Kürzlich ist dem Zürcher Fintech Loanboox die erste Anleihen-Emission auf der eigenen Digital-Plattform geglückt. Das könnte den Kapitalmarkt revolutionieren – kaum zur Freude der etablierten Investmentbanken.

Für die Belegschaft von Loanboox hat es sich angefühlt wie ein Krimi. Am 15. Juli, pünktlich um 9.30 Uhr, öffnete das Buch für die «Selbstemission» eines so genannten Green Bonds der Schweizer Energieversorgerin Axpo.

Gebote für mindestens 100 Millionen Franken mussten platziert werden, damit die Anleihen später an der Börse gehandelt werden konnte. Doch in den ersten zwei Minuten geschah – nichts.

Schweiss floss in Strömen

Als der Schweiss bereits in Strömen floss, gingen endlich vereinzelte Order ein – und dann sehr schnell viele mehr. «Innert 18 Minuten hatten wir die 100-Millionen-Franken-Grenze geknackt», berichtet Loanboox-Gründer Stefan Mühlemann im Gespräch mit finews.ch. Bis 11 Uhr sei ein Volumen von mehr als 200 Millionen Franken von Investoren geordert worden, in insgesamt 50 Geboten oder «Tickets». Dann schloss das Buch. Die Anspannung wich der Erleichterung (Bild unten).

Wie das Zürcher Fintech gleichentags meldete, entschied sich Emittentin Axpo für ein Volumen von 133 Millionen Franken. 35 Aufträge erhielten schliesslich eine Zuteilung der grünen Anleihe. Die erste vollständig digital und in «realtime» durchgeführte Anleihenemission auf der Plattform war damit erfolgreich über die Bühne.

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Durch die Finger

«Die Digitalisierung des Anleihen-Geschäfts lässt sich nun nicht mehr aufhalten», gibt sich Mühlemann überzeugt. Doch werden die etablierten Investmentbanken einfach so zusehen, wie ihnen das einträgliche Geschäft durch die Finger rinnt? Die bisherigen Erfahrungen von Loanboox lassen nicht unbedingt darauf schliessen.

In der Schweiz machen die UBS, die Credit Suisse (CS) und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) das Geschäft weitgehend unter sich aus. Die Zürcher Bank Vontobel wiederum lancierte 2018 die Kapitalmarkt-Plattform Cosmofunding, die ebenfalls im Darlehengeschäft aktiv ist und nach eigenen Angaben allein in diesem Jahr das Volumen verdoppeln konnte.

Kein Wunder in Bern

«Es gab diverse Versuche, uns Steine in den Weg zu legen», sagt Mühlemann. «Aber als grosszügige Gewinner wollen wir uns nicht darüber aufhalten.» Das Ziel sei ja die Kooperation mit den Banken, erklärt der Unternehmer weiter. «Unsere Türen waren und sind weit offen.»

Fakt ist, dass Loanboox die Möglichkeit zur Anleihen-Emission bereits vor zwei Jahren entwickelt hatte und Anfang 2019 erstmals testete. Der Pilot kam damals aber nicht zustande – es handelte sich um eine Anleihe für die Stadt Bern im Umfang von 150 Millionen Franken.

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