Die Credit Suisse hat ihre milliardenschweren Greensill-Fonds aus dem Handel genommen. Doch die Vehikel dienten in der Vergangenheit auch als Subfonds weiterer Anlagefonds der Grossbank. Nun stellt sich die Frage nach der Streuwirkung.

Das Greensill-Debakel zeigt immer neue unerwartete Auswirkungen, seit sich die Credit Suisse (CS) Anfang Woche entschloss, vier Supply Chain Finance (SCF) Fonds mit verwalteten Vermögen von über 10 Milliarden Dollar vom Handel auszusetzen. Die Fonds verwaltete die Grossbank gemeinsam mit der australisch-britischen Fondsfirma Greensill Capital, die nun vor der Insolvenz steht.

Bares in Aussicht gestellt

Die Greensill Bank in Deutschland wurde gestern in einer weiteren Wendung des Falls zum Schutze ihrer Sparkunden mit einem Moratorium belegt und abgeriegelt. Die deutsche Bankenaufsicht Bafin hat zudem gegen Führung des Instituts eine Strafanzeige wegen mutmasslicher Bilanzmanipulation eingereicht, wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) schrieb.

Hierzulande versuchte die Greensill-Partnerin CS die gegen 1’000 Profiinvestoren, welche in die SCF-Fonds investiert sind und ihre Vermögen blockiert sehen, zu beruhigen. Wie finews.ch berichtete, stellte die Bank die baldige Ausschüttungen von überschüssigen Barmitteln aus den Fonds in Aussicht. Weniger Klarheit haben die Anleger von weiteren Fonds der CS, die ebenfalls am Rande vom Debakel betroffen sein könnten.

Stabile Renditen

Denn wie Recherchen zeigen, fanden die SCF-Fonds in der Vergangenheit als Subfonds von so genannten Multi-Strategie-Instrumenten Verwendung, welche die Grossbank ebenfalls an Anleger vertreibt. Eine Antwort auf Fragen an die CS zur Streuwirkung der Greensill-Fonds und möglichen Massnahmen in weiteren Fonds steht noch aus.

Jene Streuwirkung wird am Beispiel des CS Virtuoso SICAV-SIF Fonds ersichtlich. Dabei handelt es sich um einen Multi-Strategie-Fonds aus dem Zinsenbereich, der stabile, vom Markt möglichst unabhängige Renditen verspricht. Dies, indem er unter anderem in Supply Chain Finance – die Vorfinanzierungen von Debitoren – investiert.

Verästelungen zuhauf

Gemäss dem öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht vom Oktober 2019 war der Virtuoso-Fonds in fünf Subfonds investiert, einer davon war der inzwischen gesperrte in Luxemburg domizilierte CS SFC Fonds.

Die Subfonds wiederum waren damals zu ein bis zweistelligen Prozent-Anteilen in den ebenfalls gesperrten Credit Suisse Nova (Lux) Supply Chain Finance High Income und den Credit Suisse Nova (Lux) Supply Chain Finance High Income Fonds investiert. Die so angelegten Gelder beliefen sich auf etwas über 100 Millionen Dollar. Die Verästelungen von Fonds und Subfonds macht etwa die Luxemburger Fondsdaten-Plattform Fundsquare ersichtlich.

Noch vor kurzem eine Erfolgsstory

Nach einer neuen Recherche der amerikanischen Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) könnte es der Versicherungsschutz gewesen sein, der die Greensill-Franchise zum implodieren brachten. Diverse Tranchen der Fonds waren mit Versicherungen versehen, was sie für konservative Investoren wie Pensionskassen überhaupt investierbar machte. Laut dem «Journal» drohten Versicherer zuletzt damit, diesen Schutz nicht mehr zu gewähren. Diese mögliche Gefahrenquelle, behauptet die Zeitung, habe sich für die CS schon 2019 abgezeichnet.

Noch Ende letzten Jahres bewarb die Fondssparte der CS (CSAM) ihre Greensill-SCF-Fonds als Erfolgsstory. 2017, als die Partnerschaft mit der australischen-britischen Fondsfirma frisch war, hatte das CS-Kundenmagazin «Scope» dem Greensill-CEO Lex Greensill höchstpersönlich eine Plattform geboten.

«Die Partnerschaft ist ein grosser Erfolg», befand der australische Ex-Investmentbanker damals. «Wir sehen eine hohe Nachfrage seitens verschiedener Arten von Investoren, was die Attraktivität unseres Angebots bestätigt. Das von Anfang an beidseits vorhandene ausgeprägte Engagement sieht auch für die Zukunft sehr vielversprechend aus.»

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