Anfang Juli übernahm Philipp Wehle bei der Credit Suisse die Leitung der internationalen Vermögensverwaltung. Er setzt weiter auf Wachstum und zeigt dabei auch keine Scheu vor politischen Risiken, wie sein erstes Interview zeigt.

In einigen der wichtigsten Wachstumsmärkte des International Wealth Management (IWM) der Credit Suisse (CS) geht es politisch turbulent zu. Doch deren neuer Chef Philipp Wehle gibt sich unbesorgt.

«Das gilt generell für einige Marktgebiete der Division», sagt er im Interview mit der «Handelszeitung» auf eine Frage nach politischen Risiken in Saudi-Arabien. «Auch in Lateinamerika oder Russland gibt es Risiken, denen wir mit den entsprechenden Vorkehrungen im Bereich Risk und Compliance begegnen.»

Korruption und Diktatoren 

Nicht nur in Saudi-Arabien, wo die Bank vor wenigen Monaten endlich eine volle Banklizenz ergattern konnte, geschieht das Vermögenswachstum vor dem Hintergrund politischer Risiken. Auch in Brasilien, Subsahara-Afrika und Zentralasien, welche Wehle ebenfalls aufzählte, sorgen inhaftierte Politiker, Korruption und Diktatoren immer wieder für Schlagzeilen. Jene Risiken hatten die CS unter Ex-Konzernchef Brady Dougan einst mit überzeugt, sich aus zahlreichen Staaten Afrikas zurückzuziehen.

Aktuell ist für Wehle und die CS besonders der Nahe Osten attraktiv. «Das ist für uns ein absoluter Kernmarkt mit sehr vermögenden Unternehmern und Familien, die ihr Vermögen lokal erworben haben und die wir dabei unterstützen, ihre Assets global zu diversifizieren», sagte er. «Als lokaler Partner vor Ort mit globalen Kompetenzen können wir hier für unsere Kunden Mehrwert schaffen. Das gelang uns in den letzten Jahren sehr gut und ich sehe hier sehr viel Potenzial, weil der Bereich der sehr Vermögenden in Middle East pro Jahr zwischen 6 und 7 Prozent wächst.»

Erste Reise

Seinen erster Stopp als Nachfolger von Iqbal Khan an der Spitze der Division machte der ehemalige Offizier der Bundeswehr allerdings in London. Unabhängig von den Querelen um den Brexit bleibt auch die Stadt an der Themse für die CS für das Private Banking ein wichtiger Hub, wie Wehle sagte.

Bis zu seiner Beförderung am 1. Juli amtete Wehle als Finanzchef von IWM unter Khan. Dem Rücktritt des letzteren war viel Spekulation vorausgegangen, Khan hatte dem Vernehmen nach mit CS-CEO Tidjane Thiam schon länger das Heu nicht mehr auf derselben Bühne. Die Ernennung des 45-jährigen Wehle war allerdings eine Überraschung: ausserhalb der Credit Suisse war der Banker nur wenigen bekannt gewesen.

Ziele erfüllt

Trotzdem gibt er sich im Interview selbstbewusst: «Dass ich einer der Kandidaten war, hat mich nicht überrascht. Als Finanzchef der Division kenne ich diese bestens und habe die letzten dreieinhalb Jahre als Teil des Führungsteams mitgeholfen, die Division zu einem der führenden Anbieter in der Vermögensverwaltung zu machen.»

Tatsächlich hat die Sparte, in deren Geschäftsleitung er seit der Gründung 2015 sitzt, ihre Ziele seitdem erfüllt. Dieser Erfolg war einer der Gründe dafür, dass Wehles Vorgänger Khan als heisser Kandidat für die Nachfolge Thiams bei der CS gehandelt wurde.

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