Die milliardenschweren Greensill-Fonds haben der Credit Suisse wiederholt zu schaffen gemacht. Medienberichten überlegt sich die Grossbank dort nun wegen der Beziehung zu einem Stahlmagnaten radikale Schritte.

Die Credit Suisse (CS) beugt sich einmal mehr über ihre Debitorenfinanzierung-Fonds, die sie zusammen mit der australischen Fondsgesellschaft Greensill Capital betreibt. Zu den Szenarien, welche das Asset Management der Schweizer Grossbank (CSAM) derzeit wälzt, zählt offenbar sogar die Trennung von Greensill, wie die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) erfahren haben will.

Der einflussreiche Financier Lex Greensill und die CS könnten damit getrennte Wege gehen, wie es hiess.

Softbank verabschiedete sich

Es ist nicht das erste Mal, dass «Supply Chain Finance» Fonds von Greensill und die Bank gemeinsam im Rampenlicht stehen. Vergangenen Sommer gab die Mehrfach-Beziehungen der Vehikel mit dem Softbank-Imperium des japanischen Milliardärs Masayoshi Son zu reden. Die Episode endete damit, dass sich Softbank letzten Juli aus den CS-Greensill-Fonds zurückzog.

Nun bereitet ein anderer schwerreiches Unternehmer den CS-Bankern Kopfzerbrechen, glaubt man dem «Journal». Die Rede ist vom in Grossbritannien wohnhaften indisch-stämmigen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta. Der Unternehmer zählte früher zu den Eignern von Greensill Capital, während die Fondsfirma Guptas rasch wachsendes Firmenimperium GFG Alliance mit Finanzierungen ausgeholfen hat.

Bafin klopft an

Für die Beziehung zwischen dem Stahlmagnaten und Greensill interessiert sich seit letztem Jahr den deutsche Bankenregulator Bafin, wobei der Fokus auf einer Bank liegt, welche die australische Fondsfirma in Deutschland betreibt. Die Untersuchung dauert an, während dieser Tage bekannt wurde, dass das Gebot einer GFG-Tochter für die Stahl-Sparte des deutschen Industrieriesen Thyssen Krupp gescheitert ist.

Es ist unklar, wie viel Geld von CS-Kunden via die Greensill-Fonds Richtung GFG geflossen sind; die Positionen tauchen in Dokumenten, welche dem «Journal» vorliegen, nicht auf. Auf Anfrage von finews.ch wollte sich die Grossbank nicht zu Greensill und den SCF-Fonds äussern.

Dem Bericht zufolge überlegt sich die CS weitere Varianten zur Entflechtung von Guptas Firmenkonglomerat. Angedacht sind offenbar auch eine Verschiebung der mit GFG verbundenen Investments auf die Bankbilanz – oder im Extremfall gar die Auflösung der Greensill-Fonds, die das Schweizer Institut seit 2017 im Angebot führt.

Auf dem Prüfstand

Letzteres wird man im CSAM wohl zu vermeiden trachten, hatte das Fondsgeschäft der CS doch 2020 mit genug Rückschlägen zu kämpfen: Der Vorsteuergewinn des in den letzten Jahren durchaus erfolgreichen Bereichs fiel um 60 Prozent, was auch einem riesigen Abschreiber in Zusammenhang mit dem amerikanischen Hedgefonds York Capital geschuldet war.

Weiterhin unterliegt die Einheit zudem einer strategischen Überprüfung; letztens war zu hören, dass die Bank an ihren Alternativen Investments, zu denen auch die Greensill-Fonds zählen, unbedingt festhalten möchte.

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