Besser spät als nie – die Europäische Zentralbank läutet die Zinswende gleich mit einem Doppelsprung ein. Ebenfalls zieht sie einen neuen Verteidigungswall hoch. Schweizer Banken reagieren.

Nun sind es mehr als die erwarteten 0,25 Prozent geworden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat an der regulären Sitzung vom (gestrigen) Donnerstag Abend die Leitzinsen um 0,5 Prozent angehoben. Damit folgte die Notenbank des Euroraums auch dem Beispiel der Schweizerischen Nationalbank, die im vergangenen Juni die Zinsen in einem «Doppelsprung» von 50 Basispunkten erhöht hatte.

Die Massnahme kommt nach Ansicht vieler Beobachter spät. Die Teuerung breitet sich in Europa in immer mehr Segmenten aus.

Unbegrenzte Anleihenkäufe

EZB-Präsidentin Christine Lagarde wies am Donnerstag darauf hin, dass in den kommenden Monaten anlässlich jeder weiteren Sitzung Zinserhöhungen zu erwarten seien. In einer Einschätzung zum Entscheid rechneten die Experten des deutschen Fondshauses DWS damit, dass die Währungshüterin mittelfristig einen neutralen Zins bei 1,5 bis 2 Prozent anstrebt.

Beim lang erwarteten Zinsschritt hat es Lagarde nicht belassen. Ebenfalls brachte die EZB das neue Anti-Fragmentierungsinstrument TPI (Transmission Protection Instrument) offiziell in Stellung, auch wenn sie von einem Einsatz noch absieht. Das TPI soll den geldpolitischen Normalisierungskurs unterstützen und kann bei Bedarf aktiviert werden. Es ermöglicht gezielte und unbegrenzte Käufe der Anleihen einzelner Länder und soll damit Verwerfungen am Obligationenmarkt begegnen, die in den vergangenen Wochen die Angst vor einer «Schuldenkrise 2.0» nährten.

PEPP, APP und Bertha

Im Gegensatz zu den Anleihekäufen im Rahmen des PEPP oder APP kommt beim TPI eine Konditionalität ins Spiel, die sich an fiskalischen Bedingungen der Euroländer orientiert. Ultimativ soll dass Instrument eine Fragmentierung oder gar ein Auseinanderbrechen der Eurozone verhindern.

Das TPI steht in einer Tradition von EZB-Instrumenten, mit denen die Notenbank ihre «Feuerkraft» gegenüber den Finanzmärkten demonstriert. In Erinnerung ist Ex-Präsident Mario Draghi, der im Jahr 2012 nach eigenen Worten die «Dicke Bertha» aufgefahren und notleidenden Banken eine Geldspritze von mehr als 500 Milliarden Euro verpasst hatte. Die «Dicke Bertha» war eine Kanone, die im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam.

Julius Bär verzichtet auf Strafzinsen

Auf das deutliche Zeichen aus Frankfurt hat die Schweizer Privatbank Julius Bär bereits reagiert. Wie das Institut am Freitag mitteilte, belastet es ab 1. August auf Kundeneinlagen in Euro, Schweizer Franken und Dänischen Kronen keine Negativzinsen mehr. Im anhaltenden Negativzins-Umfeld hatte Julius Bär Negativzinsen auf Bargeldbeständen von Kunden in diesen Währungen erhoben.

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