Ermotti habe eine längere positive Marktphase ungenutzt verstreichen lassen, um die Grossbank mittels Akquisitionen für Investoren wieder attraktiver zu machen. Tatsächlich hat der UBS-Aktienkurs seit dem Investorentag im vergangenen Oktober weiter an Boden verloren.

Wogen glätten

Die UBS wollte diese Aussagen auf Anfrage von finews.ch nicht kommentieren. Doch im Hintergrund bemühte sich Weber persönlich, die Wogen zu glätten. Er und Ermotti würden nach wie vor sehr gut zusammenarbeiten und sich mit den jeweiligen Fähigkeiten ideal ergänzen, war zu vernehmen.

Es gebe keine Unzufriedenheit bei den Investoren über die strategische Ausrichtung der UBS. Und über einen allfälligen Wechsel des 59-jährigen UBS-Chefs in den Verwaltungsrat sei noch nicht diskutiert worden.

Ersatzbank stärken oder interner Nachfolger?

Bezüglich einer CEO-Nachfolge scheint Weber jedoch darauf zu drängen, die «Ersatzbank» mit externen Kandidaten zu stärken. Auch Ermotti meint, dass nach den Abgängen im letzten Jahr eine Stärkung der Geschäftsleitung gut wäre. Müsste ein Nachfolger von aussen kommen, hätte er seinen Job nicht gemacht. Weber und Ermotti sehen Veränderungen «noch Jahre entfernt», doch scheinbar möchte Weber bereits jetzt den Nachfolgeprozess einleiten.

Die Dissonanzen des UBS-Führungduos als eigentlichen Bruch darzustellen, wäre gleichwohl nicht ganz richtig. Der Tessiner und der Deutsche waren gar nie das «Dreamteam», das die Bank nach 2012 zum grössten Vermögensverwalter der Welt formte und die Marke UBS neu erstrahlen liess.

Der CEO war bereits da, die Strategie vorgegeben

Ermotti wäre unter einem UBS-Präsidenten Weber wohl nicht die erste Wahl als CEO gewesen. Vielmehr war der Tessiner spät im Jahr 2011 noch von Kaspar Villiger (Bild unten) inthronisiert worden.

Ermotti Villiger

(Bild: Keystone)

Weber sollte zunächst nur in den Verwaltungsrat gewählt werden. Villiger machte ihm dann erst den Weg ins Präsidium frei, nachdem er Ermotti zum CEO bestimmt hatte.

Insofern traf Weber bei seinem Amtsantritt bei der UBS auf «faits accomplis»: Der neue CEO war bereits da, und dieser hatte die Investoren bereits über die neue Strategie der UBS als Vermögensverwalterin mit «angehängter» Investmentbank orientiert.

Anhaltender Belastungstest

Fortan pflegten Ermotti und Weber eine Arbeitsbeziehung, die beide als «komplementär» bezeichnen. Der CEO, der eine Banklehre absolviert hat, war für die operativen und strategischen Belange der UBS zuständig. Der ehemalige Wirtschaftsprofessor Weber betätigte sich als Kommentator des Weltgeschehens auf den Finanzmärkten und als Polit-Philosoph.

Zum anhaltenden Belastungstest wird Arbeitsbeziehung nun, weil das Thema Nachfolgeregelung aktuell bleibt, genauso wie die schwache Performance der UBS-Aktie, sowie die uninspiriert anmutende Strategie der Bank.

Ein neues UBS-Kapitel?

Weber peilt offenbar eine Zukunft als UBS-Präsident über das Jahr 2022 hinaus an. In Gesprächen lässt der 61-Jährige schon mal durchblicken, noch keineswegs amtsmüde zu sein und dass somit eine Verlängerung seiner Amtsdauer durchaus möglich wäre.

Dass er diese Verlängerung mit einem anderen CEO als Ermotti anstrebt, ist zwar nur Spekulation. Doch könnte es Weber durchaus wie einst Villiger machen: Er bestimmt den neuen Chef und schreibt damit ein neues Kapitel für die UBS.

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