Das World Economic Forum in Davos ist für Firmen die ideale Gelegenheit, sich mit neuen Themen zu profilieren. Während der Klimawandel dieses Jahr en Vogue ist, zeigt Goldman Sachs bereits, womit sich Banken als nächstes beschäftigen müssen. 

Dass Goldman Sachs als Stereotyp aller Investmentbanken gilt, ist kein Zufall: Die amerikanische Bank beweist schon seit 150 Jahren eine gute Nase dafür, wo es Geld zu holen gibt. 

Dafür hat die Bank nicht nur Bewunderung geerntet: Als «Vampire Squid», der alles aussaugt, was nach Geld riecht, wurde das Institut in einem einflussreichen Artikel im US-Magazin «Rolling Stone» verunglimpft. 

Marktmacht einsetzen

Andere Banken tun allerdings gut daran, der Investmentbank unter der Führung von David Solomon nachzueifern. So schwang letztes Jahr keine Bank bei mehr Börsengängen in der Region Emea (Europa, Naher Osten und Afrika) das Zepter das US-Institut. 

Diese Marktmacht will Solomon nun dafür einsetzen, die Welt nach seinem Gusto zu verändern. Während unzählige Firmen das World Economic Forum in Davos dafür nutzen, sich zum Kampf gegen den Klimawandel zu äussern, setzt Solomon bei der Corporate Governance an. 

Weniger weisse Männer

Ab Sommer 2020, so der CEO, werde Goldman keine Börsengänge von Firmen mehr durchführen, in deren Verwaltungsrat nicht mindestens eine Person gewissen Diversitäts-Kriterien entspreche. Die Gremien mit 100 Prozent weissen Männern, welche allein in jüngster Vergangenheit bei etwa 60 IPOs an der Spitze der Börsenneulinge standen, sollen damit der Vergangenheit angehören. 

Langfristig entgingen ihm so vielleicht einige Deals, so Solomon im Interview mit dem Fernsehsender «CNBC» in Davos. Allerdings sei die Performance von Unternehmen mit durchmischten Verwaltungsräten besser. 

Kontroverse Diskussion

Der Fokus bei der Initiative von Goldman Sachs liegt vorerst auf Frauen. Vorerst reicht noch eine Verwaltungsrätin, um die Vorgaben der Banker zu erfüllen. Schon im nächsten Jahr sollen es aber zwei sein.

Mit der Initiative zielt Solomon auf die zweite grosse gesellschaftliche Diskussion, die zumindest in den USA die Schlagzeilen ebenso dominiert, wie der Klimawandel. Die mangelnde Repräsentation von Minderheiten und die richtigen Rezepte dagegen werden dort noch heftiger diskutiert als in Europa. 

Keine grossen Würfe

Indem er bei den IPO-Kunden der Investmentbank eine – wenn auch tiefe – Frauenquote einführt, schafft Solomon Fakten. Die Konkurrenz bringt er damit in Zugzwang und nachdem er im gleichen Zug anbot, bei der Suche nach qualifizierten Kandidatinnen zu helfen, dürfte sich auch der Ertragsausfall in Grenzen halten. 

Vor allem aber positioniert er sich damit als Vorreiter, inklusive weltweiter Medienaufmerksamkeit. Im Unterschied dazu haben zum Beispiel die Schweizer Grossbanken – welche als direkte Konkurrenten von Goldman Sachs auf denselben IPO-Ranglisten weiter hinten auftauchen – keine eigenen grossen Würfe präsentiert. 

Auf den Zug aufspringen

Die UBS hat in ihrem jährlichen WEF-White-Paper mehr Geld von Privaten zum Erreichen der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen gefordert, während die Credit Suisse diese Woche einen zweiten Aspekt ihrer Klimastrategie kommuniziert hat. 

Damit sind beide auf bestehende Initiativen aufgesprungen und haben entsprechend weniger Medienecho generiert. Zugleich ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie auf den Zug von Goldman Sachs werden aufspringen müssen.

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