Auch bei den Gebühren im Online-Trading ist ein Rennen auf die Null in Gange. Der Preiskrieg dürfte die Schweiz bald erfassen.

In den USA nennen sie es den «Robinhood»-Effekt: Nachdem die nach dem britischen Rächer der Armen benannte kalifornische Trading-App in den Staaten mit Wertschriftenhandel zum Nullpreis Furore macht, streichen auch etablierte Anbieter ihre Gebühren zusammen.

Für Aufsehen sorgt derzeit die Online-Bank Charles Schwab, die seit dem (gestrigen) Dienstag im Handel mit in Nordamerika gelisteten Aktien, Indexfonds (ETF) und Optionen auf jegliche Gebühren verzichtet, wie unter anderem die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Die Investoren sehen das als böses Omen für die im Online-Handel engagierten Akteure. Die Aktie von Charles Schwab alleine verlor an der Börse fast einen Zehntel an Wert.

Lieber jetzt handeln

Doch das nehmen Schwab & Co. offenbar in Kauf. Lieber jetzt handeln, bevor einem die neue Konkurrenz der Robin Hoods mit ihren Fintech-Pfeilen zur Strecke bringt, so die Überzeugung der etablierten Player. Und legen im Preiskrieg noch eins drauf.

Es ist gut vorstellbar, dass mit Verzögerung auch die in der Vermögensverwaltung als Hochpreisinsel bekannte Schweiz von der Nullpreis-Welle erfasst werden könnte. Denn auch hier sind neue Player auf dem Sprung, die Wertschriften-Handel zum Nulltarif anbieten: Die britische Revolut etwa verfügt ebenso über hiesige Kunden wie etwa die israelisch-zypriotische Etoro.

Verteilte Reviere

Nach eigenen Angaben als erste hierzulande unterwegs war damit die bulgarisch-britische Trading 212. «Es ist aus meiner Sicht ein No-Brainer, dass ein Anbieter mit einem Null-Kommissionen-Angebot in den Schweizer Markt eintritt und damit Erfolg haben wird», sagte deren Mitgründer Ivan Ashminov letztes Jahr zu finews.ch.

Vorerst herrscht im Swiss Banking noch die Ruhe vor dem Sturm. Das Online-Trading wird von der Waadtländer Bank Swissquote dominiert. Weitere bekannte Player sind die dänische Saxo sowie grössere Finanzhäuser mit ihren eigenen Angeboten. Die Gebühren zeigen in der Tendenz nach unten, doch im nur langsam wachsenden Markt sind die Reviere klar abgesteckt – Neuankömmlinge wie die niederländische Degiro sind die Ausnahme.

Bröckelnde Bollwerke

Im Private Banking wiederum forcieren die Anbieter diskretionäre Mandate und schotten sich damit gegenüber einem Preiszerfall im Handel ab. Gewisse Gebühren haben sich dabei gar vom Trend losgekoppelt und verteuert, wie finews.ch unlängst recherchierte.

Doch auf diese Bollwerke sollte sich das Swiss Banking nicht zu sehr verlassen und sich stattdessen wie Schwab mit den Geschäftsmodellen der Fintech-Konkurrenz auseinandersetzen. Die verdienen ihr Geld mit den Kurs-Spreads, auf den Cash-Depots von Kunden – oder sie werden von den Börsen für das zugeleitete Volumen bezahlt.

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