Die Integration der Credit Suisse in die UBS schreitet voran. Doch es gibt auch Komplikationen. Die bisherigen Pläne für China müssen aus regulatorischen Gründen überarbeitet werden. Davon könnte ein US-Finanzriese profitieren.

Sollte die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS heute abgeschlossen werden, würde das fusionierte Unternehmen gegen chinesische Vorschriften verstossen. Die beiden Banken müssen deshalb ihre Pläne zum Ausbau ihrer Präsenz im chinesischen Wertpapier- und Fondsgeschäft in diesem Jahr neu kalibrieren, wie das chinesische Wirtschaftsmagazin «Caixin» berichtet (kostenpflichtiger Artikel).

Die beiden Schweizer Finanzriesen haben ihre Interessen im lukrativen Wachstumsmarkt China kontinuierlich ausgebaut, zumal die Volksrepublik in den letzten Jahren die Öffnung ihres Finanzsektors stetig vorangetrieben hat.

Zwei gehen nicht

So ist die Credit Suisse unter anderem mit 51 Prozent an einem Broker-Joint-Venture beteiligt, der Credit Suisse Securities China. Die CS strebt eine Bewilligung an, um die restlichen Anteile vom chinesischen Partner zu übernehmen. Sie hatte im Jahr 2020 die Mehrheit am Gemeinschaftsunternehmen erlangt und wollte mit diesem von der Metropole Shenzhen aus in den Massenmarkt vorstossen.

Doch das könnte problematisch werden. Denn die UBS hält 67 Prozent an der in Peking ansässigen UBS Securities Co. Gemäss den Vorschriften der Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) darf ein Unternehmen nicht Mehrheitsaktionär von mehr als einer Wertpapierfirma sein.

Potenzielles Problem

Auch die Vorschriften zur Beteiligung an Investmentfondsmanagern stellen für die UBS nach der CS-Übernahme ein potenzielles Problem dar. So hält die CS 20 Prozent am Investmentfondsmanager ICBC Credit Suisse Asset Management – einem Joint Venture (JV) mit der staatlichen Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), der nach Bilanzsumme grössten Bank des Landes.

Die Gesellschaft ist ein führender Investmentfondsmanager auf dem chinesischen Festland. Nach Angaben der ICBC verwaltete sie Ende 2022 ein Vermögen von 1,72 Billionen Yuan (247 Milliarden US-Dollar). Die Einnahmen aus Verwaltungsgebühren rangierten in diesem Jahr unter den Top 10 der Investmentfondsmanager in China, hiess es.

Projekt wird wohl fallen gelassen

UBS wiederum hält 49 Prozent an ihrem eigenen JV in diesem Bereich. UBS SDIC Fund Management verfügte Ende 2022 über ein verwaltetes Fondsvermögen von rund 237 Milliarden Yuan. An sich stellt diese Gesellschaft kein Problem dar. Die Schweizer Bank plant jedoch, eine Lizenz für den Betrieb eines eigenen Investmentfondsmanagers in China zu beantragen, wie Quellen gegenüber dem renommierten Wirtschaftsblatt erklärten.

Sollte die Lizenz erteilt werden und UBS die Gründung der Gesellschaft vorantreiben, wäre die Bank nach Abschluss der CS-Übernahme an drei Investmentfondsmanagern in China beteiligt. Dies würde gegen chinesische Vorschriften verstossen, wonach ein Unternehmen grundsätzlich an höchstens zwei solchen Instituten beteiligt sein dürfe. Um nicht gegen die Regulierungen zu verletzen, werde die UBS ihren Plan aufgeben, eine eigene Lizenz für Investmentfonds zu beantragen, hiess es.

Schnappt Citigroup zu?

In der Zwischenzeit stehe die CS kurz vor dem Abschluss des Kaufs der restlichen Anteile an der Credit Suisse Securities China. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass sie das gesamte Paket verkaufen werde, wenn die Aufsichtsbehörde dem Deal zustimme, hiess es weiter.

Der Verkauf würde eine Lizenz für den Betrieb einer hundertprozentigen Wertpapierfirma beinhalten. Caixin will von mehreren Quellen erfahren haben, dass die Citigroup interessiert ist. Der US-Finanzriese hat noch keine Genehmigung für eine Wertpapierlizenz erhalten, die er Ende 2021 beantragt hat.

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