Anlässlich der Semesterabschlüsse verbreiteten zahlreiche Privatbanken gute Stimmung. Eine neue Studie zeichnet nun ein ganz anderes Bild der Branche.

Der Beraterjob bringt es mit sich, die Gefahren für ein Unternehmen immer etwas greller darzustellen, als sie wirklich sind.

Die Big-Four-Beratungsfirma KPMG Schweiz macht da scheinbar keine Ausnahme, wenn sie in ihrer neuen Privatbanken-Studie von «einer anhaltend schlechten Lage» spricht. Denn es darf gefragt werden: Hatten diverse Schweizer Privatbanken zuletzt nicht ansehnliche Ergebnisse abgeliefert?

Indes, das bei 85 Instituten erhobene Zahlenset, das die KPMG-Experten am Donnerstag vor den Medien präsentierten, spricht eine klare Sprache.

  • Punkto Wachstum: In der Summe betrachtet flossen bei den Privatbanken im Jahr 2016 rund 43 Milliarden Franken an Kundengeldern ab. Dies laut KPMG mit Blick auf den 2017 in Kraft getretenen Automatischen Informationsaustausch (AIA) sowie der Bereinigung der Kundensegmente.
  • Punkto Ertrag: Die operationelle Marge (Verhältnis zwischen Ertrag und den durchschnittlichen verwalteten Vermögen) ging in der KPMG-Stichprobe 2016 auf 89 Basispunkte zurück. Dies ist den Beratern zufolge der tiefste Stand überhaupt.
  • Punkto Kosten: Die Privatbanken konnten ihre operationellen Kosten nur noch minim senken, das einfache «Cost-Cutting» ist laut den Beratern ausgereizt. Die Personalausgaben, die in der Branche rund zwei Drittel des Aufwands stellen, sanken nur unwesentlich. Damit konnten die Einsparungen mit den schwindenden Erträgen nicht schritthalten. Das Ergebnis: Das Kosten-Etrags-Verhältnis (CIR) erreichte mit durchschnittlich 84,4 Prozent den schlechtesten Wert «ever», so die Berater.
  • Punkto Verdienst: Dank Sondereffekten erhöhte sich der Reingewinn gegenüber 2015 mit 10 Prozent deutlich. Dabei geht leicht vergessen, dass 26 Prozent der Privatbanken ohne jene Effekte rote Zahlen geschrieben hätten. Die Eigenkapitalrendite für die Bankeigner stagnierte bei 4,1 Prozent; dies teils auch, weil die Institute höher als geforderte Eigenkapitalquoten halten.

Immerhin, die Resultate im ersten Halbjahr 2017 liessen vermuten, dass sich die Branche auf dem Weg zur Gesundung befindet. Das regulatorische Umfeld für die Banken hat sich stabilisiert, die Börsenlage ist gerade günstig. Doch die KPMG-Berater bleiben skeptisch – und sie haben dafür ihre Gründe.

  • Wegen des Wachstums: Im Jahr 2019 folgt die AIA-Erweiterung auf weitere 42 Länder, darunter viele bis dato boomenden Schwellenmärkte wie China oder Russland. Das lässt anhaltende Abflüsse erwarten. Gleichzeitig finden sich in der Schweiz kaum noch Übernahmeziele für akquisitorisches Wachstum.
  • Wegen des Ertrags: Die tieferen Margen auf versteuerten Vermögen und der harte Wettbewerb um Kunden werden nicht so schnell verschwinden. Ebenfalls bleiben die Zinsen wohl noch lange tief und die Anleger weiterhin zurückhaltend – und damit die Kommissionen unter Druck.
  • Wegen der Kosten: Bei den hohen Löhnen, dem wichtigsten Kostenfaktor der Branche, bewegt sich wenig. Dies auch deshalb, weil die Banken fürchten, ihre besten Berater zu verlieren, wenn sie diese nicht exorbitant entlöhnen.
  • Wegen des Ausblicks: Laut KPMG müssen bis zu 70 der 112 verbleibenden Schweizer Privatbanken ums Überleben kämpfen. Das Lager des «unteren Mittelmasses» im Swiss Private Banking hat sich gemäss den Studienautoren um 14 Banken auf knapp 40 Prozent erhöht.

Ein Optimist, wer da die Talsohle bereits durchschritten wähnt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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