Überraschend hat Katar seinen Anteil an der Credit Suisse verringert. Recherchen von finews.ch zeigen: Die Grossbank dürfte bald auch die höchst kostspieligen Wandelpapiere in den Händen der Scheichs loswerden.

Für den ehemaligen CEO der Credit Suisse (CS) Brady Dougan war es ein «good job». Auf der Höhe der Finanzkrise hatte er die Milliarden des katarischen Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) mobilisiert. Nicht zuletzt dank diesem Schachzug steuerte er die Schweizer Grossbank ohne Staatshilfe durch die Turbulenzen.

Seither stehen die Scheichs dem Institut wie ein Felsen zur Seite – und lassen sich ihre Treue mit Dividenden und hohen Zinszahlungen vergolden.

Doch nun zeigen sich Fissuren in der scheinbar in Stein gemeisselten Allianz. Wie auch finews.ch berichtete, haben die Katari dieser Tage – und erstmals seit 2008 – ihren Aktienanteil leicht von 5,01 auf 4,94 Prozent der Stimmrechte reduziert. Dies, nachdem QIA-Mann Bin Hamad J.J. Al Thani (Bild unten) letzten Februar seinen Abschied im Verwaltungsrat der CS genommen hatte.

Schon damals hatte das Gerüchte über Fliehkräfte auf der Achse Zürich-Katar genährt.

Sagenhafter Coupon

Ihre wertvollste Position bei der zweitgrössten Schweizer Bank hat die QIA aber bisher nicht angetastet. Es handelt sich um zwei Pflichtwandelanleihen im nominalen Wert von 2,5 Milliarden Franken und 1,72 Milliarden Dollar. Nachdem die Schweizerische Nationalbank 2011 das Institut recht unverholen wegen seiner zu schmalen Kapitalbasis kritisierte hatte, gab die CS die so genannten Cocos an die QIA aus.

Bis heute muss die Grossbank die Pflichtwandler mit im Tiefzinsumfeld sagenhaft hohen Coupons von 9 respektive 9,5 Prozent bedienen. Dem Emirat fliessen so jährlich mehr als 380 Millionen Franken zu – auf ewig, denn die so genannten Cocos laufen gemäss Vertrag «perpetual».

AlThani 500

Erster Call 2018

Wie Recherchen zeigen, könnte diese Ewigkeit jedoch kürzer währen als gedacht. Bereits im Oktober 2018 hat die CS nämlich erstmals das Recht auf einen «Call» (siehe unten). Das heisst, sie kann die Cocos der Katari zurückkaufen oder durch andere Papiere ablösen. Und genau mit diesem Gedanken spielt die Bankführung offenbar.

So jedenfalls lässt sich eine Präsentation auslegen, welche CEO Tidjane Thiam und Finanzchef David Mathers Ende letzten September vor Gläubigern der Bank hielten. Darin hielt Mathers fest, dass ab 2017 ältere Kapitalinstrumente durch neues, verlustabsorbierendes Kapital (AT1) ersetzt werden soll.

CSKatar Grafik 500

Die beste Lösung – für fast alle

Der erfahrene Bank-Vontobel-Analyst Andreas Venditti sieht dies durchaus als Option für die Grossbank. «Es würde mich nicht wundern, wenn die Credit Suisse beim Call-Datum im Jahr 2018 die Convertibles der Katari ablösen wird», sagte er gegenüber finews.ch.

Der Bankenexperte hat auch schon eine Vorstellung davon, wie das geschehen könnte. «Die Credit Suisse hat dank der jüngsten Kapitalerhöhung ihr hartes Kernkapital äufnen können. Es ist deshalb möglich, dass sie die Convertibles nur zum Teil durch neue AT1-Instrumente ersetzen muss.»

Gelingt dies der Grossbank, wäre das wohl in Sinne aller Beteiligten – hunderte Millionen Franken würde nicht mehr in die Coupons fliessen, sondern direkt in den Vorsteuergewinn. Wie es im Umfeld der Bank heisst, ist sich die CS dessen wohl bewusst und bemüht, nach einer ökonomisch sinnvollen Lösung zu suchen.

Wie einst Warren Buffett?

Fragt sich, was die Katari wollen. Die QIA hat in der Sache das letzte Wort. Und die Bedingungen für einen «Call» der CS dürften in den Prospekten zu den Convertibles ganz genau festgelegt sein.

Wenn die Parteien unaufgeregt dem Buchstaben folgen, könnten sie eine Einigung erreichen wie im Jahr 2010 die Swiss Re und der Börsenguru Warren Buffett. Buffett, der 2009 dem gestrauchelten Schweizer Rückversicherer mit einer 3-Milliarden-Franken-schweren Wandelanleihe beigesprungen war, stimmte damals der vorzeitigen Rückzahlung zu.

Wegen einer Prämie und den hohen Zinsen zahlte die Swiss Re am Ende rund 4 Milliarden Franken für die Geldspritze in Not. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, wie gut die CS zu verhandeln weiss.

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