Die Rettungsfusion der Credit Suisse wird nicht nur die Aktionäre und die Mitarbeitenden hart treffen. Die Übernahme durch die UBS hat auch zur Folge, dass nachrangige Anleihen vollständig abgeschrieben werden müssen. Betroffen sind Schulden im Umfang von 16 Milliarden Franken.

Böses Erwachen für einige Obligationäre der Credit Suisse Group (CS): Die Anlegerinnen und Anleger der sogenannten Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der CS gehören zu den grössten Verlierern der Fusion mit der UBS.

16 Milliarden Franken an AT1-Schulden sollen im Rahmen der Rettungsfusion auf Anordnung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) auf null abgeschrieben werden. Dies wäre der bisher grösste Verlust für den 275 Milliarden Dollar schweren AT1-Finanzmarkt in Europa.

Nach der Finanzkrise entstanden

Der Schritt diene der Stärkung des Kernkapitals, heisst es bei der Finma. Doch die Massnahme ist umstritten – und verärgert deshalb auch betroffene Anleger. Denn in einem normalen Abschreibungsszenario sind die Aktionäre die ersten, die einstecken müssen, bevor die AT1-Bonds Verluste erleiden. Gemäss der am Sonntag ausgehandelten Fusion sollen die CS-Aktionäre aber 3 Milliarden Franken erhalten.

UBS-Chef Ralph Hamers sagte laut «Reuters» vor Analysten, die Entscheidung, die AT1-Anleihen vollständig abzuschreiben, sei von der Finma getroffen worden, so dass für die Bank keine Haftung entstehe.

Die AT1-Anleihen entstanden nach der Finanzkrise in Europa. Die Grossbanken wurden gezwungen, zusätzlich zum reinen Eigenkapital sogenannte «Contingent Convertible» Anleihen, kurz CoCos, zu emittieren, die im Krisenfall rasch in mehr Eigenkapital gewandelt oder einfach abgeschrieben werden können. Sie sind Teil eines Puffers aus Schulden und Eigenkapital, der verhindern soll, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für den Zusammenbruch einer Bank aufkommen müssen.

Schwerer Schlag für AT1-Finanzmarkt

Die CS hatte 13 CoCos im Gesamtwert von 17,3 Milliarden Dollar ausstehend, die in Schweizer Franken, US-Dollar und Singapur-Dollar begeben wurden, wie aus von «Bloomberg» zusammengestellten Daten hervorgeht (Artikel kostenpflichtig). Zu den Vermögensverwaltern, die AT1-Anleihen der CS hielten, gehörten laut letzten Informationen (Bloomberg) unter anderem Pacific Investment Management, Invesco und Blue Bay Funds.

Der Schritt der Finma könnte es nun für andere Kreditgeber schwieriger machen, Kapital über neue AT1-Anleihen aufzunehmen, sagten Investoren. Weiter hiess es aus Anlegerkreisen, diese Massnahme sei auch ein Grund dafür, dass die Obligationenmärkte weiterhin unruhig sind.

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