Twint geht aus dem grossen SIX-Deal mit der französischen Worldline gestärkt hervor. Tatsächlich bietet der neue Grossaktionär spannende Chancen. Doch Twint muss sich hierzulande erst noch beweisen.

Die Ankündigung von Worldline, dem französischen Zahlungsdienstleister und Käufer des Payment-Geschäftes von SIX, sich an Twint zu beteiligen, hat im Bezahl-App-Unternehmen Hochstimmung ausgelöst.

Worldline will 20 Prozent an Twint und wird damit neben SIX und Postfinance zum dritten Grossaktionär. Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, wird Worldline über eine Kapitalerhöhung zum Twint-Aktienpaket kommen. Vorgesehen ist eine Beteiligungsstruktur mit 26,5 Prozent für SIX, 26,5 Prozent für Postfinance, 26,5 Prozent für die beteiligten Schweizer Banken sowie 20 Prozent für Worldline.

Überraschend starkes Bekenntnis

Das Bekenntnis der neuen europäischen Nummer 1 im Payment-Geschäft zu Twint ist auf den ersten Blick überraschend stark. Denn Twint ist eine rein schweizerische Angelegenheit; im Gegensatz zu anderen mobilen Bezahllösungen wie Kredit- und Debitkarten sowie Apple- und Samsung Pay kann Twint von Nutzern nicht international eingesetzt werden.

Es ist nicht der einzige konzeptionelle Fehler, den Twint hat. finews.ch schrieb vor Jahresfrist nach Fehlschlägen bei der Nutzung einen Verriss über die kurz zuvor gestartete App. Neben anhaltenden Nachteilen bei der Nutzung der App beim Einkaufen in physischen Läden, war es auch die Beschränkung ihrer Nutzung innerhalb der Schweizer Landesgrenzen, welche in dem Artikel Kritik erntete.

Führende Lösung für Online-Einkäufe

Dessen ungeachtet hat sich Twint innerhalb der letzten zwölf Monate stark weiterentwickelt. Die App verfügt inzwischen über 800'000 Nutzer. Während diese ihr Smartphone mit der Twint-App an den Ladenkassen jedoch meist in der Tasche lassen und andere und praktischere mobile Bezahllösungen vorziehen, hat sich Twint dank QR-Code zur bevorzugten Lösung für Online-Shopper entwickelt.

Der Schreibende bei finews.ch nutzt Twint im E-Commerce inzwischen auch – ausschliesslich dafür. Der von Twint verfolgte «Added value» beim Bezahlen, die Loyalitätsprogramme, muss sich hingegen erst noch beweisen. Und auch hier ist die Frage: Wollen das die Nutzer?

Einzigartiges Zusammenraufen

Dass sich Worldline für Twint so stark engagiert, hat vorderhand zwei Gründe: Erstens ist Twint ein einsamer Kämpfer gegen die globalen Nicht-Finanzkonzerne wie Apple, Samsung, Google und so weiter, welche den Etablierten das Payment-Geschäft streitig machen. Zweitens ist Twint ein einzigartiges Experiment, zu welchem sich konkurrenzierende Banken zu einer Kooperation zusammengerauft haben.

Dem Vernehmen nach hat insbesondere diese gemeinsame Phalanx die Worldline-Manager beeindruckt. «Wie Twint, glauben wir fest an das Potenzial von Mobile Payment-Lösungen, vor allem, wenn diese von den lokalen Banken unterstützt werden«, sagte CEO Gilles Grapinet vergangene Woche.

Interessanter Worldline-Grossaktionär

Insofern ist es nicht reine Spekulation, wenn man annimmt, dass Worldline mit Twint noch etwas vorhat. Dieses Vorhaben müsste paneuropäisch sein – und weitere Banken an Bord holen. Wordline ist dafür eigentlich prädestiniert.

Denn Hauptaktionär ist Atos, ein Banken-Softwareriese, der sich der digitalen Transformation verschrieben hat. Würde Atos die Twint-Lösung in sein digitales Offering aufnehmen, eröffneten sich der Schweizer Bezahl-App völlig neue Chancen und ein gewaltiges Potenzial für die Erweiterung der Nutzerbasis.

Doch sind dies vorderhand erst Gedankenspielereien. Weder Twint noch Worldline haben sich bislang geäussert, was die Veränderung im Aktionariat für konkrete Auswirkungen hat.

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