Die laufende Konsolidierung im Schweizer Private Banking hat sich verlangsamt. Sie ist komplexer und filigraner geworden. Dabei sind vormalige Käufer nun auch zu Verkäufern geworden.

Das Hauptmerkmal der laufenden Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz ist: Die möglichen Käufer scheinen in der Überzahl. Credit Suisse, Julius Bär, Vontobel, Notenstein La Roche, Bank Syz, aber auch Auslandsbanken wie Société Générale Private Banking oder Indosuez Wealth Management (Tochter von Crédit Agricole) möchten in der Schweiz wachsen und geeignete Konkurrenten übernehmen.

Von den verkaufswilligen Privatbanken ist dagegen wenig zu hören. Das Übernahmekarussell drehte in den vergangenen Monaten deutlich langsamer, nachdem sich vornehmlich die Auslandsinstitute von ihren Private-Banking-Aktivitäten getrennt hatten. Morgan Stanley, Royal Bank of Canada, Coutts International, Bank Leumi sind alle in Schweizer Hände übergegangen.

Konsolidierung auf drei Ebenen

Die Konsolidierung hat sich auf drei Ebenen verlagert: kleinere bis kleinste Privatbanken, unabhängige Vermögensverwalter und auf einzelne Kundenportfolios.

Jüngstes Beispiel ist der Verkauf der Zürcher Privatbank Dominick: Sie ging mit rund einer halbe Milliarde Franken an Kundengeldern an die Schwyzer Pensionskasse Tellco. Der ungewöhnliche Deal zeigt, dass im Private Banking durchaus Raum für Differenzierung ist: Tellco will mit Dominick die erste Vorsorgebank der Schweiz bilden.

Käufer wird anschliessend selber integriert

Ein weiteres Beispiel ist die Hyposwiss, die mit der Übernahme des Zürcher Vermögensverwalters Fimanor ihr Isreal-Geschäft stärkt. Das härtere Regulierungsregime hat auch die unabhängigen Vermögensverwalter in Bewegung gesetzt.

So kauften die WMPartners zu Beginn des Jahres noch die Zürcher Wergen & Partner, um wenige Monate später selber ein Opfer der Konsolidierung zu werden: Die Muttergesellschaft Julius Bär wird WMPartners nun ganz integrieren.

Nur die Spitze des Eisberges

Diese Transaktionen sind nur die Spitze des Eisberges: Die meisten laufen im Stillen ab – oder kommen gar nicht erst zustande.

Aus Bankerkreisen hört man, dass die Konsolidierung deutlich komplexer geworden ist. In vielen der kleinen Privatbanken (und bei unabhängigen Vermögensverwaltern) finden sich Kundenbücher, die sich über die Jahre eher zufällig zusammengesetzt haben und ein Sammelsurium an Offshore-Kunden verschiedener Nationalitäten aufweisen.

Konsolidierung in Genf

Solche unstrukturierten Portfolios sind weit weniger attraktiv, weil sie die Käufer zwingen würden, im Nachhinein die Kundenstruktur nach den präferierten Märkten zu filtern. Würde eine Bank nur einen bestimmten Teil des Kundenbuches kaufen wollen, müsste der Verkäufer möglicherweise die restlichen Kunden und die Bank liquidieren. Das kostet wiederum Geld, was bei einem Verkauf ja eigentlich nicht das Ziel ist. 

So hört man aus Finanzkreisen, dass beispielsweise Eric Sturdza für seine gleichnamige Genfer Privatbank einen neuen Hauptaktionär sucht. Auch die Banque Morval sucht seit längerem einen Ausweg aus ihrer Lage, welche durch die Regulierung wie auch die von der Schweizerischen Nationalbank erhobenen Negativzinsen zunehmend ungemütlich geworden ist.

Bei rund 2 Milliarden Franken verwalteten Vermögen hängen die Chancen einer Partnerschaft oder Fusion aber sehr stark von der Qualität des Kundenbuches ab.

Eine Kandidatin

Während sich die Konsolidierung unter den Privatbanken zurzeit eher auf den Genfer Finanzplatz verschiebt, macht in Zürich vor allem eine Akteurin von sich reden: Notenstein La Roche. Für Aufsehen sorgte vergangene Woche die exklusive Meldung von finews.ch über den Verkauf ihres Osteuropa-Portfolios an Vontobel.

Notenstein La Roche, deren Ziel es ist, über Akquisitionen zu wachsen, ist plötzlich zur Verkäuferin geworden. Nach ihrem Schweizer Kundenbuch mit rund 14 Milliarden Franken verwalteten Vermögen lecken sich die potenteren unter den kaufwilligen Banken die Finger. Das Interesse von Vontobel ist hinlänglich bekannt.

Julius Bär an Notenstein interessiert

Aber auch Julius Bär könnte mit dem Kauf von Notenstein La Roche im schwachen Schweizer Geschäft erheblich an Boden gut machen. Wie finews.ch aus Bankkreisen vernommen hat, machte CEO Boris Collardi vor einigen Monaten der Notenstein-Besitzerin Raiffeisen ein Angebot. Dieses stiess bei deren CEO Patrik Gisel auf taube Ohren. Er hält weiterhin an der Strategie mit einer unabhängigen Privatbank fest – noch.

Denn der Ausstieg Notensteins aus dem Osteuropa-Geschäft lässt sich auf vielerlei Arten interpretieren. Hat die laufende Überprüfung ihrer internationalen Märkte aber weitere Portfolio-Verkäufe zur Folge, wird dies den Eindruck erhärten, Notenstein La Roche mache sich als Braut bereit.

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