Durch die digitalen Player im Schweizer Markt werden die etablierten Banken zum Handeln gezwungen. Allerdings nicht an der Gebührenfront, wie ein Bankenberater im Gespräch mit finews.ch festhält.

«Die Neobanken werden den Schweizer Finanzmarkt auf den Kopf stellen.» – «Die wichtigeren dieser Neobanken werden nun Challenger-Banken genannt, weil sie eine Herausforderung für die klassischen Banken darstellen.» – «Durch diese Challenger-Banken und die Digitalisierung zieht ein Sturm der Disruption auf, der ganze Ertragssäulen der klassischen Banken wegblasen wird.»

Diese und weitere Hiobsbotschaften hörte man in den letzten Jahren landauf landab. Doch die Resultate halten sich bis dato stark in Grenzen, aus dem Sturm wurde höchstens ein laues Lüftchen. Dies, weil sich die Bedrohung durch Schweizer Neobanken bis jetzt jedenfalls stark in Grenzen hält.

Heimische Konkurrenz?

Da ist einerseits Zak aus dem Hause Bank Cler, mit seinen bis Mitte Jahr rund 18'000 Kunden, wodurch das Ziel von 200'000 Kunden bis 2021 in weite Ferne rückt. Und da ist Neon, die eine Kooperation mit der Hypothekarbank Lenzburg einging. Diese ist im Gegensatz zur Konkurrenz zwar kreativ auf dem richtigen Weg, hat jedoch ebenfalls noch viele Baustellen, wie finews.ch in einem Test berichtet hat. 

Und aus dem Ausland kommen zwar die Giganten Revolut und vermutlich – jedenfalls gemäss eigener Aussage  – N26 hierher, bieten aber mangels Schweizer Lizenz keine vernünftige Alternative zur klassischen Hausbank, sondern dienen maximal als Ergänzung. Momentan liegt noch viel Hoffnung beim Newcomer Yapeal, der noch in diesem Quartal an den Start gehen will.

Folglich erstaunt es nicht, dass sich die etablierten Banken bisher nicht allzu stark verängstigt zeigen. Beispiele von UBS und Postfinance zeigen, dass die Gebühren für Retail-Kunden eher ansteigen, statt wie von Experten prognostiziert sinken.

Dornröschenschlaf adé

«Auch wenn die Disruption eher ausblieb, einige Veränderungen sind seit dem Auftreten der Neobanken in der Schweiz doch zu erkennen – die klassischen Geldhäuser erwachen langsam aus ihrem Dornröschenschlaf und machen sich hinter den Innovationsstau, der sich in den letzten Jahren gebildet hat», erklärt Andre Brunner, Partner bei der Management- und Technologieberatungsfirma Capco, im Gespräch mit finews.ch.

Die Challenger-Banken würden die etablierten Banken vor sich hertreiben wie der neue Star auf dem Sportplatz, der plötzlich gut spielt und die anderen nervös macht. Das löse Ideen aus, was sich zum Beispiel beim digitalen Onboarding bemerkbar gemacht habe, über das seit kurzem plötzlich viel mehr Banken verfügten.

Brunner: «Ich glaube eine Grossbank wie die Credit Suisse oder die UBS wäre vor ein paar Jahren nie auf die Idee gekommen, einfach etwas auszuprobieren.» Oder sogar Kooperationen einzugehen, wie die von Credit Suisse und Revolut. Diese ist laut Brunner bis jetzt eine Win-Win-Situation, unabhängig davon, wie strategisch oder langfristig sie auch sein mag.

Digitalbank für KMU?

Ausserdem wird sich in nächster Zeit eine neue Entwicklung bemerkbar machen, wie Brunner antönt: «Stand heute wissen wir, dass sich selbst die grossen Häuser ernsthaft überlegen, digitale Challenger-Banken an den Markt zu bringen. Vielleicht sogar mit einer neuen unabhängigen Marke, für ein ganz spezifisches Nischenpublikum.»

Da gehe es nicht darum, das Retail-Banking der Schweiz mit einer App neu zu erfinden, sondern um spezifische Gedanken, wie zum Beispiel den Bereich «Zahlen & Sparen» ganz konkret anzusprechen oder für kleine und mittelständische Unternehmen das ganze Thema «Online-Banking» zu modernisieren.

Dies mit den spezifischen Ansprüchen, die ein Kleinunternehmer hat, wie zum Beispiel Rechnungsstellung, Gehälter zahlen oder auch Zwischenfinanzierungen, falls es zu finanziellen Engpässen im Unternehmen kommt. 

Experimentierfreudige Banken

Brunner kann noch keine konkreten Namen nennen. Aber: Mehrere grosse Geldhäuser verfolgten den Ansatz, dass es einen Markt gebe, der heute nicht adäquat bedient werde, und den sie als bestehende grosse Bank besetzen wollten. Und tatsächlich sei diese Diskussion meist einigermassen ergebnisoffen, werde nicht nur als Ertragstreiber gesehen, mit dem man gewinnbringend Geschäfte generieren kann.

Stattdessen möchte man es einfach mal ausprobieren: «Schauen, wie schnell so ein Projekt intern abgewickelt werden kann, ob es Learnings gibt, wie man in Zukunft agiler wird, oder ob im Markt eine gewisse Akzeptanz für solche Angebote vorhanden ist. Wenn ja, dann schaut die Bank, wie sie in Zukunft damit umgeht», so Brunner.

Im Gegensatz zur Vergangenheit gehe es den Banken also nicht mehr nur ums reine Geschäft, sondern man sei inzwischen fast schon ein wenig experimentierfreudig geworden.

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