In der aufstrebenden Schweizer Fintechbranche fehlte sie noch – die lizenzierte Krypto-Bank. Nun sind namhafte Investoren und Fachleute daran, dieses ambitionierte Vorhaben zu realisieren. 

In der Krypto-Finanzbranche herrscht rege Betriebsamkeit: Eine Reihe von Startups – wie Crypto Finance und Cryptalgo in Zürich oder Taurus in Genf – strebt mit ihren Dienstleistungen den Brückenschlag zwischen der neuen Krypto-Finanzwelt und dem traditionellen Bankgeschäft an. Ziel dabei ist, institutionellen Kunden den Eintritt ins Universum der digitalen Assets zu ermöglichen.

Im Hintergrund finden bereits Gespräche und Verhandlungen mit Banken statt, die als Partner und Kunden dienen sollen. Doch nun könnte es sein, dass alle diese Startups sozusagen rechts überholt werden. 

Premiere auf dem Schweizer Finanzplatz

Denn wie einer Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist, steht die erste Schweizer Krypto-Bank in den Startlöchern. Sie heisst Seba Crypto.

Das Unternehmen will ein Brückenbauer sein, das sowohl Krypto-Firmen als auch Investoren Wege öffnet, digitale Vermögenswerte in die traditionelle und regulierte Finanzwelt zu überführen – und umgekehrt. Dafür strebt Seba Crypto eine Banklizenz von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) an. Das ist eine Premiere auf dem hiesigen Finanzplatz – und möglicherweise auch weltweit.

Millionenschwerer Vertrauensvorschuss

Ein Merkmal der Schweizer Krypto-Branche ist, dass ihre Protagonisten vielfach höchst selbstbewusst zeigen und Startup oder Geschäftsmodell als «the next big thing» verkaufen. Seba Crypto verfolgt mit dem Aufbau einer Finma-regulierten Bank zwar auch ein grosses Ziel. Doch das Geschäftsmodell ist nicht eigentlich innovativ, sondern eben das einer Bank. 

Das Projekt hat bereits einen enormen Vertrauensvorschuss in Form von 100 Millionen Franken erhalten. Das Geld haben die Gründer innerhalb von rund drei Monaten bei privaten und institutionellen Investoren eingesammelt.

Viel Branchenprominenz an Bord

Unter den Leuten, die hinter Seca Crypto stehen, hat es einige höchst bekannte Namen: Dazu gehören Guy Schwarzenbach, der Sohn des Devisenhändlers Urs Schwarzenbach, Joseph Chee, ein ehemaliger UBS-Investmentbanker in Hongkong und Jack Chung von der Wagniskapital-Firma Summer Capital.

Überhaupt ist Seba Crypto prominent besetzt: Designierter Verwaltungsratspräsident ist Andreas Amschwand, ehemals Devisenchef der UBS und heute Verwaltungsrat von Julius Bär. Weitere designierte Mitglieder sind, neben Schwarzenbach, der Unternehmer und Investor Sebastian Mérillat, das ehemalige Geschäftsleitungsmitglied der Finma, Urs Zulauf, sowie Reto Kunz, früherer Risikochef der Tessiner Bank BSI.

In kurzer Zeit 100 Millionen Franken eingesammelt

CEO und Initiant dieser Krypto-Bank ist Guido Bühler. Auch er ist ein Ex-UBS-Banker und ein Mitgründer des Multi-Family-Offices B&B Analytics. Im Gespräch mit finews.ch räumt Bühler ein, dass die Ankündigung eines neuen Finanzinstituts, ohne dass bereits eine Finma-Bewilligung vorliegt, auch etwas offensiv wirken könnte.

Doch er hält es in Anbetracht der Relevanz und Grösse des Projektes für wichtig, schon jetzt Interesse zu erwecken. «Dass es uns in relativ kurzer Zeit gelungen ist, 100 Millionen Franken einzusammeln, notabene auch bei institutionellen Investoren, ist ein starker Beleg für das bereits vorhandene Vertrauen und das Interesse in unser Vorhaben», sagt er.

Finma-Lizenz im Sommer 2019 erwartet

Mit Seba Crypto gehen Bühler und sein Management – unter ihnen ist auch Philipp Baretta, Ex-Credit-Suisse, Urs Bernegger, ein früherer Manager bei der UBS und Vontobel, sowie Guido Rudolphi, einer der führenden Cyber-Sicherheitsexperten in der Schweiz – im Gegensatz zu anderen Krypto-Startups den umgekehrten Weg.

Während Startups in der Regel eine Geschäftstätigkeit etablieren und sich dann bei einer SRO um einen regulierten Status oder bei der Finma um eine Effektenhändler-Lizenz bemühen, investiert Seba Crypto zunächst einmal eine zweistellige Millionensumme in eine Banklizenz. Bühler will eigenen Angaben zufolge das Gesuch an die Finma demnächst abschicken und hofft, die Bewilligung für Sepa Crypto im Sommer 2019 zu erhalten.

Letzter Baustein

Es ist ein schwieriger, teurer und riskanter Weg. Doch die Gründe, eine lizenzierte Bank zu gründen, sind stichhaltig. «Wir streben den höchsten Grad an Regulierung in der Schweiz an. Damit wollen wir unseren Kunden die höchste Sicherheit bieten. Ausserdem schafft uns eine Banklizenz ein hohes Mass an Flexibilität, um im Markt zu agieren», sagt Bühler und bezeichnet die geplante Bank als jenen letzten Baustein, der in der Branche bislang fehlte, um eine Brücke zwischen Krypto- und traditionellen Bankgeschäften zu schlagen.

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