

«Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 stieg der Reingewinn um 12 Prozent», sagte Patrick Odier, geschäftsführender Teilhaber und Senior-Partner. «Unsere solide Finanzlage erlaubt es uns, auch weiterhin in unser Wachstum zu investieren.»

Asset Management verlangt Geduld

Ihren Fokus will die Bank dem weiteren Vernehmen nach auf den Ausbau des Privatkundengeschäfts in Europa, in der Schweiz sowie in den Schwellenländern legen. Zudem baut das Institut seine Asset-Management-Kompetenz weiter aus. Hier ist allerdings noch etwas Ausdauer nötig, wie Lombard-Odier-Partner Hugo Bänziger (Bild unten) im Interview mit finews.ch einräumt. Für den Aufbau und einen nachhaltigen Erfolg einer Asset-Management-Boutique, wie sie Lombard Odier betreibe, brauche es zehn Jahre.

Hugo Banziger 500

Rascher kommt die Weiterentwicklung der Technologie- und Bankdienstleistungs-Plattform von Lombard Odier voran. Die Bank nutzt sie für ihr eigenes Geschäft, stellt sie aber auch anderen Banken (KBL-Gruppe, Petercam) und institutionellen Anlegern zur Verfügung. Die Erträge aus diesem Segment tragen massgeblich zur Diversifikation der Gruppe bei, wie es im Hause «LO» weiter heisst.

Solide kapitalisiert

Die Bilanz ist liquide und wurde durch die Aufhebung der Euro-Bindung des Schweizer Frankens nicht beeinträchtigt, wie es weiter heisst. Die Bilanzsumme belief sich per Mitte Jahr auf 17 Milliarden Franken. Die Gruppe hat keine externen Schulden und ist mit einer voll umgesetzten Kernkapitalquote (CET1) nach Basel III von 22,7 Prozent eine der bestkapitalisierten Banken weltweit.

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