Art Basel geht nach Katar – Fortschritt oder Feigenblatt?

Die Art Basel expandiert: 2026 findet erstmals eine Ausgabe in Doha, in Katar, statt. Die prestigeträchtige Messe bringt künstlerische Ambition in die Golfregion, erntet aber auch Kritik.

Mit Doha, der Hauptstadt von Katar, erhält die Art Basel neben Basel, Miami Beach, Hongkong und Paris einen fünften Standort. Die Premiere in der Golfregion soll vom 5. bis 7. Februar 2026 im M7 Creative Hub sowie im Doha Design District über die Bühne gehen.

Anders als klassische Messen setzt die Art Basel Qatar auf ein offenes Format mit kuratierten Solo-Präsentationen. Thema der Erstausgabe: «Becoming», ein Nachdenken über Wandel, Identität und globale Systeme.

UBS als langjährige Partnerin

Seit 1994 wird die Art Basel von der UBS als Hauptsponsorin begleitet. Die Partnerschaft hat wesentlich zum internationalen Ausbau beigetragen; auch in Doha wird die kombinierte Schweizer Grossbank als Partnerin auftreten.

Mit der künstlerischen Leitung der ersten Art Basel Qatar wurde Wael Shawky, ein bekannter ägyptischer Künstler aus Ägypten, beauftragt. Gemeinsam mit Vincenzo de Bellis, Chief Artistic Officer der Art Basel, soll er ein Programm erstellen, welches sowohl internationale als auch lokale Aspekte aufgreift. Neben Messehallen sollen auch öffentliche Räume in Msheireb, dem kulturellen Zentrum Dohas, für die Veranstaltung mit einbezogen werden.

Kunst zur Imagepflege?

Doha als weiteren Austragungsort der Art Basel ist nicht unumstritten. Der autoritär geführte Wüstenstaat steht seit Jahren wegen der Missachtung von Menschenrechten in der Kritik. Wie bereits die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wird nun auch die Art Basel als ein Teil jener Imagepolitik gelesen, mit der Katar internationale Anerkennung sucht. 

Kritikerinnen wie Elke Buhr, Chefredakteurin des Kunstmagazins Monopol, spricht auf SRF von einer ambivalenten Strategie: Auf der einen Seite ermögliche ein kulturelles Engagement wie die Art Basel einen Dialog und könne langfristig zur Öffnung beitragen. Auf der anderen Seite diene die Veranstaltung dazu, kulturelle «Soft Power» zur Imagepflege einzusetzen. Hinzu kommt die Frage, welche Rolle wirtschaftliche Interessen spielen. Die MCH Group, Betreiberin der Art Basel, gehört zu knapp 38 Prozent dem Kanton Basel-Stadt.

Zunehmender Konkurrenzkampf

In Zeiten wachsender Konkurrenz auf dem Kunstmarkt, wie beispielsweise durch die Frieze Art Fair, welche inzwischen auch in Seoul präsent ist, erscheint eine Expansion nach Katar fast als strategisch notwendiger Schritt, um die globale Führungsrolle zu sichern.

Was für Katar ein kultureller Meilenstein ist, ist zugleich ein Beispiel für die neuen geopolitischen Realitäten der Kunstwelt. In der arabischen Welt wächst das Interesse an Kunst und Kultur rasant. Museen, Biennalen sowie Sammler entstehen in Städten wie Abu Dhabi, Riad oder eben Doha. In dieser Dynamik will die Art Basel nicht nur teilnehmen, sondern mitgestalten. Mit dem National Museum in Katar und  «Louvre Abu Dhabi» (beide vom französischen Star-Architekten Jean Nouvel) wurden in den vergangenen Jahren zwei Kunsttempel eröffnet, die international für Schlagzeilen sorgten. 

Mehr als nur Glanz und Gloria?

Ob die Art Basel tatsächlich mehr sein kann als ein angesehenes Kulturereignis, hängt zuletzt auch davon ab, wie ernst sie den Dialog mit der lokalen Szene nimmt. Entscheidend wird sein, ob sie auch kritische Stimmen zulassen, Diversität fördern und strukturelle Entwicklungen unterstützen.