Die von Ralph Hamers vorangetriebene Akquisition eines Zahlungsdienstleisters durch ING entpuppt sich als skandalöser Flop. Das Fintech soll Betrüger und Kunden aus der Glücksspiel- und Pornobranche bedient haben.

Im Jahr 2018 bei der Übernahme von Payvision, eines niederländischen Zahlungs-Fintechs, sagte Ralph Hamers noch, es sei eine der wichtigen strategischen Investitionen in einem Bereich, in welchem ING wachsen wolle.

Hamers hat inzwischen den CEO-Sessel bei ING in Amsterdam mit dem bei der UBS in Zürich gewechselt. Aber Payvision bereitet ING nun zunehmend Probleme. Das Kundenportfolio von Payvision entpuppte sich in den letzten Wochen als sehr zweifelhaft. Das Fintech soll während Jahren auf der Verdachtsliste der Fincen gewesen sein, des amerikanischen Financial Crimes Enforcement Networks, schreibt die niederländische Zeitung «FD Ochtennieuws».

Hohe Summen aus betrügerischen Quellen

Payvision soll Zahlungen mit Kunden abgewickelt haben, die eine gewöhnliche Bank nicht angenommen hätte. Dem Journalistennetzwerk ICIJ zugespielte Dokumente zeigen, hat Payvision Zahlungen mit Geldern im dreistelligen Millionenbereich abgewickelt hat, die mutmasslich aus betrügerischen Quellen stammten.

ING beendete diese Kundenbeziehungen kurz nach der Übernahme im Jahr 2018, nachdem die European Funds Recovery Initiative (EFRI) die Bank auf die betrügerischen Vorgänge bei Payvision aufmerksam gemacht hatte. EFRI hat inzwischen bei der niederländischen Zentralbank eine Beschwerde wegen Geldwäscherei eingereicht. Laut der Organisation ist die ING-Tochter die Wirecard der Niederlande. Das deutsche Zahlungs-Fintech ist nach einem Milliarden-Buchhaltungsbetrug zusammengebrochen.

Kunden abgegeben, Abschreiber

ING ist am Aufräumen: Im vergangenen September übertrug die Bank das profitabelste Kundenportfolio für einen symbolischen Euro an einen ehemaligen Eigentümer von Payvision. Es war das Portfolio mit Kunden aus der Pornobranche im Internet.

Zuvor musste ING einen massiven Abschreiber auf Payvision vornehmen, laut «FD» kostete dieser die Bank 350 Millionen Euro. Wie sich herausgestellt hat, war das Kundenportfolio von Payvision bei der Übernahme zu einem guten Teil sehr risikobelastet und stammte aus der Glücksspiel- und Pornobranche. ING begann dieses Portfolio zwar abzubauen, doch soll die Bank den Kunden viel Zeit gegeben haben, nach alternativen Zahlungsabwicklern zu suchen.

Umsatz und Gewinn von Payvision sind stark zurückgegangen. Auch zweieinhalb Jahre nach der Übernahme ist Payvision noch nicht in ING integriert. Die damals aufsehenerregende Übernahme unter Hamers entpuppt sich als Reputationsschaden und finanzieller Flop.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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