Der Staatsfonds des Emirats Katar ist Grossaktionär der Credit Suisse. Dessen Ex-Chef hat offenbar privat Hunderte Millionen Dollar in die Greensill-Fonds investiert – und wird damit zum Leidtragenden der nunmehr harten Gangart der Grossbank.

Die Credit Suisse (CS) hat Scheich Hamad bin Jassim Al Thani viel zu verdanken. Während und nach der Finanzkrise leitete dieser den katarischen Staatfonds QIA und sprang der Schweizer Grossbank mit Milliarden bei, um deren Kapitalbasis zu stützen.

Heute hält die Herrscherfamilie Al Thani über die Qatar Holding 5,21 Prozent am Institut, mehr als jeder andere Aktionär. Und auch sonst sind die Kontakte eng zum Emirat in Nahost.

Die Schweizer wurden bei Investmentbank-Deals häufig berücksichtigt, und seit 2012 betreiben die CS sowie ihre grösste Aktionärin das Vermögensverwaltung-Joint-Venture Aventicum Capital Management in Doha. Im vergangenen September kamen QIA und das Asset Management der CS ausserdem überein, gemeinsam Privatmarkt-Kredite zu vergeben.

Privat verbunden

Im Jahr 2013 schied Scheich Hamad beim Staatsfonds aus, blieb aber persönlich der CS verbunden: Wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, nahm er als Privatmann die Vermögensverwaltung-Dienste der Schweizer Bank in Anspruch – er soll laut anonymer Quelle über diverse Investment-Vehikel an die 200 Millionen Dollar in CS-Greensill-Fonds investiert haben.

Vergangenen März schloss die Bank vier CS-Greensill-Fonds mit zu diesem Zeitpunkt gut 10 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen. Seither hat die Bank 3,1 Milliarden Dollar an die Anleger zurückgeführt und will im April weitere Rückzahlungen vornehmen. Die derzeit vorhandenen liquiden Cash-Positionen verortet die CS bei 1,5 Milliarden Dollar.

Unter den Fonds, welche die CS im März zusätzlich sperrte und nun unter Ausklammerung der Greensill-Anteile wieder öffnet, findet sich sinnigerweise ein Vehikel mit dem Namen des Emirats im Titel: Der Credit Suisse (Lux) Qatar Enhanced Short Duration Fund. Der Fonds verwaltete nach CS-Angaben zuletzt 148,9 Millionen Dollar.

Für Kundengelder kämpfen

Wie auch finews.ch berichtete, ist das Institut dabei von der Möglichkeit abgerückt, die Investoren vorzeitig für Verluste in den Greensill-Fonds zu entschädigen. CS-Chef Thomas Gottstein bekräftigte diesen Kurs nun in einem Presseinterview: Die Bank kämpfe dafür, möglichst viele Kundengelder in den Fonds zurückzubekommen. «Bei unseren Kunden handelt es sich um professionelle Anleger», gab der Bankchef zu bedenken.

Diese «harte» Gangart scheint nun auch den langjährigen CS-Freund Scheich Hamad zu treffen. Weder er noch die Bank wollten der Agentur gegenüber beziffern, wie viel er mit den Greensill-Fonds zu verlieren droht.

An Superreiche vertrieben

Trifft der Bericht zu, ist die Episode ein weiteres Indiz dafür, dass das Geldinstitut die CS-Greensill-Fonds in erheblichem Umfang an superreiche Privatkunden im Ausland vertrieb – in diese Richtung zeigten bereits Recherchen von finews.ch. Offenbar waren die Fonds Bestandteil von massgeschneiderten «bespoke»-Mandaten für die exklusive Klientel.

Eine Interview-Aussage von CEO Gottstein scheint dieses Vorgehen zu bestätigen. «Im Rahmen ihrer Portfolio-Diversifizierung haben viele dieser Kunden nur 5 oder 10 Prozent ihrer gesamten Gelder, die sie von uns verwalten lassen, in diese Fonds angelegt», erklärte der Manager zu den Greensill-Investoren.

Verstrickungen zuhauf

Ebenfalls offenbart sich einmal mehr die Kehrseite der One-Bank-Strategie, derzufolge die Grossbank denselben Kunden mit möglichst vielen ihrer Geschäftsabteilungen bedient. Im Fall von Scheich Hamad kommt noch eine Komponente hinzu: Via dem katarischen Staatsfonds agierte Hamad als Grossaktionär der Bank und konnte auf deren Strategie Einfluss nehmen; der Staatfonds tätigte Deals mit der Investmentbank und betreibt Joint-Ventures mit dem CS Asset Management, während der einstige QIA-Lenker privat in CS-Fonds investiert.

Das alles führt die jüngste Aussage von CS-Chef Gottstein ad absurdum: Gegenüber der «NZZ» erklärte er, dass das One-Bank-Modell die CS risikomässig besser positioniere.

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