Die UBS bekommt wegen des Schweine-Kommentars ihres Chefökonomen Chinas geballte Kraft der öffentlichen Entrüstung zu spüren. Opfer werden gefordert. Andere westliche Unternehmen mussten auch schon Busse tun.

Die UBS und ihr Chefökonom im Wealth Management Paul Donovan wissen derzeit nicht mehr wie ihnen geschieht. Nach einem unglücklichen und missverständlichen Kommentar Donovans über die Folgen der Schweinepest in China, ist die dortige Öffentlichkeit und die lokale Finanzbranche in Aufruhr.

Nachrichtenagenturen berichteten, die Chinese Securities Association in Hongkong, sie repräsentiert die lokalen Finanzinstitute auf dem chinesischen Festland und ihre Ableger in Hongkong, sei mit der bisherigen Entschuldigung seitens der UBS und Donovans nicht zufrieden.

Alle Involvierten seien zu entlassen

In einem offenen Schreiben an den UBS-Verwaltungsrat soll die Organisation diesen aufgefordert haben, eine formale Entschuldigung zu äussern. Donovan und alle anderen Involvierten der UBS seien zu entlassen. «Bedauerlicherweise ist diese Information (die Entschuldigung der UBS) nicht nur unaufrichtig, sondern arrogant und sie verletzt die Gefühle der Chinesen erneut», hiess es in dem Brief.

Donovan hatte in einem Morgenkommentar über die steigenden Konsumentenpreise referiert und dabei einen Scherz über die Auswirkungen der Schweinepest auf die Fleischpreise gewagt. «Ist das wichtig?», fragte er. «Wenn Sie ein chinesisches Schwein sind, schon – es ist wichtig, wenn Sie Schweinefleisch in China essen.»

«Ungewollt höchst unsensibel»

Der unglücklich formulierte Scherz ging nach hinten los: Nicht nur in sozialen Medien folgte ein Sturm der Entrüstung wegen der vermeintlich rassistischen Entgleisung Donovans. Die staatliche Zeitung «Global Times» geisselte den «geschmacklosen und rassistischen» Kommentar der UBS.

Donovan selber trat zur Schadensbegrenzung an und gab «Bloomberg» ein Interview. «Ich habe einen Fehler gemacht und habe ungewollt eine kulturell höchst unsensible Sprache verwendet. Dafür entschuldige ich mich öffentlich.»

Die UBS warf ihrerseits ihr ganzes Gewicht in die Waagschale und äusserte sich: «Wir entschuldigen uns vorbehaltlos für jegliche Missverständnisse, welche durch die nicht beabsichtigten Kommentare Paul Donovans verursacht worden sind. Wir haben den Kommentar gelöscht. Wir machen deutlich, dass sich der Kommentar um Inflation und den Anstieg chinesischer Konsumentenpreise handelte, der von höheren Schweinefleisch preisen getrieben wurde.»

Eskalation kommt zu Unzeiten

Doch der «Shitstorm» nimmt weiter seinen Lauf und entwickelt sich zu einem ernsthaften Imageproblem der Schweizer Grossbank in ihrem auserkorenen Wachstumsmarkt China. Nicht nur hat die chinesische Broker-Vereinigung zum Boykott gegen die UBS aufgerufen. Haitong Securities hat bereits alle Geschäftsaktivitäten mit der Bank eingestellt. Der CEO von Haitong ist gleichzeitig Präsident ebendieser Chinese Securities Association, welcher 124 Finanzinstitute angehören.

Dass solche «kulturellen Missverständnisse» in China rasch eskalieren können, erlebt nun die UBS – und dies zu Unzeiten. Die Schweizer Grossbank wurde vergangenes Jahr das erste ausländische Finanzinstitut, welches in China die Mehrheit an einem Joint-Venture halten darf.

Strategisch ist der chinesische Markt für die UBS von höchster Wichtigkeit: Die Bank erhofft sich dringend nötige Wachstumsimpulse für ihr Wealth Management und ist bereits heute der gewichtigste ausländische Vermögensverwalter in China. Vergangenes Jahr erlitt die UBS in ihrem China-Geschäft laut «Bloomberg» einen Verlust von 9,5 Millionen Dollar.

Pizza mit Stäbchen essen

Dass sich die Affäre mit der einmaligen Entschuldigung wohl nicht beilegen lässt, zeigen andere Beispiele westlicher Firmen, die sich zu deutlicheren Reaktionen gezwungen sahen, nachdem sie durch unbedachte Äusserungen chinesische Befindlichkeiten verletzt hatten. Der italienische Modekonzern Dolce & Gabbana sagte auf Druck der Öffentlichkeit eine Show in Schanghai ab, nachdem das Video eines chinesischen Models zirkuliert war, das mit Stäbchen versucht hatte, Pasta und Pizza zu essen.

Mercedes musste sich entschuldigen, weil der Automobilkonzern in einem Social-Media-Post ein Zitat des Dalai Lama von Tibet verwendet hatte. Und der US-Kleiderkonzern Gap zog ein T-Shirt aus dem Markt zurück, welches die Landkarte Chinas ohne einige von der Regierung beanspruchte Territorien aufgedruckt hatte.

Heikle Entscheidungen treffen

Wie sich die UBS der Entrüstung der chinesischen Öffentlichkeit nun entziehen will, wird für die Grossbank zu einer immer heikleren Angelegenheit. Die Vergangenheit zeigte, dass betroffene Unternehmen die Aufregung nur eindämmen konnten, indem sie sich zu drastischeren Schritten entschliessen mussten als blosse Entschuldigungen zu äussern.

China fordert die Entlassung Donovans. Aus der Schusslinie muss die UBS ihr Aushängeschild so oder so nehmen. Wie sie dies vollzieht, wird sie sorgfältig abwägen müssen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.48%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.77%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.08%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.65%
pixel