CEO John Cryan sucht nach frischen Milliarden für die Deutsche Bank. Warum er dabei die Credit Suisse um Hilfe bittet – und die UBS nicht.

John Cryan hat recht wenig mit seinem Vorgänger und Daueroptimisten Josef «Joe» Ackermann gemein. Showman-Qualitäten gehen dem amtierenden Chef der Deutschen Bank völlig ab. Stets spricht er Klartext und legt seine Stirn in Falten, was ihm in der Branche auch schon den Spitznamen «Mr. Grumpy», also Herr Grummelig, eingetragen hat.

Ein ranghoher Banker in der Schweiz fand, Cryan sehe aus wie «das Leiden Christi». Tatsächlich hat der Deutschbanker wenig zu lachen. Der ehemalige UBS-Manager erleidet mit seiner Turnaroundstrategie einen Rückschlag nach dem anderen.

8 Milliarden Euro von den Aktionären lösen

Ende letzten Dezember musste die Grossbank ganze 7,2 Milliarden Dollar an eine Einigung im Hypothekenstreit in den USA zahlen. Anfang März schockte der Finanzkonzern dann seine Eigner aufs Neue – Cryan will über eine Kapitalerhöhung dringend benötigte 8 Milliarden Euro aufnehmen, wie auch finews.ch berichtete.

Das dürfte auch manchen Aktionären der Credit Suisse (CS) einen Schreck in die Glieder gejagt haben. Die Schweizer Grossbank ist auf Distanz zu ihrem ursprünglichen Plan gegangen, im Herbst Teile ihres Schweizer Geschäfts an die Börse zu bringen. Eine Kapitalerhöhung könnte sich für das Management als Alternative erweisen. Zum Leidwesen der Altaktionäre.

Sauer auf die UBS?

Derweil trommelt Cryan Bankenpartner für seine eigene Aktienausgabe zusammen. Dort ist das «Who’s who» der grossen Investmentbanken vertreten. Nur ein Name fehlt auf der Liste – die UBS. Ausgerechnet die grösste Schweizer Bank, in deren Diensten der Deutsche-Bank-CEO 21 Jahre lang stand, hat es nicht in die Kränze gebracht.

Verdächtig findet dies die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). Das Blatt hat auch gleich zwei Vermutungen für den möglichen Ausschluss der UBS parat. Die erste: Cryan ist immer noch sauer auf seine ehemalige Arbeitgeberin, weil diese ihm letztes Jahr die Asien-Spezialisten Ravi Raju und Anurag Mahesh ausspannte.

Ein Gefallen für die CS

Oder, alternativ dazu: Cryan hat die UBS der Erzrivalin CS zuliebe ausgeschlossen. Der Deutschbanker, der Jahre lang Finanzinstitute beriet und die Branche bestens kennt, könnte nämlich bereits fest mit einer Kapitalerhöhung seitens der zweitgrössten Schweizer Bank rechnen.

Dann könnte die CS ihrereseits Bankenpartner für das Underwriting der neuen Aktien benötigen – und der Deutschen Bank den «Gefallen» vom März zurückzahlen. Man darf auf die weiteren Ereignisse gespannt sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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