Die Generalversammlung der Bank Vontobel ist in der Regel eine reine Familienangelegenheit. Doch dieses Jahr haben die Restaktionäre regelrecht rebelliert. Was ist geschehen?

«Überzeugende Mehrheiten für sämtliche Anträge des Verwaltungsrates» meldete die Bank Vontobel diese Woche bezüglich ihrer Generalversammlung (GV). Diese Darstellung lässt sich als Euphemismus bezeichnen.

Denn von den 44 Millionen Stimmen vereint der Aktionärspool der Familie Vontobel deren 29 Millionen. Dass somit überzeugende Mehrheiten zustande kommen, ist nicht ganz überraschend. Doch so geschlossen präsentierte sich – zumindest an der jüngsten GV – das Aktionariat der Zürcher Traditionsbank nicht, wie ein genauer Blick auf die Abstimmungsresultate zeigt. Vor allem nicht, was die Vergütung des Managements um CEO Zeno Staub und Verwaltungsratspräsidenten Herbert Scheidt angeht.

Sauer aufgestossen

Dass Vontobel in der Schweizer Finanzbranche höchste Löhne bezahlt, ist weitum bekannt, wie eine Auswertung von finews.ch regelmässig zeigt und auch für 2018 wieder der Fall war. Besonders gut wird dabei CEO Staub entlöhnt, der für das vergangene Jahr eine Gesamtentschädigung von 3,7 Millionen Franken erhielt. Scheidt bezog für sein Mandat als Verwaltungsratspräsident mehr als 2,6 Millionen Franken. 

Dazu kommen noch Performance-Aktien in Wert von 2,3 Millionen Franken für Staub und 1,7 Millionen Franken für Scheidt. Und genau das scheint nicht wenigen Vontobel-Aktionären sauer aufzustossen.

Denn als es an der jüngsten GV zur Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht kam, waren von den rund 44 Millionen vertretenen Aktionärsstimmen 38 Millionen für ein «Ja» und knapp 6 Millionen für ein «Nein».

Das heisst, dass knapp 40 Prozent aller Aktionäre, die nicht zur Vontobel-Familie gehören, den Vergütungsbericht abgelehnt haben. Mit anderen Worten: Eine überzeugende Mehrheit mag zwar ihr Vertrauen ausgesprochen haben, doch nicht wenige Aktionäre sind anderer Meinung.

Schon etwas überrissen

Natürlich gibt es gerade in der Schweiz einige Banken-CEOs, die wesentlich mehr verdienen als Vontobel-Chef Staub; nämlich Bernhard Hodler von Julius Bär mit 6,2 Millionen Franken, Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam mit 12,7 Millionen und UBS-CEO Sergio Ermotti mit 14,1 Millionen Franken.

Allerdings führen alle drei Finanzinstitute, die erheblich mehr Gewinn erwirtschaften als Vontobel. Und von der Grösse und Komplexität her spielen die UBS und Credit Suisse (CS) sowieso in einer ganz anderen Liga. Gemessen an solchen Relationen scheinen Staubs und Scheidts Vergütungspakete tatsächlich etwas überrissen.

Der Vontobel-CEO trug 2018 sage und schreibe 1,6 Prozent des den Aktionären zurechenbaren Gewinns der Bank Vontobel nach Hause, und bei Scheidt waren es 1,2 Prozent. Zum Vergleich: Der Schweizer Spitzenverdiener Ermotti erhielt 0,3 Prozent des UBS-Gewinns, Thiam 0,6 Prozent und Hodler 0,8 Prozent.

 

 

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