Als Privatbank ist die Commerzbank in der Schweiz einst gescheitert, im Geschäft mit Firmen hat sie sich neu erfunden. Mit dem Vorstoss in ein neues Business weckt das Institut nun Erinnerungen.

Die Commerzbank Schweiz unter ihrem umtriebigen CEO Marc Steinkat konnte in den letzten Jahren einige Erfolge vorweisen. Im Jahr 2011 auf der «grünen Wiese» im Geschäft mit hiesigen KMU und Konzernen gestartet, hat es das Institut seither auf sechs Filialen, rund 100 Mitarbeitende und 1'800 Kunden gebracht. finews.ch bezeichnete die Tochter der zweitgrössten deutschen Bank deswegen schon als «Anstellungs-Turbo».

Wie CEO Steinkat am (gestrigen) Montag vor den Medien ausführte, hat sich das Geldhaus auch im Jahr 2017 zur Zufriedenheit entwickelt.

Verkauf an Vontobel

Darüber geht das erste Kapitel der Commerzbank-Geschichte in der Schweiz gerne vergessen. Das Institut hatte sich hier ab 1985 im Private Banking versucht und zuletzt in Zürich, Genf und Wien mit mehr als 100 Personen rund 4,5 Milliarden Franken betreut. 2009 war dann abrupt Schluss. Das Institut wurde an die Zürcher Vontobel-Gruppe verkauft.

Anzunehmen war damals, dass die Commerzbank in der Schweiz viel undeklariertes Geld verwaltete, was mit der sich abzeichnenden Weissgeld-Ära kaum kompatibel war. Die Schieflage des deutschen Mutterhauses dürfte ein Übriges zum Verkauf beigetragen haben. So schloss das Institut das Buch über dem Swiss Private Banking.

Abkehr von der Abstinenz?

Und nun das: Wie Schweiz-Chef Steinkat eröffnete, möchte er hiesige Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter als Kunden gewinnen. Finden die Commerzbanker nach einem Jahrzehnt Abstinenz in die Vermögensverwaltung zurück? Das wäre ein seltsames Déjà-vu.

Doch Steinkat präzisierte: Family Offices würden wie Unternehmenskunden behandelt. Seine Teams können etwa behilflich sein, wenn hiesige Vermögensverwalter in deutsche Immobilien oder Firmen investieren möchten. Mit dem Private Banking habe man weiterhin nichts am Hut – nicht zuletzt die Vontobel-Banker dürfen sich deshalb entspannen.

Insel der Glückseligen

Anderseits sind auch für Steinkat die Dinge in Fluss. Das deutsche Mutterhaus digitalisiert unter Hochdruck und streicht 9'600 von 45'000 Stellen. Die Schweizer Tochter kann sich da – zumindest vorläufig – als Insel der Glückseligen wähnen. Da der Konzern die Schweiz als Wachstumsregion einstuft, bleibt sie von Abbau-Massnahmen verschont.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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