Vontobel-Chef Zeno Staub erntete für seine Zurückhaltung bei der Konsolidierung im Private Banking einigen Spott. Doch mit dem Kauf der Notenstein La Roche hat sich das Warten für ihn nun bezahlt gemacht.

Anfang Jahr hatte Zeno Staub vor Medienvertretern von der «stillen Konsolidierung» gesprochen. Der Chef der Zürcher Finanzgruppe Vontobel war sich sicher: Die schiere Anziehungskraft seines Unternehmens reiche aus, um unzufriedene Berater und Kunden ganz von alleine von der Konkurrenz anzuziehen.

Das Votum entlockte finews.ch damals einen kritischen Kommentar – die zurückhaltende, wenn nicht gar zaudernde Haltung des Vontobel-CEO gegenüber Übernahmen im Private Banking ist am Finanzplatz geradezu legendär.

Jeder wolle diese Braut

Während nämlich Konkurrenten wie Julius Bär, UBP und J. Safra Sarasin in den letzten Jahren links und rechts Privatbanken zusammenkauften, hielt sich Vontobel in diesem Feld stets zurück – einmal abgesehen etwa von der Übernahme der kleinen Finter Bank im Jahr 2015 und des Osteuropa-Teams der St. Galler Notenstein La Roche im letzten Juli. Entsprechend musste sich Staub einigen Spott gefallen lassen.

Doch jetzt zeigt sich: Das Warten hat sich für den langjährigen Vontobel-Lenker gelohnt. Wie auch finews.ch am (heutigen) Donnerstag berichtete, kaufte seine Bank für 700 Millionen Franken die Raiffeisen-Tochter Notenstein La Roche Privatbank in St. Gallen. Und damit eine Braut, hinter der jede grössere Privatbank der Schweiz her war. 

Insbesondere gilt das für die Zürcher Lokalrivalin Julius Bär, die ebenfalls schon lange mit einer Übernahme der Konkurrentin aus der Ostschweiz liebäugelte. Vier Institute waren am Bieterprozess beteiligt – Vontobel war dann aber die logische Gewinnerin.

Russland-Geschäft als Blaupause

Denn eigentlich war klar, dass die Chancen der Bären nicht allzu hoch waren. Seit Vontobel im Juni 2016 der Raiffeisen das Fondshaus Vescore abkaufte, arbeiten die Genossenschaftsbank und das Zürcher Traditionhaus enger zusammen denn je. Die vergangenes Jahr erfolgte Integration des Russland-Teams von Notenstein La Roche kann nun als Blaupause für die jetzige Übernahme des gesamten Instituts dienen, wie Staub vor den Medien sagte.

Tatsächlich musste Vontobel in der Sache wohl nicht viel mehr tun, als auf den Entscheid von Raiffeisen zu warten.

Vontobel «bi de Lüüt»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.18%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.49%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.68%
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