Tatsächlich ist es Loanboox nach eigenen Angaben gelungen, das Bankgewerbe wenigstens teilweise für Selbstemissionen zu begeistern. Ein Drittel der Gebote für die Axpo-Anleihe seien aufs Konto der Banken gegangen, berichtet Mühlemann. «Diverse Institute, darunter sowohl kleinere Kantonalbanken wie auch Grossbanken, haben Interesse an künftigen Emissionen gezeigt.»
 
Ohne die Mithilfe von Banken wäre der Axpo-Pilot sowieso nicht möglich gewesen. Als Kotierungspartner und Zahlstelle stand die Zürcher Filiale der französischen Grossbank Société Générale Loanboox zur Seite. Die Deutsche Bank in London übernahm das Market-Making und den Sekundärhandel. Ebenfalls assistierten die Revisionsfirma PwC Schweiz für die Due Diligence und First Advisory Bond Services als Anleihenvertreterin. Die Zürcher Wirtschaftskanzlei Bär & Karrer wirkte als Rechtsberaterin bei der Transaktion mit.

Zum halben Preis?
 
Haben diese renommierten Akteure aufs richtige Pferd gesetzt? Herkömmliche Anleihenemissionen sind weitgehend eine «Blackbox», die Investmentbanken lassen sich punkto Volumen und Preisbildung nicht in die Karten schauen. Auf der Loanboox-Plattform ist genau dies möglich: Emittenten wie Investoren sehen die Preisentwicklung sowie die Anzahl der Gebote und können bei Bedarf nachbessern. Die Zuteilung erfolgt schliesslich nach gebotenem Preis und nach dem Zeitpunkt der Eingabe – «first come, first served».
 
Hinzu kommt das Versprechen, die Transaktion innert weniger Stunden oder gar Minuten und zur Hälfte des Preises abzuwickeln.

Mit deutschem Pass
 
Damit hofft Mühlemann, auch im Ausland zu punkten. «Wir wollen Bondprodukte auf jeden Fall in unseren anderen Märkten anbieten.» Wie auch finews.ch berichtete, haben die Schweizer im vergangenen April eine Lizenz für zusätzliche Finanzdienstleistungen von der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) erhalten. Nun wird deutlich, wozu diese nützlich ist.
 
Von Deutschland erfolgt dank «Passporting» der Sprung in den EWR-Raum – auch dieser ist bereits eingeleitet. Denn im Gegensatz zu Banken, die lokal Pfründen zu verteidigen haben, dürfen Fintechs gross denken. Im Fall von Loanboox bedeutet dies nichts weniger als die Vision, der globale Marktplatz für grosse Fremdkapitalbeträge zu werden.

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