Unzimperlich hat der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman seine Gegner kaltgestellt. Nun soll sein Interesse der Credit Suisse gelten. Wird die Grossbank zum Spielball der Mächte im Mittleren Osten?

Die Vorgänge in Saudiarabien sind so ungeheuerlich wie undurchsichtig. Der starke Mann des Königreiches, Prinz Mohammed bin Salman, hat Dutzende seiner Gegenspieler – Prinzen, Minister, Militärs und Milliardäre – kaltgestellt. 

Er liess sie Anfang November festnehmen, warf ihnen Korruption vor und konfiszierte geschätzte 300 Milliarden Dollar. Die Säuberungswelle wird als Teil einer Kampagne hingestellt, das Ansehen Saudi-Arabien im Westen zu verbessern und den Staat in die Moderne zu führen.

Veränderungen im CS-Aktionariat als Auslöser

Und dabei soll auch dem Schweizer Finanzplatz, genauer der Credit Suisse (CS), eine Rolle zufallen, wie die «Financial Times» zu Beginn dieser Woche schrieb. Die jüngeren Vorgänge im Aktionariat der CS hätten das Interesse der Saudis geweckt, so das Blatt.

Gemeint sind der Einstieg Rudolf Bohlis mit seinem Hedgefonds RBR Capital wie auch der Staatsfonds von Katar, der möglicherweise seine CS-Beteiligung abbauen muss, um Bargeld in das mit einer Blockade belegte Land zu holen.

Geht es um Offshore-Gelder?

Das britische Finanzblatt bleibt im Artikel vage zum saudischen Kontakt mit der CS und nennt verschiedene Möglichkeiten. Ein Grund könnte demnach die Bestrebung des Kronprinzen «MBS» sein, auf die Offshore-Konten seiner politischen Gegner Zugriff zu erhalten. Plausibler ist die Vermutung, dass die saudischen Beziehungen zur CS im Zusammenhang mit dem geplanten Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco stehen.

Die dritte Möglichkeit ist aber, dass Saudi-Arabien Gelder aus dem eigenen Staatsfonds – den Saudi Crown Holdings – in die CS investieren möchte. Damit würde der Einfluss der Saudis bei der Schweizer Bank noch deutlich stärker, ist doch das saudische Firmenkonglomerat Olayan seit bald zwei Jahrzehnten ein CS-Grossaktionär.

Bohli: Staatsfonds als Alliierter 

Der Einstieg des aktivistischen Hedgefonds RBR Capital und die Forderungen Bohlis – eine Aufteilung der Bank und nochmals massive Kostensenkungen – soll das Interesse der Saudis an der CS noch mehr geweckt haben, heisst es im Artikel.

Bohli hatte sich vergangene Woche mit CS-CEO Tidjane Thiam ausgetauscht. Dabei soll sich das Gespräch auch um einen neuen Grossinvestoren gedreht haben, wohl einen Staatsfonds, den Bohli mit an Bord holen wolle.

Bis zu eine Milliarde Dollar 

Es ist offen, ob es sich hierbei um den saudischen Staatsfonds handelt. Doch heisst es in dem Artikel, Saudi-Arabien spiele mit dem Gedanken, zwischen 500 Millionen bis zu einer Milliarde Dollar in die CS zu investieren. Damit liesse sich beim derzeitigen Aktienkurs ein Anteil von 2,4 Prozent kaufen.

Dies würde das Machtgefüge im Aktionariat der CS deutlich verschieben – und dies wohl zulasten der Kataris, deren Anteil an der Grossbank zuletzt unter 5 Prozent gefallen ist. Katar ist bei seinen Nachbarn im Mittleren Osten in Ungnade gefallen. Unter anderen bezichtigt Saudi-Arabien das Emirat der Terrorfinanzierung, was dieses heftig abstreitet.

Katar müsste Kröte schlucken

Unwahrscheinlich ist, dass Saudi-Arabien die CS-Anteile von Katar übernimmt, da das Emirat angesichts der anhaltenden Schwäche des CS-Aktienkurses einen hohen Verlust erleiden würde. Dass die politischen Feinde nebeneinander im Aktionariat der CS sitzen, ist laut einem von der «Financial Times» zitierten saudischen Beamten dagegen durchaus im Bereich des Möglichen.

Saudi-Arabien könnte die Gelegenheit wahrnehmen und nun relativ günstig eine CS-Beteiligung aufbauen. Dies auch mit der Absicht, dem Vorhaben von Hedgefonds-Manager Bohli mehr Gewicht zu verleihen – was wiederum den CS-Aktienkurs wohl deutlich beleben würde.

Katar, durch die saudischen Sanktionen bereits geschwächt, müsste diese Kröte wohl schlucken. Die CS liess am Dienstagnachmittag über eine Sprecher ausrichten, es habe bislang keine Kontakte zum Staatsfonds von Saudiarabien gegeben.

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