Der Präsident der Schweizer AHV-Ausgleichsfonds ist nicht nur Multi-Verwaltungsrat, sondern auch Präsident von mehreren Finanzfirmen. Nun kommt das Präsidium einer Staatsbank hinzu. Parlamentarier in Bern stellen Fragen.

Manuel Leuthold ist zweifellos ein gefragter Mann. Wie die Genfer Kantonalbank (BCGE) am Mittwoch mitteilte, hat der Genfer Staatsrat den 61-jährigen Finanzprofi zum Präsidenten des Verwaltungsrats designiert. Er löst dort Gilbert Probst ab, dessen Amtszeit abgelaufen ist. Leuthold wird sein Amt nach Abschluss der Generalversammlung vom 29. April antreten, wie es weiter hiess.

Hohes Amt beim AHV-Ausgleichsfonds

Der einstige UBS- und Rothschild-Banker übernimmt bei der BCGE sein mittlerweile achtes aktives Präsidium, wie finews.ch nachgezählt hat. Das wichtigste Amt des Romands ist nach wie das Präsidentenamt beim AHV-Ausgleichsfonds Compenswiss, das er seit 2016 ausübt.

Weiter wirkt er auch bei der Genfer Banque Cramer, den Vermögensverwaltern Enki Capital und Patrimonium Asset Management sowie der Immobiliengesellschaft Varia US Properties als oberster Verantwortlicher. Beim Schweizer Ableger der brasilianischen Bank Itaù sitzt er im Verwaltungsrat, ebenso bei der Crédit Agricole Next Bank in der Schweiz (als Vize-Präsident).

Interpellationen von Rechts bis Links

Dass Leuthold wegen seinem neuesten Präsidium auf bestehende Ämter im Schweizer Finanzwesen verzichten müsste, geht aus der Nachricht der BCGE nicht hervor.

Während der Genfer Staatsrat für den Amtsantritt Leutholds grünes Licht gibt, wunderten sich Bundesparlamentarier wiederholt über die Ämterkumulation des Romands. So reichte FDP-Nationalrat Olivier Feller deswegen bereits 2016 eine Interpellation an den Bundesrat ein; vergangenen März nahm Nationalrätin Manuela Weichelt-Picard von der Grünen Fraktion den Faden mit einer neuerlichen Eingabe auf.

Bundesrat sieht keinen Konflikt

Die Regierung anwortete indes in gewohnter Manier: «Da die Banque Cramer keine Mandate für Compenswiss wahrnimmt, sieht der Bundesrat keinen Interessenkonflikt zwischen dem Verwaltungsrats-Präsidium von Herrn Leuthold und seinem Verwaltungsrats-Mandat bei der Banque Cramer.»

Auch in den Medien geben die vielen Hüte Leutholds wieder zu reden. So beobachtete unlängst die «Aargauer Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig), dass der oberste Lenker des AHV-Vermögens bei der Banque Cramer in Amt und Ehren ist – ein Institut, gegen das die Bundesanwaltschaft ermittelt, wie auch finews.ch berichtete. Das Doppelmandat sei «brisant», befand das Blatt.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.52%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel