Experten haben bereits gewarnt, dass 2021 die grossflächige Weitergabe von Strafzinsen an die Kunden bevorstehe. Stellt ein geplanter Schritt bei der Marktführerin UBS die Branche nun unter Zugzwang?

Die UBS senkt ab 1. Juli den Betrag, ab dem sie die Strafzinsen auf Konti weitergibt. Das erklärte die Grossbank am Dienstag gegenüber der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig). Kunden mit mehr als 250’000 Franken oder Euro auf ihren UBS-Konti zahlen für jeden zusätzlichen Franken -0,75 Prozent Negativzins, respektive -0,6 Prozent für Euro.

Bis jetzt liegt diese Limite für die Weitergabe der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verhängten Negativzinsen bei der UBS noch bei 2 Millionen Franken.

Credit Suisse wartet mit dem Schritt noch zu

Wer sein Geld in Bankprodukten anlegt, soll jedoch von einer grosszügigeren Freigrenze profitieren; für eine Hypothek bei der UBS wird sie um pauschal 500’000 Franken erhöht, so der Bericht weiter. Die Bank schätzt, dass vermutlich «einige Zehntausende» von rund 2,4 Millionen Kunden von dem Schritt betroffen sind – die grossflächige Weitergabe von Strafzinsen an den Kleinsparer ist dies also noch nicht.

Währenddessen haben Konkurrenten die Schraube bereits härter angezogen. Die Post-Tochter Postfinance verlangt ab 100’000 Franken Guthaben den vollen Negativzins von -0,75 Prozent, die Berner Regionalbank Valiant setzen die Schwelle bei 250’000 Franken an. Raiffeisen hat derweil keine Limite definiert, die UBS-Erzrivalin Credit Suisse zieht die Linie noch bei 2 Millionen Franken.

Grenze sinkt gegen 100'000 Franken

Das Beratungsunternehmen EY hatte dieser Tage bei 100 Schweizer Bankchefs bezüglich der Negativzinsen nachgefragt. Resultat: nur noch eine von zehn Schweizer Banken schliesst die Einführung von Negativzinsen im Privatkunden-Geschäft kategorisch aus. Privatkunden, die auf ihren Bankkonti nur wenig Vermögen unter dem Schwellenwert von 100'000 Franken halten, laufen in diesem Jahr also Gefahr, von ihrer Bank zur Kasse gebeten zu werden.

Sechs Jahre nach dem Frankenschock von 2015 müssen die Geldhäuser ihre Negativzins-Politik überdenken. Gemäss der EY-Umfrage gehen die Institute inzwischen mehrheitlich davon aus, dass die Leitzinsen in der Schweiz auch in zehn Jahren noch negativ sein werden.

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