Die US-Justiz hat sechs Personen aus dem Umfeld der Schweizer Privatbank Ihag angeklagt, weil sie angeblich mehr als 60 Millionen Dollar über undurchsichtige Kanäle auf geheime Konten vor den Steuerbehörden versteckt haben.

Die US-Staatsanwaltschaft hat die Anklageschrift gegen sechs Schweizer Banker veröffentlicht, denen vorgeworfen wird, wohlhabenden Amerikanern dabei geholfen zu haben, Geld über die Schweizer Privatbank Ihag im Ausland zu verstecken, wie es in einer Erklärung vom Dienstag heisst. Die USA haben auch die Firma Allied Financial Trust angeklagt, eine Schweizer Beratungsfirma für vermögende Privatpersonen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Allied sowie den sechs Bankangestellten im Umkreis des Instituts vor, hinter der so genannten «Singapur-Lösung» zu stehen. Die Anklageschrift geht so weit, die vollen Namen der Banker zu nennen.

Das System soll drei ungenannten hochrangigen US-Steuerzahlern geholfen haben, Vermögenswerte und Einkommen über Treuhandkonten in Hongkong und anderswo zu verbergen.

Anklage ausgedehnt

Mit dieser Anklageerhebung dehnen die US-Behörden ihre seit fast 15 Jahren dauernde Steuerfahndung, die sich bisher vor allem auf die Schweiz konzentrierte, auf andere Steueroasen aus. Die Gelder der Ihag-Kunden wurden offenbar so verschleiert, dass ihre US-Herkunft nicht mehr sichtbar war und damit eine Steuerhinterziehung vereinfacht wurde. So zumindest argumentiert die Justiz.

Rüegg, ehemals stellvertretender CEO der Ihag, kehrte vergangene Woche in die Schweiz zurück, nachdem er im August in Spanien aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden war, wie finews.ch bereits am Montag berichtete. Dem 61-jährigen Schweizer Banker wird vorgeworfen, 50 Millionen Dollar an nicht deklarierten Geldern über das «Singapur-System» versteckt zu haben.

Nicht ganz ehrlich gewesen

Wälchli ist im Top-Management der Holdinggesellschaft, welche die Ihag kontrolliert. Dabei handelt es sich um eine 1949 vom Industriellen Emil Georg Bührle gegründetes Finanzinstitut. Die Ihag selbst nahm vor sechs Jahren an einem US-Programm teil, um frühere Steuervergehen aufzuklären und eine Strafverfolgung zu vermeiden und zahlte dabei 7,5 Millionen Dollar.

Schnellmann betätigte sich als Whistleblower, der bereits 2017 behauptete, die Ihag sei bei ihrer Einigung mit den US-Behörden nicht ganz ehrlich gewesen, wie finews.ch ebenfalls berichtete; Lampert scheint laut dem Sozialen Netzwerk LinkedIn Allied Financial zu besitzen und zu leiten; Sage ist ein ehemaliger Steuerberater in Hongkong; Bechtinger scheint im Ruhestand zu sein.

Schuldeingeständnis führte zur Anklage

Es war das Schuldeingeständnis eines der drei US-Kunden, welches zur Anklageerhebung gegen die sechs Banker führte: Wayne Chinn, ein 79-jähriger vietnamesischer Amerikaner, gab zu, mehr als 17 Jahre lang über 5 Millionen Dollar bei der Ihag über Offshore-Konten versteckt zu haben, wie es in den Gerichtsdokumenten weiter heisst.

Chinn und andere begannen 2010 damit, diese Gelder nach Hongkong und später nach Singapur zu transferieren, wo sie weiterhin von der Ihag verwaltet wurden, heisst es in der Anklageschrift, die erst am (gestrigen) Dienstag entsiegelt wurde, obwohl Chinn sich bereits vor zwei Jahren für schuldig bekannt hatte.

Von Singapur in die USA

Chinn erklärte sich bereit, mehr als 2 Millionen Dollar wegen Steuerhinterziehung im Rahmen des «Round-Trip»-Programms zu bezahlen. Dieses Geld wurde von Singapur aus in die Vereinigten Staaten zurückgeführt. Bei den zwei anderen Kunden, die nicht namentlich genannt werden, handelt es sich um einen in New York ansässigen Hedgefonds-Manager und einen Amerikaner aus North Carolina.

Für Rüegg, Wälchli, Schnellmann, Sage, Lampert und Bechtiger gilt bis auf weiteres die Unschuldsvermutung. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu fünf Jahre Gefängnis, während Allied mit finanziellen Sanktionen rechnen müsste.

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