Jürg Bucher machte die Postfinance zur veritablen Geldmaschine und stabilisierte die Bank Valiant – mit Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vinzenz traf er sich trotz Rivalität zum Bier. Nun hat er sein letztes Spitzenamt im Banking abgegeben.

Extra für ihn, Jürg Bucher, machte die Bank Valiant eine Ausnahme: Damit er auch nach seinem 70. Altersjahr als Präsident amten durfte, setzte die Berner Regionalbank ihr Organisationsreglement aus. Mit der Generalversammlung vom (gestrigen) Mittwoch ist der 72-Jährige nun definitiv zurückgetreten. Für ihn rückt Markus Gygax nach, den Bucher einst als CEO zur Bank geholt hatte.

Die Ausnahmeregelung für Bucher könnte auf ein grosses Ego hindeuten. Stattdessen war Bucher einer, der sein Licht in der Öffentlichkeit unter den Scheffel stellte, hinter den Kulissen aber umso effektiver die Fäden zu ziehen wusste. Das zeigt sich an der langen und abwechlungsreichen Karriere, die der Wichtracher zwischen Staatsbetrieben und Banking hin und her führte.

Geburtshelfer von Swisscom und Postfinance

So stiess der studierte Betriebswirtschafter 1976 zur Post-Vorgängerin PTT, wo er zur Leitung der Finanzen aufstieg und die Abspaltung des Telekom-Konzerns Swisscom vorbereiten half. Von 1998 an prägte er den Wandel der Postfinance vom Zahlungsverkehr-Abwickler zur Retailbank, wobei die Banklizenz bis 2013 auf sich warten liess und das Kreditverbot fürs Institut immer noch anhält. Bucher, seit 2003 Postfinance-Chef, hatte von 2005 an bei Bund und Behörden gegen das Verbot geweibelt.

Dennoch gelang es unter seiner Ägide, die Postfinance zu einer veritablen Geldmaschine auszubauen. Spargelder annehmen und sie am Kapitalmarkt anlegen – damit nahm die Posttochter das Echtgeld vorweg und stürmte von Rekord zu Rekord. Entsprechend wichtig wurde die Bankentochter innerhalb des vielerorts im Rückzug begriffenen Mutterhauses. Anderseits avancierte die Postfinance mit dem Staatskonzern im Rücken zur Gewinnerin der Finanzkrise von 2018.

Das nächste Feuer löschen

Legendär aus dieser Zeit ist auch der Schlagabtausch mit einer anderen Krisengewinnerin, der Raiffeisen-Gruppe, und ihrem damaligen Chef Pierin Vincenz. Der soll zeitweilig gar die Übernahme der Posttochter erwogen haben. Privat konnten Vincenz und Bucher gut miteinander und trafen sich dann und wann auf ein Bier.

Im Jahr 2009 nahm Bucher dann die Zügel des gesamten Postkonzerns in die Hand, nachdem Vorgänger Michel Kunz nach nur wenigen Monaten im Amt ausgeschieden war; 2012 übernahm der Berner dann auf den Höhepunkt seines Einflusses ein weiteres Feuerwehr-Mandat: Er stiess als Präsident zur der in Schieflage geratenen Valiant.

Mit eiserner Hand

Das Regionalbanken-Institut war damals nach einem überambitionierten Expansionskurs ihres früheren Präsidenten Kurt Streit massiv abgestraft worden – nicht zuletzt hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Valiant gerügt, weil diese 2010 eigene Aktien in grossem Stil gekauft hatte, um einen Kurzssturz der eigenen Aktie zu verhindern. Dadurch habe sie Marktmanipulation betrieben.

Bucher schickte das Institut in einen zuweilen schmerzhaften Turnaround. Nach dem Vorbild der Postfinance wollte der neue Präsident Valiant als «einfache» Bank positionieren. Dabei überwarf er sich mit dem damaligen CEO Michael Hobmeier, der das Unternehmen 2013 abrupt verliess. Die Personalie zeigte, dass der joviale Bucher auch anders konnte: Bei der Valiant setzte er eisern seine Direktiven durch.

Kongeniales Duo

Auf Hobmeier folgte der einstige Postfinance-Kader Gygax bei der Valiant, mit dem Bucher seither ein kongeniales Duo bildete. Gemeinsam positionierten sie Valiant in der Avantgarde der Digitalisierung und brachten das Institut erneut auf Expansionskurs. Die Grundzüge der Strategie werden unter dem neuen Vierjahres-Plan bis 2024 unter Chef Ewald Burgener weitergeführt.

Nicht alles ist Bucher in seiner langen Karriere geglückt. Postfinance wartet noch immer auf die Aufhebung des Kreditverbots und hat sich augenscheinlich zu lange auf den Lorbeeren der Ära Bucher ausgeruht, anstatt zeitig neue Geschäftsfelder zu forcieren.

Im Sandwich

Derweil notiert die Valiant-Aktie hartnäckig unter Buchwert, was einige Analysten die Nase rümpfen lässt. Mittelfristig befindet sich die Bank trotz Wachstum in einer unangenehmen Sandwich-Position: Zu gross, um als interessantes Übernahmeziel zu gelten, und zu klein, um nationaler Champion zu sein.

Auf ein anderes Nicht-Eintreffen kann Bucher hingegen stolz sein. Anders als andere Schweizer Topbanker war er nie in einen Skandal verwickelt und könnte tatsächlich eine «weisse Weste» für sich in Anspruch nehmen. Zu finews.ch sagte er dazu mit der ihm eigenen Selbstironie: «Vielleicht hatte ich ein wenig Glück?»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
pixel