Führende Kräfte am US-Finanzolymp verlieren die Scheu vor dem Bitcoin. Eine Rotation weg vom Gold hat begonnen. Setzt die Wall Street vollends auf die Kryptowährung, wird deren Wert explodieren.

Wie sich die Dinge ändern: Noch 2017 drohte Jamie Dimon, Chef von J.P. Morgan, seinen Bankern mit sofortiger Entlassung, würden sie mit Bitcoin handeln. Drei Jahre später erklären die Analysten der grössten amerikanischen Bank, dass der Preis der wichtigsten Kryptowährung nicht nur weiter zulegt, sondern auch von einem langfristigen Trend getragen wird – der Bitcoin werde von den jüngeren Generationen gekauft, die dereinst an der Börse das Ruder übernehmen.

Gekommen um zu bleiben?

Ins selbe Horn stösst nun der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock. Auch bei diesem Wall-Street-Giganten findet man, die Digital-Devise sei «here to stay».

Dass der Bitcoin beinahe einen neuen Preisrekord erreicht hat, tut wohl sein übriges, um die führenden Kräfte am New Yorker Finanzolymp umzustimmen. So legte die Kryptowährung dieses Jahr in Dollar um 167 Prozent zu. Die grosse Frage, die dabei im Raum steht, lautet: Schafft es der Bitcoin, als gleichwertige Anlageklasse in Portefeuilles von Grossinvestoren aufgenommen zu werden? Die Antwort darauf liegt interessanterweise bei einem anderen Asset, das ebenfalls Rekordpreise erreicht hat – beim Gold.

Die Preisfrage mit dem sicheren Hafen

Seit Beginn der Coronakrise haben das Edelmetall und die Kryptowährung einen fulminanten Paarlauf gestartet. Damit drängten sich Vergleiche auf und auch konservative Anleger mussten sich fragen: Taugt der Bitcoin wie Gold zum sicheren Hafen in der Krise? Jetzt wäre die Gelegenheit ideal für die Digitalwährung, den Beweis dafür anzutreten.

Denn aufgrund der Hoffnung auf einen Impfstoff gegen den Coronavirus und des Machtwechsels in den USA hat der Goldpreis seit dem Herbst einen Dämpfer erlitten – die Anleger beginnen, umzuschichten. Würde dabei nur ein Teil der in Gold geparkten Vermögen im Bitcoin landen, würde der Kurs der Kryptowährung regelrecht explodieren, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Bewegung in Gange

Derzeit sind Bitcoin im Gegenwert von rund 350 Milliarden Franken im Umlauf. Das klingt nach viel, macht aber nur gerade 3 Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung von Gold aus. Würde sich nun – etwa durch Umschichtungen aus dem Edelmetall – dieser Anteil nur schon auf 5 Prozent erhöhen, triebe dies den Bitcoin-Preis auf über 31’000 Dollar. Aktuell handelt die Krypto-Devise zu 18'896 Dollar.

Laut der Agentur ist diese Bewegung in Gange: Family Offices tauschen Gold gegen Coins, der bei Profianlegern beliebte Grayscale Bitcoin Trust etwa hat sein verwaltetes Vermögen seit vergangenem Sommer verdoppelt.

Ein Zweifel bleibt

Letztem August sorgte der Nasdaq-Konzern Microstrategy für Aufsehen, als er 250 Millionen Dollar seiner Cash-Reserven in die Kryptowährung investierte. Microstrategy befand, Bitcoin sei ein verlässlicher «Wertspeicher» und verspreche vor allem langfristig eine höhere Rendite als Cash.

Dennoch ist manchen Wall-Street-Akteuren noch nicht ganz wohl bei der Sache. Sie erinnern sich an den «Kryptowinter» von 2018 und vergangene Kurskapriolen der Digitalwährung. Und fragen sich: Was, wenn sich herausstellt, dass der Bitcoin eben doch keinen inneren Wert hat und nur zum Spekulationsobjekt taugt? «Bei Gold», mahnte ein Investor gegenüber «Bloomberg», «ist das wenigstens nicht zu befürchten.»